27.12.2013 Aufrufe

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gartenanlage. 1043 Nach seiner Rückkehr von Paris und angeregt von einem Besuch<br />

im Jagdschloss Clemenswerth ließ Karl 1765 von seinem neu angestellten<br />

Baudirektor Johann Jost von Loen, einem entfernten Verwandten von Goethe, im<br />

Walde eine Sommerresidenz mit französischem Garten anlegen. Es entstand ein<br />

kleines Lustschloss, das von vier Pavillons, die die Namen – in direkter Nachahmung<br />

von Clemenswerth – von gräflichen Besitzungen führten, flankiert war. Dieses<br />

Gebäude wurde bereits 1783 wieder abgebrochen.<br />

In unmittelbarer Nähe zu diesem Maison de Plaisance entstand jedoch gleichzeitig<br />

das sogenannte „Bagno“. Karl hatte Londoner „Bäder“ 1763 kennengelernt und<br />

schrieb in seinem Reisebericht: „Les Bains est une chose dans le même goût mais<br />

l‟idée en est beaucoup plus élégante. Tout le monde depuis le premier Ministre, les<br />

Ambassadeurs jusqu‟aux lacquais se trouvent dans ces deux endroits sans oublier les<br />

mylords.“ 1044 Das “Marmorbad” Karls bestand aus einem ovalen, fensterlosen<br />

Pavillon mit vertieftem Wasserbecken am Südrand des Waldes. “Damenbildnisse<br />

schmückten die Wand des elegant eingerichteten Raumes, in dem durch eine Kuppel<br />

einfallendes Licht ‚die Nymphen der (!) Cythere beleuchtet‟.“ 1045 Diese Situierung<br />

am Waldrand, in einem fensterlosen Pavillon, der sein Licht durch eine Öffnung in<br />

einer Kuppel erhält, passt durchaus in das architektonische Eremitagenschema. Für<br />

die höfische Komponente des Bades stehen die Damenbildnisse, die Nymphen und<br />

die Erinnerung an Cythera. Der Begriff „Bagno“ wurde noch zu Lebzeiten Karls auf<br />

die Gesamtanlage übertragen, eine absolut ungewöhnliche und mir bei keiner<br />

weiteren Anlage bekannte Erscheinung.<br />

1043<br />

1044<br />

1045<br />

Das umfangreiche Quellenmaterial, das im Archiv auf Schloss Steinfurt in Burgsteinfurt<br />

aufbewahrt wird, wurde von Bernard Korzus bis zu seinem Tode untersucht und bildet die<br />

Grundlage dieser Ausführungen. Die zweite Quelle zur Ansicht der verschwundenen<br />

Parkanlagen ergibt sich aus dem umfangreichen von Le Rouge in Paris herausgegebenen<br />

Kupferstichwerk „Jardins anglo-chinois“, das zum Teil von Le Rouge selbst koloriert wurde.<br />

1787 konnten zwei ausschließlich dem Bagno gewidmete Hefte mit insgesamt 65<br />

Einzelmotiven auf 49 Kupferstichplatten ausgeliefert werden. (Georges Louis Le Rouge:<br />

XVIII et XIX Cahier des jardins anglais contenant ceux du Bagno à Steinfurt en<br />

Westphalie, Paris 1787 WV Nr. 460, zit. n. Niedermeier, 2008, S. 25.) Eine dritte Quelle sind<br />

die Reiseberichte des Reichsgrafen Karl und seines Sohnes Ludwig.<br />

Fürst zu Bentheimsches Archiv, Schloss Steinfurt, Burgsteinfurt, Reise des Grafen Karl nach<br />

London März 1763, zit. n. Niedermeier, 2008, S. 16/17. Auch Casanova erwähnt die<br />

Londoner „Bagni“, in: Giacomo Casanova: Geschichte meines Lebens, Bd. 9 hg. von Günther<br />

und Barbara Albrecht, Leipzig / Weimar / München 1987, S. 430 ff, Anm. 48.<br />

Bernard Korzus: Das ‚Bagno in Steinfurt‟, in: Niedermeier, 2008, S. 19.<br />

329

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!