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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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6.2. Gliederung nach funktionalen Gesichtspunkten<br />

Die architektonische Gestaltung der höfischen Eremitagen reichte, wie dargelegt, von<br />

der einfachen Hütte bis zum prunkvollen Pavillon und luxuriösen Landschloss. Diese<br />

Vielfalt hatte nicht nur im jeweiligen zeitlichen Modegeschmack und in der<br />

Finanzkraft der Erbauer ihre Ursache, sondern sie entstand vor allem auch durch die<br />

unterschiedlichen Funktionen der einzelnen Eremitagentypen. Daher sollen in der<br />

nun folgenden Gliederung diese verschiedenen Bestimmungen und Funktionen der<br />

höfischen Eremitagen untersucht und dargelegt werden. Bei der Auswahl der<br />

geeigneten Beispiele wurde darauf geachtet, dass neben den großen Anlagen von<br />

regierenden weltlichen Fürsten und Fürstbischöfen auch barocke Kleinresidenzen<br />

und entsprechende Nachfolgebauten berücksichtigt wurden.<br />

6.2.1. Eremitagen als religiöses Refugium<br />

In dem waldreichen Gebiet des Schönbuchs zwischen <strong>Tübingen</strong> und<br />

Kirchentellinsfurt liegt die Hofdomäne Einsiedel. Diese pfalzgräfliche Domäne<br />

wurde namentlich als „beim Einsiedel“ 1052 um 1280 urkundlich erwähnt. 1053 Herzog<br />

Eberhard (1459-1496) im Bart ließ im Schönbuch zunächst ein Gestüt und dann<br />

1482 auf dem Einsiedel ein Jagdschlösschen „mit flachem Dach nach italienischer<br />

Art“ erbauen. Zehn Jahre später gründete er auf diesem Witwengut seiner Frau<br />

Barbara Gonzaga 1054 , in Anwesenheit des Konstanzer Bischofs, das „St. Petersstift<br />

zum Einsiedel“ für die „Brüder zum gemeinsamen Leben“. Letzteres wurde während<br />

der Reformation nach 42-jährigem Bestand wieder geschlossen und die<br />

dazugehörenden Stiftsgebäude abgerissen, so dass nur noch Fundamente des<br />

1052<br />

1053<br />

1054<br />

In der Literatur gibt es keine Hinweise, ob diese Bezeichnung tatsächlich auf eine frühe<br />

religiöse „Einsiedelei“ zurückgeht, was aber anzunehmen ist. Es gibt jedoch schon vor<br />

Eberhard im Bart im 14. Jahrhundert eine urkundliche Erwähnung des Ortes „Einsiedel“.<br />

Julius Baum: ‚Beiträge zur Baugeschichte <strong>Tübingen</strong>s und seiner Umgebung‟, in: Tübinger<br />

Blätter, Jahrgang VIII, Nr. 2/3, <strong>Tübingen</strong> 1905, S. 38.<br />

Barbara Gonzaga (1455-1503) tritt bei der Stiftung von St. Peter als Mitstifterin auf, da das<br />

Kloster auf dem ihr verschriebenen Witwengut errichtet wurde. In einem um 1476 von Peter<br />

Andlau geschaffenen Glasgemälde im Chor der Tübinger Stiftskirche kniet Barbara Gonzaga,<br />

das Gebetbuch in den Händen, neben dem Wappen der Gonzaga. (Siegwalt Schiek: Der<br />

Einsiedel bei <strong>Tübingen</strong>. Seine Geschichte und seine Bauten, Sigmaringen 1982, S. 42.)<br />

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