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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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hatte. 326 Der Erbauer der Schloss- und Gartenanlage Hellbrunn, Markus Sittikus,<br />

wurde 1574 im Vorarlberger Schloss Hohenems in eine angesehene Familie mit<br />

engen Verbindungen nach Italien und zum Heiligen Stuhl geboren. 327 Schon in seiner<br />

Jugend lernte Markus Sittikus aus eigener Anschauung die Villen in Rom und Tivoli<br />

sowie die Villa Suburbana Mondragone seines Onkels und die Villa Aldobrandini in<br />

Frascati kennen. Alle diese Orte waren berühmt für ihre Wasserspiele und<br />

Wasserscherze. Der Marmortisch in der Villa Lante in Bagnaia wurde zum Vorbild<br />

für das Theatrum (römisches Theater) mit Fürstentisch und Weiher in Hellbrunn<br />

(Abb. 61). Ob Markus Sittikus Villa Lante oder gar Pratolino persönlich gesehen hat,<br />

ist nicht bekannt. 328 In dieser prunkvollen fürstbischöflichen und päpstlichen<br />

Umgebung war es für ihn selbstverständlich, dass er die geistliche Laufbahn<br />

einschlug, und so erhielt er mit 12 Jahren bereits die niederen Weihen. Im Jahre 1612<br />

wurde er zum Nachfolger seines Cousins Wolf Dietrich von Raitenau gewählt, der,<br />

infolge kriegerischer Auseinandersetzungen um das Salzmonopol mit dem<br />

bayerischen Herzog Maximilian I., abgesetzt worden war. Die fünfjährige Kerkerhaft<br />

auf der Festung Hohensalzburg, die zum Tode von Wolf Dietrich von Raitenau<br />

führte, ist ein dunkles Kapitel im Leben des Markus Sittikus, zumal er von seinem<br />

Amtsvorgänger sehr gefördert worden war. Er überlebte ihn nur um zwei Jahre.<br />

Unter der Leitung seines italienischen Baumeisters Santino Solari (1576-1646) 329<br />

und weiterer Künstler aus Italien begann Markus Sittikus sofort nach seiner Wahl<br />

1613 mit dem Bau einer neuen Kathedrale und einer Villa Suburbana in Hellbrunn.<br />

In seiner nur siebenjährigen Regierungszeit entwickelte er eine ungewöhnlich rege<br />

326<br />

327<br />

328<br />

329<br />

Domenico Ghisberti, in: Irene Schrattenecker: ‚Drei Briefe aus Hellbrunn – 1670 im August<br />

geschrieben von Domenico Ghisberti‟, in: Barockberichte 31, Salzburg 2001, S. 17.<br />

Der heilig gesprochene Mailänder Kardinal Carlo Borromeo war ein Halbbruder seiner<br />

Mutter Hortensia Borromeo, die aus der Mailänder Familie der Medici stammte. Der Onkel<br />

von Markus Sittikus, Kardinal und Bischof von Konstanz, Marco Sittico d‟Altemps, lebte als<br />

enger Vertrauter von Papst Pius IV. in Rom. Nach dem frühen Tode seiner Mutter kam der<br />

achtjährige Markus Sittikus an das Collegio dei Nobili nach Mailand, mit elf Jahren ging er<br />

nach Rom zu seinem Onkel und wohnte in dessen prächtigem Stadtpalast.<br />

Schaber, 2004, S. 29. Nachweislich gibt es aber viele Gemeinsamkeiten, die darauf<br />

hinweisen, dass diese Orte mindestens über Stiche bekannt waren. Ein derartiges - allerdings<br />

späteres - Vorlagenbuch für die Gestaltung von Grotten war die Stichsammlung von Georg<br />

Andreas Böckler: Architectura curiosa nova, Nürnberg 1664. Nachdruck Graz 1968.<br />

Über die Tätigkeit Solaris in Hellbrunn gibt es aufgrund des vollständigen Fehlens von<br />

Bauakten keine völlige Sicherheit. Lediglich seine Beteiligung bei einem Fastnachtsumzug,<br />

bei dem er das Modell des Lustschlosses mit sich führt, gilt als indirekter Beweis. (Robert R.<br />

Bigler: Schloss Hellbrunn und sein Bauherr Markus Sittikus von Hohenems – Eine<br />

Neubewertung, Zürich 1993, S. 31.)<br />

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