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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Repräsentionsobjekt 1188 umgestaltet. In Deutschland verbreitete sich die Anlage von<br />

Jagdsternschlössern 1189 flächendeckend von Bayern bis zum Emsland. Als Prototyp<br />

soll hier die „Eremitage von Waghäusel“ an den Anfang gestellt werden.<br />

Nach den vorliegenden Plänen gehen die ersten Arbeiten der Eremitage von<br />

Waghäusel auf das Jahr 1723 zurück. Der Architekt Michael Ludwig Rohrer war<br />

dem Fürstbischof Damian Hugo (1676-1743) von der befreundeten badischen<br />

Markgräfin Sibylla Augusta empfohlen worden. 1190 Rohrer entwarf zunächst einen<br />

sechzehneckigen Zentralbau, der in einem Wegestern liegt. Acht kleine „Cavalier-<br />

Pavillons“ lagen gleichmäßig angeordnet zwischen den Wegeachsen in der<br />

Boskettzone, vom Hauptbau durch schmale Wege erreichbar. 1191 Ab dem Jahre 1727<br />

wurde Balthasar Neumann, der inzwischen die Bauleitung im Bruchsaler Schloss<br />

übernommen hatte, verstärkt auch bezüglich Waghäusel um Rat gefragt. Vermutlich<br />

war er es, der den Abriss der alten acht Cavaliers-Pavillons empfahl, die durch vier<br />

neue ersetzt wurden, drei davon sind bis heute erhalten. Sie wurden näher an den<br />

Hauptbau herangerückt, durch eine Ringmauer verbunden und enthielten<br />

Wohnräume für Gäste, Stallungen für die Unterbringung der Pferde und einen<br />

Küchenbau. An den Wegeachsen waren jeweils Tore angebracht (Abb. 177). Unter<br />

Franz Christoph von Hutten (1706-1770), Damian Hugos Nachfolger, wurden vier<br />

halbrunde Bauten, sogenannte „Ohren“ an die kreuzförmige Erweiterung des<br />

1188<br />

1189<br />

1190<br />

1191<br />

Die Schlösser Favorite bei Rastatt, Schleißheim oder Ludwigsburg sind nur wenige Beispiele<br />

für ursprünglich bescheidene Jagdschlösser, die zu großartigen Repräsentationsgebäuden<br />

umgestaltet wurden.<br />

Vor allem für die Ausrichtung der damals beliebten Parforcejagden, einer Hetzjagd zu<br />

Pferde, eignete sich weitläufiges, ebenes Gelände mit lichtem Wald und wenig Unterholz.<br />

Neben schnellen Hunden und Pferden war ein übersichtliches Gelände erforderlich, um das<br />

Wild über längere Strecken verfolgen zu können, bis es erschöpft zusammenbrach. Zur<br />

besseren Orientierung der weit auseinander reitenden Jagdgesellschaft wurde das Areal durch<br />

sternförmig angelegte Schneisen in Segmente aufgegliedert. Von dem jeweiligen Abschnitt<br />

eines bis zu ca einhundert Quadratkilometer großen Reviers fanden die Jäger über die<br />

geradlinig verlaufenden Schneisen, die zum Zentrum und Ausgangspunkt des Sterns führten,<br />

an ihren Sammelpunkt zurück.<br />

Hassler, 1985, S. 60.<br />

Ludwig Rohrer hatte bereits in der Rastatter Eremitage einen oktogonalen Zentralbau<br />

verwirklicht, weitere folgten mit dem Jagdhaus auf dem Fremersberg und mit der Rastatter<br />

Pagodenburg nach dem Nymphenburger Vorbild. Palladios Villa Rotonda in Vicenza stand<br />

Pate für die Symbolik der barocken Ordnung, bei der im Mittelpunkt der Strahlen der<br />

Zentralbau des Herrschers vorgesehen war. Die Pavillonarchitektur, wie sie in Marly zum<br />

Synonym für Eremitagen wurde, wird auch hier von Rohrer übernommen und mit dem<br />

Zentralbau kombiniert.<br />

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