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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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unabhängig von Gebäudetypus und Funktion, die Anlage als „Eremitage“ bezeichnet.<br />

Herzog Karl II. August (1746-1795) von Pfalz-Zweibrücken ließ 1776 von seinem<br />

Baumeister Mannlich die vorhandenen Bauteile umgestalten und ergänzen. Es gibt<br />

einen Holzstich von 1823, an dem sich die damaligen Bauteile ablesen lassen.<br />

Zwischen zwei runden Treppentürmen befindet sich ein dreistöckiger Gebäudeteil,<br />

an den sich ein Mittelrisalit mit vier Säulen und einem Dreiecksgiebel anschließt.<br />

Dieser mittlere Trakt ist zweistöckig und endet bei einem viereckigen Turm. Das<br />

Gebäude soll zwei Salons und 14 Zimmer enthalten haben. Maria Amalia, die<br />

Gemahlin von Karl II. August, erhielt die Eremitage zum Geschenk und ließ vom<br />

Hofgärtner Petri einen Lustgarten anlegen. Nachdem aber ab 1778 der Karlsberg zur<br />

neuen Residenz erklärt und bezogen wurde, verkaufte Maria Amalia die Eremitage<br />

1781 an Minister Freiherr von Esebeck, dieser verkaufte sie bereits 1783 an Petri.<br />

Obwohl diese höfische Eremitage von Anfang an als „Eremitage“ bezeichnet wurde,<br />

stellt sie – ohne irgendwelche typischen architektonischen Eremitagen-Kennzeichnen<br />

– lediglich einen Rückzugort, eine „Retraite“ für enttäuschte fürstliche Damen dar.<br />

Aber gerade dieses Beispiel zeigt, wie der Begriff „Eremitage“ teilweise in ganz<br />

allgemeinem Sinne ohne konkrete Funktion verwendet wurde.<br />

Ebenfalls Herzog Karl II. August ließ auf der Berghöhe östlich von Homburg<br />

zwischen 1776 und 1791 die nahezu einen Kilometer lange Residenz Schloss<br />

Karlsberg 1156 erbauen (Abb. 175). Als Präsumptiverbe aller Wittelsbacher Länder 1157<br />

nach dem Tode Carl Theodors sollte diese Schlossanlage die zukünftige bedeutende<br />

Stellung des Herzogs innerhalb der Großmächte verkörpern. Diese „größte<br />

1156<br />

1157<br />

Der Karlsberg wurde ab 1777 vom Herzog und seiner Hofhaltung in zunächst beengten<br />

Verhältnissen bewohnt; im Laufe der Jahre wurden die einzelnen Bauten vergrößert und<br />

gewaltig erweitert. 1793 lebten rund 2000 Menschen in der neuen Schlossanlage, weiterhin<br />

wurden 600-1000 Pferde, 1000 Jagdhunde und riesige Mengen an Nutztieren auf dem<br />

Karlsberg versorgt. Der Karlsberg war eine eigene Stadt für sich. Für den endgültigen<br />

Abschluss der Bauarbeiten - auch der Gartenanlagen - spricht eine Eintragung im<br />

Kirchenprotokollbuch von Homburg vom 12. Mai 1791, bei der der herzogliche<br />

Brunnenmeister Philipp Beyer zwei Kelche der protestantischen Pfarrkirche in Homburg<br />

stiftete „zur Dankbarkeit wegen der glücklichen Vollendung des Karlsberges“. Die beiden<br />

Kelche mit eingraviertem Text sind in der Pfarrkirche von Homburg noch vorhanden.<br />

(Weber, 1987, S. 169.)<br />

Die Wittelsbacher Gebiete umfassten das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die<br />

Kurfürstentümer Bayern und Kurpfalz und umfangreiche Besitztümer am Niederrhein und<br />

im Elsaß. Der Erbauer des Karlsbergs verstarb 1795, sein Bruder erbte 1799 alle<br />

Wittelsbacher Länder. Er ließ sich in München nieder und wurde 1806 als Max I. Joseph =<br />

Maximilian I. der erste König von Bayern.<br />

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