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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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6.2.5. Eremitage als Tusculum<br />

Tusculum war in der Antike eine Stadt und im Mittelalter eine Grafschaft südöstlich<br />

von Rom in den Albaner Bergen. Reiche und vornehme Römer wie zum Beispiel<br />

Lucullus, Caesar, Cato, Marius und vor allem der Philosoph und Politiker Cicero<br />

zogen sich in den heißen Sommermonaten in ihre Landvillen in die Berge bei<br />

Tusculum zurück. Cicero verfasste in seiner Villa „Tusculaneum“ um 45 v. Chr.<br />

seine Schrift „Gespräche in Tusculum“ (Tusculanae disputationes). Durch diese<br />

Schrift wurde „Tusculum“ zum Inbegriff für Aufenthalte mit Freunden in<br />

sommerlichen Refugien zum Zwecke von philosophischen Gesprächen. Ein Garten<br />

gehört seit der Antike zu den bevorzugten Schauplätzen der Freundschaft. Für Cicero<br />

bildete die Tugend das Fundament der Freundschaft. Er äußerte auch die Gewissheit,<br />

dass Freundschaft über den Tod hinaus Bestand habe. Die Kennzeichen der wahren<br />

Freundschaft waren für ihn absolute Vertraulichkeit, das Verschmelzen des eigenen<br />

Willens mit dem des Partners und das Aufgehen der eigenen Persönlichkeit in der<br />

des Freundes. In der Renaissance waren u. a. die Medici-Landhäuser, wie an zwei<br />

Beispielen in Kap. 4.2.1. dargelegt, Orte für sommerliche Erholung in den Bergen,<br />

im Kreise von Künstlern und Gelehrten. Auch von Mantua wird vom Wohnsitz der<br />

Isabella d‟Este berichtet, bei dem im dazugehörigen Garten kleine Bereiche als<br />

„Studierzimmer“ und als „Grotte“ zur Muße und zu philosophischen Gedanken und<br />

Gesprächen einluden. Sie bildeten mit dem „giardino segreto“ einen Ort der inneren<br />

Sammlung, wo im Geist des Humanismus zu Beginn des 16. Jahrhunderts gelehrte<br />

Zusammenkünfte stattfanden. 1305 Diese Tradition wurde teilweise im nördlichen<br />

Europa im 17. und 18. Jahrhundert übernommen und fortgeführt. So orientierte sich<br />

Michel de Montaigne (1533-1592) in seinem Essai „De l‟amitié“ nicht an der zu<br />

seiner Zeit verbreiteten Zweckfreundschaft, sondern an Ciceros Auffassung von<br />

wahrer Freundschaft. Im 18. Jahrhundert erwies sich das Landleben als ideal zur<br />

Pflege der Freundschaft. Der Rückzug auf das Land oder in den Garten erlaubte den<br />

Menschen, ohne Zwang und steife Etikette wenigstens vorübergehend ein<br />

vergleichsweise freies und privates Leben zu führen.<br />

1305<br />

Puppi, in: Mosser / Teyssot, 1993, S. 54.<br />

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