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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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„Grabmäler des Vergil“ gehörten im 18. Jahrhundert zu wiederholt eingesetzten<br />

Gartenstaffagen, die antike Versatzstücke mit den romantisch-sentimentalen<br />

Vorstellungen des ausgehenden Jahrhunderts vermengten, so u. a. in den Parkanlagen<br />

in Kassel oder in Rheinsberg. Das ab Mitte des Jahrhunderts verstärkt einsetzende<br />

Interesse für die neu entdeckten Ausgrabungen in Pompeji und Herkulaneum im Golf<br />

von Neapel schloss auch Besuche beim Grab des Vergil in Pozzuoli und Berichte<br />

darüber mit ein. Das „Grabmal des Vergil“ in der Eremitage von Bayreuth ist eine<br />

direkte Folge einer derartigen Italienreise des Markgrafenpaars Friedrich und<br />

Wilhelmine, die weit weniger religiösen Bauwerken als vielmehr antiken<br />

Denkmälern galt.<br />

Dieses Bayreuther „Grabmal des Vergil“ ist neben dem Ruinentheater und dem<br />

Eremitenhaus des Markgrafen bis heute in seinem ursprünglichen ruinösen Zustand<br />

erhalten. Es wurde als letztes Gebäude zu Lebzeiten der Markgräfin nach ihrer<br />

Rückkehr aus Italien errichtet. Die wirkliche Bezeichnung aus der Erbauungszeit ist<br />

unklar. Bei J. G. Riedel heißt es „Antique von einem Grabmal“ aber auch „Ruine<br />

factice imitée d‟après le tombeau de Virgile“. Füssel spricht auch von „Vergils<br />

Grab“, erwähnt es aber auch als Begräbnisort für Hunde. Spätere Texte übernehmen<br />

dann die Bezeichnungen „Das Grabmal des Vergil“ oder „Das Grabmal des<br />

Folichon“. Tatsache ist, das Gebäude wurde 1755 mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

vom gerade aus Paris und Holland zurückgekehrten Gontard 1632 errichtet, und<br />

Folichon, der Lieblingshund der Markgräfin, war im Mai 1755 verstorben. Ebenfalls<br />

steht fest, dass das Markgrafenpaar auf der kurz zuvor stattgefundenen Italienreise in<br />

Pozzuoli das angeblich unter einem Felsen in der Grotta di Posillipo liegende Grab<br />

Vergils besucht hatte. Die gewählte Architektur des Grabmals in der Bayreuther<br />

Eremitage hat allerdings keinerlei Ähnlichkeit mit dem Grab in Pozzuoli. In<br />

Bayreuth wird statt rustiziertem Grottenmauerwerk und Felsen ein Bauwerk nach den<br />

Regeln der klassischen Säulenordnung mit Segmentgiebel, Architrav und Attika im<br />

Zustande des Zerfalls dargeboten. Dieses Grabmal zeigt sich als eine künstliche<br />

1632<br />

Markgraf Friedrich hatte 1750 seinen „Bauconducteur“ Gontard ins Ausland entsandt. In<br />

Paris besuchte er die 1730 von Jacques Franςois Blondel gegründete Architektenschule und<br />

nach zwei Jahren kehrte er über Holland mit zahlreichen Studienbüchern und Skizzen nach<br />

Bayreuth zurück. Vor der Bayreuther Zeit hatte er einen längeren Italienaufenthalt absolviert<br />

(Karl Sitzmann: ‚Die Frühzeit des Architekten Carl Gontard in Bayreuth‟, Archiv für<br />

Geschichte von Oberfranken, Bd. 36, 1952, S. 140.)<br />

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