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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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von Station zu Station 408 , beginnend mit Christus und der Samariterin am<br />

Jakobsbrunnen, dann die Reliefs der Geburtsszene mit der Anbetung der Hirten und<br />

der Heiligen drei Könige. 409 . Diese Szenen gaben dem „Neuwald“ den Namen<br />

„Bethlehem“ (Abb. 86). Eine Grotte neben den Reliefs wurde als Geburtshöhle und<br />

heilige Grotte gedeutet. Die Hl. Magdalena und der enthauptete Johannes, jeweils mit<br />

Totenschädel, liegen in Überlebensgröße auf dem Boden ausgestreckt. Ursprünglich<br />

stand bei Johannes noch ein Lamm. Ein weiteres Relief verdeutlicht die Vision des<br />

Hl. Hubertus, der vor dem Hirsch mit dem Kruzifix zwischen dem Geweih<br />

niederfällt. Die auf dem Relief dargestellten Waldbäume bilden einen nahtlosen<br />

Übergang zum realen umgebenden Wald. Ebenso liegen alle aus den herumliegenden<br />

Felsen gemeißelten Skulpturen auf dem nackten Waldboden ohne jeglichen Sockel<br />

„Die überlebensgroße Figur des Hl. Onufrius (Abb. 87) gehört nicht nur zu den<br />

bedeutendsten Plastiken des Bethlehemwaldes, sondern zu den wertvollsten Arbeiten<br />

Brauns überhaupt.“ 410 Der nackte, nur mit seinen Haaren bedeckte Einsiedler kauert<br />

auf dem Boden und stützt sich auf einen Totenschädel. 411 Der Kopf ist zur Seite<br />

gedreht mit Blick nach oben. Der ungeheuer expressive Ausdruck mit der<br />

riesenhaften Gestalt, den tiefen Augenhöhlen und der muskulösen Bearbeitung von<br />

Armen und Beinen hat nach fast dreihundert Jahren bis zum heutigen Tag seine<br />

suggestive Wirkung behalten. „Der Geschmack am Außergewöhnlichen ließ viele<br />

Künstler am Gestade des Phantastischen anlegen, um noch stärkere Gefühle zu<br />

erzeugen. Das unruhige Genie der Künstler des deutschsprachigen Raums gefiel sich<br />

offensichtlich in beunruhigenden und sogar Schrecken einflößenden Experimenten.<br />

408<br />

409<br />

410<br />

411<br />

Diese Variante mag in Anlehnung an Wallfahrtswege wie u. a. bei den Sacri monti<br />

entstanden sein, sicherlich ohne dieselben zu kennen.<br />

Unter den anbetenden Hirten ist auch ein Bettler mit einer Beinprothese, ein Hinweis auf die<br />

Armen- und Veteranenfürsorge im Hospital.<br />

Neumann, 1970, S. 182.<br />

Aus einem Bericht über die Grenzstreitigkeiten zwischen den Jesuiten im benachbarten Žireč<br />

und Graf Sporck geht hervor, dass die Gestalt des Onufrius aus einem ehemaligen Grenzstein<br />

gehauen wurde. Die Jesuiten hielten die Gestalt für den Hl. Paulus Eremita. Onufrius, der<br />

Sohn des Königs von Abessinien, lebte im 4. Jahrhundert in den Bergen von Theben. Graf<br />

Sporck machte durch seine in Schweidnitz 1726 herausgegebene Schrift De vita solitaria, das<br />

ist: Von den Einsiedler Leben, wie es nach Gottes Worth und des alten Heyl. Einsiedler<br />

Leben anzustellen seye, versehen mit Stichen seiner Stechers Rentz, Onuphrius in Böhmen<br />

bekannt. Möglicherweise dienten diese Stiche Braun als ikonographische Vorlage (Neumann,<br />

1970, S. 182.) In Rom errichteten die Eremiten des Hl. Hieronymus 1419 auf dem Gianicolo<br />

eine Kirche und ein Kloster zu Ehren des Hl. Onuphrius, in dem Torquato Tasso für einige<br />

Zeit lebte und später begraben wurde. Goethe besuchte dieses Kloster und das Grabmal.<br />

(Dumont Kunst-Reiseführer: Rom, 5. aktualisierte Auflage 2008, S. 350.)<br />

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