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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Sträucher gekauft wurden. Die „grande Promenade de maroniers (sic)“ war 40 m<br />

breit und 150 m lang. Sie bildete mit vier Baumreihen fünf Alleen, die parallel zum<br />

Fluss verliefen und mit den hohen dichten Bäumen geradezu den Blick auf den Rhein<br />

und die dahinterliegende Landschaft verstellten. Dies änderte sich erst,<br />

wahrscheinlich unter dem Einfluß von Welsch 706 , bei den beiden anderen<br />

Gartenkompartimenten, die in Ost-West-Richtung orientiert waren und mit dieser<br />

Drehung die Flusslandschaft ausdrücklich in die Gartenlandschaft einbezogen. 707<br />

Der mittlere Garten der Favorite entstand in den Jahren 1707/08 bis 1712 und<br />

erstreckte sich über drei verschiedene Terrainstufen. Die Galerie 708 mit Säulen und<br />

Arkaden, deren Terrasse über Treppen bestiegen werden konnte, diente als eine Art<br />

Belvedere mit Blick hinauf zum 1712 entstandenen „Château d‟eau“ und hinunter<br />

zum Rhein. Das „Château d‟eau“ hatte mit der Galerie und dem Fluss sein<br />

Gegenüber unten am Rhein. Zwischen diesen beiden Endpunkten lag die einzigartige<br />

Wasserachse. Sie wurde von hohen Hecken und vasenbekrönten Balustraden seitlich<br />

eingerahmt, so dass für Wasserspiele und „Château d‟eau“ eine großartige Kulisse<br />

entstand. „So glitt der Blick, unmerklich geführt (…) über die Fontäne im englischen<br />

Parterre zur Cordonata 709 mit ihren glitzernden und blendenden Wassertreppen und<br />

über sie hinweg zur Prunkfassade des Château d‟eau, die die kolossale<br />

Figurengruppe des Pluto und der Proserpina 710 halbkreisförmig umfing und der<br />

Wasserspiele von besonderer Schönheit und in großer Fülle entströmten.“ 711<br />

706<br />

707<br />

708<br />

709<br />

710<br />

Lothar Franz nennt im Zusammenhang mit der Favorite keinen Architekten, aber es gibt im<br />

Stadtarchiv in Mainz eine signierte Aufrisszeichnung zum Château d‟eau „Fait par Max de<br />

Welsch“. (Wenzel, 1970, S. 113.)<br />

Wenzel geht davon aus, dass im ältesten Teil an der Nordseite mit der „Grande Promenade“<br />

der dem Kurfürsten gemäße französische Einfluss dominierte und dass die Nordseite ihr<br />

Vorbild in Versailles in der „Salle aux Marronniers“ hatte. Für die Wasserachse im mittleren<br />

Teil und im „Marly“ sieht Wenzel in der Zusammenarbeit mit Welsch mehr italienische<br />

Einflüsse, wie sie seit der Villa d‟Este in Tivoli und der Villa Lante in Bagnaia von dort<br />

übernommen wurden. Allerdings steht das Versailler „Bosquet des Trois Fontaines“, von Le<br />

Nôtre ab 1677 angelegt, und eine Kaskadenanlage in St. Cloud ebenfalls in dieser Tradition.<br />

Wenzel sieht in diesen Vergleichen keine direkte Nachahmung, sondern lediglich „eine<br />

ähnliche Grundhaltung, die ungeachtet der zeitlichen und nationalen Unterschiede zu<br />

ähnlichen Lösungen führte“. (Wenzel, 1970, S. 114/115.)<br />

Die Galerie ist 23 m lang und 4 m tief. Wegen ihrer Brunnen- und Figuren-Nischen spricht<br />

Kleiner von einer Grotte.<br />

Cordonata = große Freitreppe, von Michelangelo im 16. Jahrhundert entworfen. Sie bildet<br />

den Hauptzugang zum Kapitolsplatz in Rom.<br />

Der Raub der Proserpina, aus Ovids Metamorphosen allgemein bekannt, war als Hinweis auf<br />

den Wechsel der Jahreszeiten ein beliebtes Thema der Garten-Ikonographie in der<br />

Renaissance und im Barock (Villa d‟Este Fontana di Proserpina, Proserpinagruppe von<br />

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