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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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6.1.2. Eremitage als Pavillonanlage<br />

Das Urbild und Modell für eine Eremitage als Pavillonanlage ist Marly-Le Roi, das<br />

sich Ludwig XIV. in den Jahren 1679-84 in der Nähe von Versailles hatte erbauen<br />

lassen und das er ausdrücklich „Eremitage“ genannt hatte. Wie das Residenzschloss<br />

Versailles wurde auch diese Idee des Rückzugs ins Private und die entsprechende<br />

Architekturgestaltung in zahlreichen Parkanlagen in ganz Mitteleuropa übernommen.<br />

Diese Pavillonanlagen wurden teilweise ebenfalls als „Eremitage“ oder auch nur als<br />

„Marly“ bezeichnet. Aber auch ohne diese Benennungen können Pavillonanlagen<br />

den höfischen Eremitagen zugeordnet werden, wenn sie den baulichen und ideellen<br />

Voraussetzungen von Marly entsprechen. Die architektonische Grundkonzeption sah<br />

in Anlehnung an den Prototyp von Marly Pavillonensembles mit einem<br />

Hauptpavillon und untergeordneten angebauten oder freistehenden Pavillongebäuden<br />

vor. Im Gegensatz zu den Einzelpavillons in der Parkanlage eines Schlosses 660<br />

wurden die Pavillonensembles jeweils als selbständige Einheiten betrachtet. Diese<br />

architektonischen Anlagen mit einem zentralen Hauptpavillon und seitlich<br />

angeordneten Nebengebäuden, entweder in Rechteckform, in gestaffelter Anordnung<br />

oder strahlenförmig im Kreis angelegt, symbolisierten und demonstrierten schon<br />

äußerlich die absolutistische Staatsform, die jeder kleine Fürst in seinem Territorium<br />

nachahmte. Die Sonderform der Pavillonbauweise mit Hauptpavillon im Zentrum<br />

und weiteren kleineren Bauten kreisförmig um den Mittelbau angelegt, war für<br />

Jagdpavillons zu Anfang des 18. Jahrhunderts eine häufig angewandte Bauform. Hier<br />

steht die Eremitage von Waghäusel als Musterbeispiel für eine Reihe von<br />

Jagdschlössern. Diese Jagdschloss-Pavillon-Anlagen werden gesondert unter Punkt<br />

6.2.3. aufgeführt. Allen großen und kleinen Pavillonanlagen ist gemeinsam, dass sie<br />

– wie Marly - in kurzer Entfernung zum Residenzort und Residenzschloss in einer<br />

meistenteils ebenen Parkanlage errichtet wurden und dass sie zum zeitweiligen<br />

sommerlichen Aufenthalt des Fürsten allein oder mit einer ausgewählten<br />

Höflingsschar genutzt wurden.<br />

660<br />

Siehe Kapitel 6.1.3.3. „Garten-Pavillon“.<br />

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