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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Kurfürst Friedrich III. hielt sich besonders gerne im Tusculum seiner von ihm sehr<br />

verehrten Mutter auf und erweiterte die Gartenanlagen, wie schon beschrieben, mit<br />

einer Reihe von Parkbauten und „Einsiedeleien“. 1309 Im Jahre 1695 schenkte er das<br />

nur wenige Kilometer nordwestlich vom damaligen Berliner Stadtzentrum entfernte<br />

Dorf Lietze/Lützow seiner Gemahlin Sophie Charlotte. Bereits ein Jahr später<br />

beauftragte Sophie Charlotte Johann Arnold Nehring mit der Planung und dem Bau<br />

einer Sommerresidenz. Die außerordentlich gebildete Sophie Charlotte 1310<br />

entwickelte bis zu ihrem frühen Tode im Jahre 1705 ihren Landsitz Lützenburg zum<br />

vielgerühmten Musenhof in Brandenburg-Preußen, zu einem Tusculum im besten<br />

Sinne. Hier versammelte sie Gelehrte, Künstler, Philosophen und Theologen,<br />

darunter den Philosoph und Historiographen ihrer Eltern Gottfried Wilhelm Leibniz.<br />

Sein wichtigstes philosophisches Werk „Essais de Théodicée“ soll aufgrund<br />

philosophischer Gespräche in Lützenburg entstanden sein. Auf gemeinsames<br />

Drängen von Leibniz und Sophie Charlotte gründete Friedrich im Jahre 1700 die<br />

Berliner Akademie der Wissenschaften. Die „philosophische Königin“ verbanden<br />

mit dem Lehrer ihrer Jugend bis zu ihrem Tode eine enge Freundschaft und ein<br />

intensiver Gedankenaustausch, der sich in Hunderten von Briefen niederschlug. Die<br />

Hoffeste und Veranstaltungen ihres prunkliebenden und oberflächlichen Ehemannes<br />

dagegen empfand sie als langweilig und ermüdend, wie sie in einem Brief an Leibniz<br />

am 11. Juni 1703 beklagte: „Ich entspanne mich dabei, Ihnen von den freudlosen<br />

Ermüdungen zu erzählen, die ich in Berlin erdulde, wo ich immer gelähmt wäre (…).<br />

Zeigen Sie bitte niemandem meinen Brief, denn ich schreibe Ihnen wie einem<br />

1309<br />

1310<br />

Ebenso ließ er u.a. die Berliner Stadtschlösser und das Königsberger Schloss umfassend<br />

vergrößern und stattete sie, seiner Standeserhöhung als König in Preußen gemäß, mit großem<br />

Prunk aus. In Konkurrenz mit Versailles oder auch mit den entstehenden Prachtschlössern in<br />

und um Dresden hinterließ Friedrich mit seinen Schlossbauten und der entsprechenden<br />

luxuriösen Hofhaltung seinem Nachfolger zerrüttete Staatsfinanzen und eine hohe<br />

Schuldenlast.<br />

Sophie Charlotte war die einzige Tochte des Herzogs Ernst August von Braunschweig-<br />

Lüneburg und seiner Gemahlin Sophie von der Pfalz. Tochter und Mutter hatten zeitlebens<br />

ein enges Verhältnis, das durch die gemeinsame Liebe zur Musik, Gartenkunst und<br />

Philosophie gekennzeichnet war. Sophie Charlotte sprach außer deutsch fließend französisch,<br />

englisch und italienisch und spielte hervorragend Cembalo. Zu den Besuchern in ihrem<br />

Elternhaus gehörte u. a. auch Händel. Leibniz rühmte ausdrücklich ihre weitgestreuten<br />

Interessen auch in entfernten Bereichen. Sie war zudem eine sehr eigenständige Person. Ihr<br />

Mann hatte beispielsweise nur Zugang zu ihrem Sommerschloss, wenn er eingeladen war.<br />

Diese Eigenständigkeit führte aber auch zu zunehmender Entfremdung der Ehegatten.<br />

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