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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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scheint bewusst gewählt: ein Platz, der früher zur Belustigung gedient hatte, wird nun<br />

zur Stätte des Todes. Als Sinnbild für die Vergänglichkeit und Unvollkommenheit<br />

des Lebens wählt Heinrich für sein Grabmonument – sicher auch dem<br />

Zeitgeschmack und den Riten der Freimaurer geschuldet – die an sich vollkommene<br />

und harmonische Form der Pyramide, an der aber die obere Spitze fehlt. In ihr<br />

verbinden sich die Funktionen einer realen Grabstätte mit denen einer<br />

stimmungsvollen architektonischen Gartenstaffage. Michael Seiler sieht in dieser<br />

ausgeführten Sepulkralarchitektur eine Übernahme vom sogenannten Grabmal des<br />

Vergil, das Hennert 1771 am Rande des Parks als hölzernes Bauwerk errichtet hatte,<br />

das aber bald verfallen war und nach 1802 abgetragen wurde. „Im Grabmal des<br />

Vergil fanden Geist und Haltung des prinzlichen Hofes Ausdruck als eine von vielen<br />

literarischen Anregungen, die im Garten inszeniert und gelebt wurden.“ 1649 Man kann<br />

Seilers Interpretation übernehmen, man kann aber auch ganz einfach sagen, dass<br />

Pyramiden und Grabmäler des Vergil dem Zeitgeschmack entsprochen haben und,<br />

wie dargelegt, relativ häufig auch in anderen Parkanlagen vorkamen. Im Falle von<br />

Prinz Heinrich gibt es jedoch einen ganz wesentlichen Unterschied: die Pyramide in<br />

Rheinsberg ist keine abwechslungsreiche Staffage wie in den meisten anderen<br />

Parkanlagen, sondern sie stellt eine reale Grabstätte und ein Mausoleum<br />

ausschließlich für den Sarkophag des Erbauers dar. Die Pyramide in Machern<br />

dagegen war zur Aufstellung von mehreren Urnen vorgesehen d. h. in Machern hatte<br />

sie nicht diesen ganz persönlichen einmalig privaten Bezug. Diese intensive<br />

Auseinandersetzung mit seiner Grabstätte geht so weit, dass er, wie berichtet wird,<br />

ein Jahr vor seinem Tode eigenhändig ein zwei Meter hohes Modell aus groben<br />

Feldsteinen mit einer silbernen Kelle in unmittelbarer Nachbarschaft zum<br />

Jupitertempel erbaut haben soll. 1650 Die endgültige Ausführung oblag dem<br />

Bauintendanten Johann Georg Wilhelm Steinert, der in den letzten Lebensjahren des<br />

Prinzen dessen besonderes Vertrauen erworben hatte. Die Pyramide war aus Ziegeln<br />

gemauert, die verputzt und gestrichen wurden. Sie erhob sich in sieben Meter Höhe<br />

über einer quadratischen Grundfläche von 7,40 Meter Seitenlänge. Der Boden wurde<br />

mit Marmorplatten belegt. Der vom Prinzen mit großer Aufmerksamkeit beobachtete<br />

Bau war nahezu fertig, als eine akute Verschlechterung des Gesundheitszustandes<br />

1649<br />

1650<br />

Seiler, 1998, S. 20.<br />

Sommer, 2002, S. 528, Fußnote 7.<br />

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