27.12.2013 Aufrufe

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Durch ihre Größe, Ausgestaltung und rote Porphyrverkleidung hinterlässt sie auch<br />

heute noch einen monumentalen Eindruck. Buttlar schreibt zu dem „sentimentalen<br />

Vergänglichkeitskult“ in Gartenanlagen: „Die Beschwörung des Todes inmitten der<br />

sich immer wieder erneuernden Natur, vor allem aber das Begräbnis im Garten,<br />

spiegelte ein neues Gefühl für Natur, Zeit und Transzendenz und gab dem alten<br />

Paradiessymbol des Gartens – häufig im Kontext freimaurerischer Vorstellungen –<br />

eine aktuelle naturreligiöse Wendung.“ 1638 Glasewald gibt in seiner „Spazierfahrt<br />

nach Machern“ (1798) eine für uns befremdliche Schilderung der Nutzung der<br />

Pyramide. Die Seitenwände des quadratischen Innenraumes, der über dem<br />

eigentlichen Mausoleum lag, waren nach dem Vorbild römischer Columbarien (Abb.<br />

212) in Nischenreihen gegliedert, in denen die Urnen der Vorfahren aus braunem<br />

Wedgewood Steingut standen. „In diesem Tempel der Erinnerung seiner<br />

Entschlafenen pflegt der Graf mit seiner Familie zu speisen. Hier feyert er seine<br />

Familienfeste. Hier, wo alles um ihn her an den Tod erinnert, freut er sich mit seinen<br />

Freunden, umringt von den Urnen seiner Väter. Hier ertönt der Klang der Pokale im<br />

Gewölbe der Todten – Hier, wo der Tod winkt, lächelt das Leben.“ 1639 In Machern<br />

stellt das Grabmonument einen einzigartigen Ort dar, wo sich Leben und Tod<br />

berühren, das Leben aber das letzte Wort behält. Diese Gartenstaffage, die durch die<br />

Pyramidenform eindeutig als Grabmal festgelegt ist und die, wie zur Bestätigung, im<br />

Innern ein Kolumbarium mit Urnen von Familienangehörigen enthält, wird nicht wie<br />

üblicherweise durch einen Stein oder eine Scheintüre verschlossen, dieses Grabmal<br />

ist offen für Besucher aus dem Freundes- und Familienkreis und wird damit zur<br />

höfischen Eremitage in einem von Tannen umstandenen Winkel am Ende der<br />

Parkanlage.<br />

Der heutige 4,2 ha große Christiansenpark in Flensburg entstand aus den<br />

weitläufigen Gärten der Kaufmannsfamilien Andreas Christiansen 1640 und Peter C.<br />

1638<br />

1639<br />

1640<br />

Buttlar, 1995, S.79.<br />

Thomas Topfstedt: Der Landschaftspark Machern, Leipzig 1977, S. 11.<br />

Die Familien Christiansen und Stuhr gehörten in Flensburg im ausgehenden 18. Jahrhundert<br />

über drei Generationen zu den einflussreichsten und wohlhabendsten Familien, die durch den<br />

Westindienhandel, Schiffswerften und Mühlen zu großem Wohlstand gekommen waren.<br />

Beide Familien hatten ein entsprechendes Repräsentationsbedürfnis, das sich u. a. in der<br />

Anlage ihrer prächtigen Gärten manifestierte.<br />

528

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!