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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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die ägyptische Göttin Isis. 306 Die harmonische Einbettung des Pantheons in die<br />

Natur, die sich dem Besucher gleich am Anfang der Wanderung durch den Park<br />

bietet, bildet das zentrale Stück des Stourhead Panoramas als dreidimensionales<br />

Naturgemälde.<br />

Das Jahr 1762 markiert einen Wendepunkt in der Gartengestaltung von Stourhead. In<br />

diesem Jahr wird die palladianische Steinbrücke erbaut und mit ihrer Gestaltung<br />

geschieht die bewusste Einbeziehung des Dorfes Stourton (Abb. 56): „(…) wenn<br />

man beim Pantheon steht, wird man das Wasser durch die Bögen der Brücke<br />

hindurch erblicken, und es wird so aussehen, als fließe der Bach durch das Dorf<br />

herab, als ob sie die Dorfbrücke für die Allgemeinheit sei. Der Blick auf Brücke,<br />

Dorf und Kirche wird insgesamt ein bezauberndes Gaspard-Gemälde am Ende des<br />

Sees ergeben.“ 307 Diese Briefstelle Hoares an Lady Bruce ist zum einen ein Beleg für<br />

die visuelle Phantasie des Schöpfers von Stourhead, der Bild und Parklandschaft zu<br />

einem Gesamtkunstwerk gestaltete und auf ein historisches Gemälde konkret<br />

hinwies, zum anderen bestätigt die Briefstelle mit der durchaus unüblichen<br />

Einbeziehung einer vorhandenen Dorfszenerie - es handelte sich um eine Reihe<br />

efeubewachsener, strohbedeckter Cottages im Tudorstil mit einer gotischen Kirche<br />

aus dem 14. Jahrhundert - die Hinwendung zur eigenen britischen Geschichte. So<br />

folgte dem 1765 aufgestellten original gotischen Marktkreuz aus Bristol 1768 als<br />

Krönung, im doppelten Wortsinn, der 1770-1772 auf einem Hügel etwa zwei<br />

Kilometer westlich des Landschaftsgartens 53 Meter hohe Alfred‟s Tower (Abb. 57).<br />

Damit erhalten die antiken Tempel ihre Pendants aus dem heimischen England.<br />

Diese architektonische Wende erklärt sich nur teilweise aus der allgemeinen „Gothic-<br />

Revival-Mode“ 308 . Mit der 1760 erfolgten Inthronisation von Georg III., mit der<br />

306<br />

307<br />

308<br />

„Das Pantheon-Motiv, das man auch in Lord Burlingtons Chiswick, in Richmond und vielen<br />

anderen Anlagen findet, war in klassizistischen Parks sehr beliebt, einmal wegen seiner<br />

Faszination für Romfahrer, zum anderen wegen seiner kosmischen Symbolkraft. Es war die<br />

wichtigste Inspirationsquelle für Palladio und den englischen Neopalladianismus“. (Sühnel,<br />

1977, S. 24.)<br />

Henry Hoare an Lady Bruce, 23. Oktober 1762, zit. n. Hammerschmidt / Wilke, 1990, S. 75.<br />

Der Stilbegriff „gotisch“ hat im Laufe des 18. Jahrhunderts einen Bedeutungswandel<br />

erfahren, der von dessen pejorativer Verwendung (barbarisch, hässlich, bizarr, altmodisch,<br />

unmodern) bis zu einer höchst positiven Konnotation reicht. „Gotisch“, „angelsächsisch“ und<br />

„freiheitlich“ wurden nahezu zu synonymen Begriffen, mit der Symbolfigur des King Alfred<br />

im Zentrum. Als erster neugotischer Staffagebau gilt der 1716/1717 erbaute „Gothic<br />

Temple“ im Park von Shotover nahe Oxford (Bernard Korzus: ‚Neugotische Architekturen in<br />

deutschen Landschaftsgärten des Alten Reiches‟, in: Michael Niedermeier (Hg.): Bagno-<br />

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