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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Die Biographien Franz Leopolds von Anhalt Dessau und Friedrich Wilhelms II., der<br />

zum Missfallen des königlichen Onkels mit dem wenig willfährigen Fürsten aus<br />

Anhalt-Dessau eine persönliche Freundschaft pflegte, zeigen, „dass sich beide als<br />

wiederholt tief gedemütigte Opfer Friedrichs gesehen haben müssen“ 1358 . Friedrich<br />

II. verstarb am 17. August 1786. In einem Brief vom 5. November 1786 berichtet<br />

Fürst Franz aus Sanssouci nach Weimar von den Arbeitsvorbereitungen des Dessauer<br />

Architekten Erdmannsdorf. „Schon Ende November waren in Friedrichs Arbeits- und<br />

Schlafzimmer die Stuckdekorationen abgeschlagen und die Wandschnitzereien<br />

entfernt (…). Was in jenen Wochen geschieht, ist eine Art damnatio memoriae, hier<br />

wird Architekturgeschichte zur Psychohistorie.“ 1359<br />

Friedrichs Schwester Wilhelmine von Bayreuth schuf sich 1753 mit dem „bizarren“<br />

Spiegelscherbenkabinett, einem „Ort zersprungener Träume“, eine ganz eigene Art<br />

von „privatem Refugium“ (siehe Abb. 111). Die Wände mit Spiegeln auszukleiden<br />

war im Schlossbau des Barock weit verbreitet. Die Art, wie Wilhelmine die Wirkung<br />

von Spiegeln in die Gestaltung ihres ganz privaten Refugiums einbezog, ist jedoch<br />

ungewöhnlich und nirgenwo sonst zu finden. Ursprünglich war dieses Arbeitzimmer<br />

braun lackiert und mit Miniaturblumen ausgemalt. In diesem Raum schrieb sie ihre<br />

Briefe und Memoiren. Dabei hatte die Farbe Braun Symbolcharakter als Schutz vor<br />

bösen und unheimlichen Kräften. In der Zeit des Betrugs durch ihren Ehemann und<br />

ihrer Hofdame ließ sie diesen bis dahin privaten und heiteren Raum in einen Ort<br />

verzerrter Wirklichkeiten mit gebrochenen Spiegelscherben, Fabelwesen,<br />

chinesischen Nickfiguren und ostasiatischem Porzellan umgestalten. Die<br />

unregelmäßig angebrachten Spiegelscherben führten nicht, wie sonst im Barock<br />

üblich, zum Eindruck eines erweiterten Raumes, sondern lassen die geschlossene<br />

Fläche der Wand wie durchlöchert erscheinen, sie erzeugen den Eindruck des<br />

„Ruinösen und Fragmentarischen“ 1360 und sie gelten zugleich als Vanitas Symbol.<br />

Die stuckierten Löwen und Drachenfiguren verstärken noch diesen fremdartigen und<br />

unheimlichen Eindruck. „Freundschaft war sicher der höchste Wert in ihrem Leben,<br />

1358<br />

Korzus, 2008, S. 42.<br />

1359<br />

Korzus, 2008, S. 43.<br />

1360 Kluxen, 1987, S. 190.<br />

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