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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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jeweils durch ein kleines Fenster erhellt 768 und haben, mit Ausnahme des<br />

„Schlafzimmers“, eine Öffnung zum Mittelraum der Magdalenenkapelle. In<br />

historischen Berichten heißt es, dass zu Sibyllas Zeiten das ganze Gebäude innen und<br />

außen mit Baumrinde verkleidet war. Die neuere Forschung stellte eine „auffällige<br />

Ähnlichkeit“ mit Sibyllas elterlichen Schlosspark in Schlackenwerth und der<br />

Gartenanlage des Lauenburger Stammschlosses fest. Es gibt ein Ölgemälde, dessen<br />

Kopie heute im Elbschifffahrtsmuseum in Lauenburg verwahrt ist, auf dem ein<br />

„oktogonales, sich turmartig verjüngendes Lusthaus mit Laterne“ eine äußerlich<br />

exakte architektonische Vorlage für die Eremitagenkapelle im Park von Schloss<br />

Favorite darstellt. 769<br />

In dem nur spärlich beleuchteten Inneren erwartet den Besucher eine mystische,<br />

weltentrückte Atmosphäre. Die farbigen Scheiben in den Kuppelfenstern tauchen den<br />

Raum in ein fahles, gelbliches Licht. Die tropfsteinartigen Stuckelemente an der<br />

Decke verstärken den höhlenartigen Charakter des zentralen Innenraums. Die Wände<br />

sind mit echter oder gemalter Baumrinde bedeckt. Die Einrichtung ist äußerst<br />

primitiv. Einfache, bäuerliche Holzmöbel im Esszimmer, eine geflochtene Matte im<br />

Schlafzimmer, in der Küche eine grob gemauerte Feuerstelle und in der Kapelle ein<br />

Altar aus roh gefügten Steinplatten. Daneben aber überrascht die ungewöhnliche<br />

religiöse Ausstattung: fast lebensgroße bekleidete Holzfiguren, mit Köpfen und<br />

Händen aus Wachs, die sehr lebendig wirken. Sie stellen im Esszimmer die heilige<br />

Familie dar, ein leeres Tabourett steht am Platz der Markgräfin (Abb. 141). Im<br />

Schafraum erinnert in der Ecke über dem Schlafplatz ein Totenkopf und Knochen<br />

aus Wachs mit der Unterschrift „Adam ubi es“ als Memento mori. In den übrigen<br />

Räumen sind liturgische Gewänder und Gefäße mit Löffeln ausgestellt. In der<br />

Magdalenenkapelle sind Holzfiguren, die in drei Szenen die Begegnung Magdalenas<br />

mit Christus überaus realistisch darstellen: Beweinung Christi durch Maria<br />

Magdalena, der auferstandene Christus erscheint Maria Magdalena als Gärtner 770 und<br />

768<br />

769<br />

770<br />

Zur Zeit der Markgräfin konnten alle Lichtquellen durch Schiebeläden verschlossen werden,<br />

und die Grabrotunde war dann nur noch aus der Kuppellaterne beleuchtet.<br />

Matthies / Schubert, in: Buttlar / Meyer, 1996 S. 397. Ein Lauenburger Stadtplan von 1735<br />

zeigt die einzelnen Gartenkompartimente in exakt derselben Weise wie das Ölgemälde<br />

(Fußnote 9, S. 401). Matthies / Schubert verweisen auf eine „frappante Ähnlichkeit“ mit<br />

einem Gartenpavillon in der Villa d‟Este in Tivoli“, was an der architektonischen<br />

Übereinstimmung zwischen Eremitage und Lauenburger Lusthaus nichts ändert.<br />

Siehe Kapelle Schleißheim<br />

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