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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Frömmigkeit auf der anderen Seite bestand.“ 388 Sporck war eine äußerst<br />

widersprüchliche Persönlichkeit, die sich möglicherweise durch den Makel des<br />

„Neureichen“ und adeligen „Aufsteigers“ erklären lässt. 389 Sein treffender<br />

Wahlspruch lautete „Justitia et Veritas“. Dies äußerte sich einerseits in einer<br />

ausgeprägten Prozesssucht, in Jagd 390 - und Spielleidenschaft und andererseits in<br />

religiösem Sendungsbewusstsein in teils traditioneller, teils frühaufklärerischer<br />

Weise. Sporck hatte 1680 im Alter von achtzehn Jahren auf seiner Kavalierstour in<br />

Frankreich die neuerrichteten baulichen und gärtnerischen Anlagen sowie das<br />

höfische Treiben kennengelernt, als Versailles auf seinem absoluten Höhepunkt<br />

stand. Dabei war er von den rauschenden Festen, der raffiniert frivolen Prunksucht<br />

und der barocken französischen Kunst mit ihrer Symmetrie und Axialität fasziniert<br />

und tief beeindruckt. In Paris lernte er aber auch die jansenistische katholische<br />

Reformbewegung kennen, die sein weiteres Leben bestimmen sollte. So standen sich<br />

ab 1695 das linkselbische barocke Kurbad-Areal und das am rechten Ufer errichtete<br />

Kloster- und Hospitalareal mit der Dreifaltigkeitskirche gleichberechtigt gegenüber.<br />

Beide Zentren verband eine Blickachse, die von der Maria Himmelfahrt Kirche 391<br />

über das Schlösschen und zentrale Badhaus bis zur Sporckschen Grabeskirche am<br />

anderen Elbufer führte. „Eine kleine heile Welt, eingerahmt von zwei Gotteshäusern.<br />

Dabei bildete Maria Himmelfahrt gleichsam die Spitze der Pyramidenkomposition<br />

des Kukusbades.“ 392 Alle weiteren Bauten und Anlagen gruppierten sich<br />

symmetrisch um diese zentrale Achse. Sporck übernahm von Versailles den<br />

barocken architektonischen Grundgedanken und die Freude, rauschende Feste für<br />

seine Kurgäste zu arrangierren; er übernahm aber nicht die absolutistischen Formen<br />

der Machtdemonstration. Dies zeigt sich sehr deutlich in der Anlage seines<br />

„Schlösschens“, das er relativ unscheinbar mitten im Gebäudekomplex des<br />

Kurhausbetriebs, aber dennoch an der Spitze der Zentralachse plazierte. Über ihm<br />

388<br />

389<br />

390<br />

391<br />

392<br />

Hilda Lietzmann: ‚Des Reichsgrafen Franz Anton von Sporck Kukus-Bad‟, Archiv für<br />

Kulturgeschichte, Bd. 55, H 1, 1978, S. 154.<br />

Er kaufte für 100 000 Gulden den Titel eines böhmischen Statthalters.<br />

Er gründete 1695 den bis heute bestehenden Hubertusorden und verlieh die entsprechenden<br />

Ordenssymbole an Kaiser Karl VI. und an die Könige August II. von Polen und Friedrich<br />

Wilhelm I. von Preußen.<br />

Sporck lässt bereits 1697 die Kapelle Maria Himmelfahrt oberhalb der drei<br />

zusammenfließenden Heilquellen errichten. Er sieht in diesen drei Quellen wiederum die<br />

heilige Dreifaltigkeit symbolisiert.<br />

Karl-Heinz Otto / Stanislaw Bohadlo: Kuks das ostböhmische Wunder, Potsdam 2005, S.13.<br />

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