27.12.2013 Aufrufe

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

fort. 617 Trotz dieses bescheidenen Ansatzes einer barocken Gartenanlage und trotz<br />

barocker Herrschaftssymbole ist das Alte Schloss kein wirklich höfisches, sondern<br />

ein ausgesprochen ländliches, intimes Anwesen.<br />

Die Neugestaltung der Bayreuther Eremitage ab 1735, die Neubauten des<br />

Residenzschlosses und der Oper in Bayreuth, sowie die Anlagen im Landschaftspark<br />

Sanspareil sind ausschließlich das Werk des legendären Markgrafenpaares Friedrich<br />

und Wilhelmine von Bayreuth. 618 Die Zeit der Markgräfin und ihres Gemahls, das<br />

so genannte „Bayreuther Rokoko“, war der Höhepunkt des „Goldenen Zeitalters“ in<br />

Bayreuth und zugleich sein Ende. 619 In Nachahmung von Marly sollte auch in<br />

Bayreuth aus der bescheidenen und ländlichen „Eremitage“ des Markgrafen Georg<br />

Wilhelm unter dem Markgrafenpaar eine repräsentative Gartenanlage mit zwei<br />

Schlössern und diversen Staffage-Gebäuden entstehen. Für die Parkanlage<br />

„Eremitage“ in Bayreuth ist dabei kennzeichnend, dass sie sich nicht nach einem<br />

einheitlichen Plan, sondern durch additives Zusammenfügen einzelner Garten- und<br />

Bauabschnitte entwickelte. „Unter Wilhelmines Regie entstanden in den Bayreuther<br />

Schlössern und Gärten einander beeinflussende Natur- und Kulturräume als<br />

phantasiesteigernde Erlebnisorte voneinander getrennter und sich dennoch<br />

entsprechender Sphären. Zwischen 1735 und 1758 verband sich in Bayreuth die<br />

Pracht des Spätbarocks mit den schillernden Facetten des Rokoko zu einem<br />

617<br />

618<br />

619<br />

Diese Kaskade wurde nach dem Ableben des Markgrafenpaares zerstört, ihre Fundamente<br />

wurden aber bei der Neuanlage des Parkes in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts<br />

wieder gefunden. In den Jahren 2011/12 wurden sie offen gelegt.<br />

Markgraf Friedrich schloss seine achtjährige Studienzeit in Genf mit einer Kavalierstour nach<br />

Frankreich und in die Niederlande ab. Im Gegensatz zu seinem an Kunst vollkommen<br />

desinteressierten Vater Georg Friedrich Karl war Kunst und Kultur für Markgraf Friedrich<br />

ein wichtiges Anliegen. Er gründete 1741 die erste Freimaurerloge „Zur Sonne“ in Bayreuth,<br />

1742 die <strong>Universität</strong> Erlangen und 1756 eine Kunst- und Musikakademie. Seiner<br />

ungewöhnlich musischen und hochgebildeten Gemahlin Wilhelmine ließ er große Freiheiten,<br />

vor allem in der Neugestaltung der „Eremitage“ und in den Inneneinrichtungen der Schlösser.<br />

Auch nach der persönlichen Entfremdung ab 1742 unterstützte er sie nach Kräften und<br />

finanziellen Möglichkeiten bis zu ihrem Tode 1758. Friedrichs Anteil an Kunst und Kultur<br />

in der Bayreuther Glanzzeit darf nicht unterschätzt werden, wenn auch Wilhelmine als eine<br />

der gebildetsten und interessantesten Frauen ihrer Zeit sicherlich als die treibende Kraft<br />

angesehen werden muss.<br />

Nach dem Tode des Markgrafenpaares 1758 bzw. 1763 versank Bayreuth sehr rasch in<br />

Bedeutungslosigkeit. 1792 fiel es an Preußen, 1806 kam es unter napoleonische Besatzung<br />

und 1810 wurde es dem neuen Königreich Bayern zugeschlagen. Das markgräfliche<br />

Opernhaus gab einhundert Jahre später für Richard Wagners Entscheidung „hier-odernirgendwo“<br />

den Ausschlag, Bayreuth zum Zentrum seiner Opernaufführungen zu machen.<br />

188

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!