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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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eingelassen. Die baulichen Gegebenheiten wie isolierte Lage, oktogonaler<br />

Zentralbau, Mansard- oder Kuppeldach, Grottenwerk, Statue einer hl. Einsiedlerin<br />

aus der ersten Zeit des Christentums verkörpern das häufig angewandte<br />

Eremitagenmuster. Das äußere Erscheinungsbild der Muschelkapelle und die in<br />

zweifacher Weise angebrachten Insignien des Ordensmeisters verweisen sie in den<br />

Bereich einer maison de plaisance, die den zwiespältigen Charakter ihres Bauherrn<br />

aufzeigt im Widerspruch zwischen religiöser Kontemplation und<br />

Repräsentationsbedürfnis. Die religiösen Attribute im Inneren und ihre künstlerische<br />

Ausführung lehnen sich eng an das Münchner Vorbild, die Magdalenenklause, an.<br />

Beide „Kapellen“ stellen eine besondere Form zeittypischer höfischer Eremitagen<br />

dar. Die Muschelkapelle in Falkenlust ist der einzige im Rheinland erhaltene Raum<br />

aus Muschelstuckwerk. Clemenswerth mit seiner Schlosskapelle wird als<br />

Gesamtanlage unter Kapitel 6.2.3. „Eremitage als Jagdschloss“ beschrieben und<br />

interpretiert.<br />

Diese hier dargestellten religiösen Eremitagen, die als Kapellen ausgestaltet waren,<br />

wurden jeweils von Fürsten errichtet, die aufgrund von bedeutenden politischen<br />

Ämtern und weitreichendem Einfluss, sowie aufgrund ihrer finanziellen<br />

Möglichkeiten ihrem Repräsentationsbedürfnis auch in ihren religiösen Bauten<br />

keinerlei Schranken setzen mussten. Daher gerieten ihre Eremitagen-Kapellen -<br />

abgesehen von Schleißheim und Rastatt, was sich durch die besondere Frömmigkeit<br />

der Erbauer erklärt – in ihrer architektonischen und inneren Gestaltung zu prächtigen<br />

„Trianons“. Sie entsprachen dem Zeitgeist, bei dem die Möglichkeiten zur barocken<br />

Prachtentfaltung eng mit Vanitasgedanken verknüpft waren. Dennoch darf diesen<br />

Eremitagen die Funktion eines Refugiums und eines Ortes der religiösen Einkehr und<br />

des inneren Rückzugs nicht abgesprochen werden.<br />

Im wenige Kilometer von Schleißheim entfernten Haimhausen im Landkreis Dachau<br />

wurde unmittelbar hinter dem Schloss-Eingangstor vom Reichsgrafen Franz<br />

Ferdinand von und zu Haimhausen wahrscheinlich zwischen 1695 und 1701 die<br />

Klausenkapelle Maria Loreto errichtet. In einer Kartusche ist über dem Eingang die<br />

Beichtstühlen dargestellt. Emil Nolde schuf zwei Gemälde mit Maria Aegyptiaca, die heute<br />

im Folkwang-Museum in Essen und in der Hamburger Kunsthalle zu sehen sind.<br />

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