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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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campagne…où l‟on a le moins d‟attention aux cérémonies“ 155 . Aber bereits 1662<br />

begann Le Nôtre, entgegen den Gegebenheiten der Natur 156 , visionär mit der riesigen<br />

Gartenanlage. 157 Ab 1678 wurde dann auch das Schloss unter Leitung von Le Vau<br />

erweitert (Abb. 25) und anstelle des Louvre in Paris zur ständigen Residenz, zur<br />

„résidence princière“ bestimmt. Das ehemalige Jagdschloss, die ländliche Demeure,<br />

hörte auf ein privates höfisches Refugium, eine höfische Eremitage zu sein.<br />

Versailles wurde zum viel bewunderten und hundertfach nachgeahmten<br />

Repäsentationsobjekt Ludwigs XIV. Jean Baptist Colbert, Oberintendant der<br />

Finanzen und der Bauten, schrieb 1665 an seinen König: „Eure Majestät wissen, daß<br />

in Ermangelung glänzender Kriegstaten nichts so sehr die Größe und den Geist der<br />

Fürsten kennzeichnet wie Bauten, und die ganze Nachwelt misst sie mit der Elle<br />

dieser erhabenen Gebäude, die sie zu ihren Lebzeiten errichtet haben.“ 158 Von<br />

Versailles aus traten auch Le Nôtres Gärten ihren Siegeszug durch ganz Europa an.<br />

Dies galt nicht nur für Versailles als „Regierungssitz“ und Repräsentationsort des<br />

Sonnenkönigs, sondern auch für seine späteren „Eremitagen“, Lustschlösser und<br />

privaten Refugien wie Trianon de Porcelaine, Trianon de Marbre und Marly. Jeder<br />

weltliche und geistliche Fürst in Europa wollte ein entsprechendes Lustschloss. Sie<br />

alle waren fürstliche und luxuriöse Landsitze, jeweils in unmittelbarer Nähe der<br />

155<br />

156<br />

157<br />

158<br />

Evelyne Lever (Hg.): Mémoires, Louis Nicolas Baron de Breteuil, Paris 1992, S. 41.<br />

Einerseits war das gesamte Gebiet sumpfig, was vielen Soldaten durch Sumpffieber das<br />

Leben kostete, andererseits litten die Wasserspiele in Versailles von Anfang an unter dem<br />

mangelnden Gefälle. Bei Führungen durch den König mussten Teile der Springbrunnen<br />

abgestellt werden, damit die anderen Anlagen den nötigen Wasserdruck hatten.<br />

Der französische Garten lag, im Unterschied zum italienischen Garten, nicht auf Hügeln und<br />

Steilhängen, sondern in der Ebene. Aus dieser Topographie heraus entstand der französische<br />

Kanalgarten mit ins Unendliche greifenden Perspektiven und Blickachsen. Anstelle von<br />

Kaskaden wurden stehende Gewässer angelegt. Diese verursachten nicht selten, und sogar in<br />

Versailles, unangenehme Geruchsbelästigungen und das häufig in den französischen Gärten<br />

auftretende Problem der akuten Wasserknappheit, bei der das Wasser für die Kanäle und<br />

Fontänen über weite Strecken mit Hilfe von komplizierten Pumpanlagen herbeigeschafft<br />

werden musste. Ein allseits bewundertes Beispiel war die „Maschine von Marly“ vom<br />

späten 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert (Abb. 26). Vierzehn Wasserräder von jeweils elf<br />

Metern Durchmesser bewegten 259 Pumpen, die das Wasser der Seine auf eine Höhe von<br />

160 Meter beförderten, von wo aus es mittels eines Aquädukts die Springbrunnen von<br />

Versailles und Marly speiste. Die ‚Maschine von Marly‟ wie sie genannt wurde, war eines<br />

der größten mechanischen Bauwerke des vorindustriellen Zeitalters. (Thomas Brandstetter:<br />

Kräfte messen. Die Maschine von Marly und die Kultur der Technik 1680-1840, Berlin 2008,<br />

S. 9-14.)<br />

Gilette Ziegler (Hg.): Der Hof Ludwigs XIV. in Augenzeugenberichten, Düsseldorf 1964,<br />

S. 24.<br />

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