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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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in erster Linie, der jeweiligen Szene „Charakter“ zu verleihen. 248 Charakteristisch für<br />

diese Staffagebauten im späten 18. Jahrhundert war deren fantasievolle Gestaltung,<br />

die mitunter zu einem äußerst skurrilen Erscheinungbild führte. Ländliche Hütten,<br />

Eremitenklausen, Freundschaftsdenkmäler und der Wahrheit und Tugend geweihte<br />

Altäre und Tempel prägten die Gartenszenen. Hinzu kamen einerseits die durch<br />

Italienreisen und teilweise langjährige Aufenthalte entstandene Begeisterung für<br />

antike Baudenkmäler und der Erwerb antiker Skulpturen oder entsprechender<br />

Kopien 249 und andererseits Rückgriffe auf die eigene Geschichte und das Mittelalter.<br />

Im Zusammenhang mit der Situierung von Gebäuden in der Landschaft forderte<br />

schon Alberti, dass im Prospekt keine Reste der Vergangenheit fehlen dürfen, da<br />

deren Anblick „an die Vergänglichkeit der Zeit und die Bestimmung von Menschen<br />

und Dingen erinnern und die Augen und den Sinn mit Bewunderung erfüllt“ 250 .<br />

Aufgrund der Begegnung mit dem Orient und Fernen Osten galten chinesische<br />

Gärten als Inspirationsquelle für „Natürlichkeit“ in der Gartengestaltung und<br />

Chinoiserien erschienen in jedem englischen Landschaftspark als unerlässlich. So<br />

finden sich klassische Tempel neben gotischen Kapellen, römischen Ruinen,<br />

türkischen Moscheen und chinesischen Pagoden. „Die verschiedenen<br />

Gartenschlösser stehen nun nicht mehr im geometrischen Brennpunkt der<br />

Außenraumgestaltung, sondern nur am Rande der Anlagen (…). Die Eremitagen,<br />

hameaus, Solituden, Fischerdörfer, Ruinen und gotischen Staffagen sind nicht nur<br />

248<br />

249<br />

250<br />

Deutsche übersetzt. Seine Ideen hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des<br />

Landschaftsgartens in Europa; sie wurden u. a. auch von Hirschfeld rezipiert. Whately<br />

wandte sich gegen eine Überzahl von Staffagebauten und befürwortete eine empfindsamromantische<br />

Landschaftsgestaltung. Bereits 1783 fand sich eine Kopie in Jeffersons<br />

Bibliothek in Monticello, der 1786 anhand dieser Abhandlung mit seinem Freund und<br />

späteren Präsidenten John Adams während eines Europaaufenthalts die von Whately<br />

beschriebenen englischen Landschaftsgärten besuchte.<br />

John Dixon Hunt: Der malerische Garten. Gestaltung des europäischen Landschaftsgartens,<br />

Stuttgart 2004, S. 44.<br />

Ein weiteres Motiv im Rückgriff auf die Antike betraf die Situierung von Bauwerken im<br />

Garten. Von besonderer Bedeutung war in diesem Zusammenhang die 1726 von Giacomo<br />

Leoni veröffentlichte Übersetzung der Zehn Bücher über Architektur von Leon Battista<br />

Alberti. Zwei Jahre nach der Alberti-Übersetzung erschien Robert Castells Buch The Villas of<br />

the Ancients Illustrated, ein Versuch, aus Texten von Plinius dem Jüngeren, von Marcus<br />

Terentius Varro (116-27 v. Ch., Polyhistor) und Lucius Columella (um 70 n. Ch., De re<br />

rustica) das Erscheinungsbild dreier antiker Villentypen zu rekonstruieren.<br />

Leon Battista Alberti: Zehn Bücher über Baukunst, ins Dt. übertr. und eingeleitet von Max<br />

Theurer, Wien / Leipzig 1912, S. 301.<br />

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