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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Eremitagen, Hôtels und Schlössern“ animierte. 193 Insgesamt entstanden in den Jahren<br />

1748 bis 1756 acht Eremitagen in Versailles, Fontainebleau, Compiègne und Choisy,<br />

Crézy, Ménars, die Schloß- und Gartenanlage von Bellevue mit der dortigen<br />

Eremitage Brimborian und die Pariser „Stadteremitagen“ Hôtel Reservoir und Hôtel<br />

d‟Evreux, dem heutigen Palais de l‟Elysée. 194 Sie bilden aufgrund bestimmter, allen<br />

gemeinsamer Eigenschaften unter der ausdrücklichen Bezeichnung „Eremitage“<br />

einen eigenen Typus. Charakteristika dieser Anlagen, „in denen sich der spezifische<br />

Gartenkunststil des Rokoko am reinsten ausprägte,“ 195 sind Isolierung und<br />

Verkleinerung der Gebäude und Gartenanlagen, Hineinnahme der Nutz- und<br />

botanischen Gärten in die Ziergärten; Bepflanzung der Bosketts mit seltenen<br />

fremdländischen Blumen-, Strauch- und Baumarten, Einbeziehung von<br />

Geflügelmenagerien und Milchwirtschaften unmittelbar in den Ziergarten, gewisse<br />

Asymmetrien und teilweise geschwungene Wege. Die Einbeziehung von bäuerlichen<br />

Tätigkeiten 196 und die rustikale Note der Außengestaltung der Eremitagepavillons<br />

nimmt die Gartenidylle der Marie-Antoinette und des späteren Biedermaier vorweg.<br />

„Der König und Madame Pompadour fühlten sich in den Eremitagen glücklich und<br />

verbrachten viele Stunden und Tage darin (…). Eigentlich hatte er auf die Jagd gehen<br />

wollen, doch nun spielte er mit seiner Geliebten Edelbauer und –bäurin (Abb. 31),<br />

sah den Hühnern und Ziegen zu und frönte in der Küche dem Kochen als Hobby.“ 197<br />

Die Marquise bewohnte im Nordflügel von Versailles eine Wohnung über dem<br />

Appartement des Königs und hatte im Laufe der Jahre eine Reihe von Schlössern<br />

erworben, deren exquisite Ausstattung sofort vom Pariser Geld- und Geburtsadel<br />

nachgeahmt wurde, und dennoch fühlte sie sich in ihrer Eremitage im Park wohler.<br />

1748 ließ sie sich am nördlichen Ende des Versailler Parks auf einem Gelände von<br />

sechs Hektar einen kleinen Landsitz mit fünf Zimmern errichten (Abb. 32), „um sich<br />

193<br />

194<br />

195<br />

196<br />

197<br />

Friederike Wappenschmidt: Der Traum von Arkadien. Leben, Liebe, Licht und Farbe in<br />

Europas Lustschlössern, München 1990, S. 119-121.<br />

Bellevue (1748) war das einzige Schloss, das für Mme de Pompadour neu errichtet wurde,<br />

andere Schlösser in ihrem Besitz wie Crécy (1746) oder Ménars (1760) wurden nur<br />

umgestaltet, zit. n. Dennerlein, 1972, Fussnote 370, S. 210.<br />

Brimborian = eine Kleinigkeit. Mme de Pompadour hatte das Gelände 1750 erworben, „um<br />

dort einen kleinen Garten anzulegen und so eine intime Retraite zu besitzen.“<br />

Dennerlein, 1972, S. 103.<br />

Es wird von Zeitgenossen berichtet, dass Mme de Pompadour sich in ihren Eremitagen als<br />

Schäferin und Milchmädchen verkleidete, und es gibt Portraits von Charles André van Loo<br />

und Maurice Quentin de Latour, auf denen sie als Gärtnerin dargestellt wird.<br />

Wappenschmidt, 1990, S. 122/123.<br />

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