27.12.2013 Aufrufe

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schon kurz nach Eröffnung der Eremitage wurde die erste Beschreibung in<br />

deutscher, später auch in französischer Sprache publiziert. Hinzu kam eine Serie von<br />

sechs Ansichten, die von der damals führenden Kunsthandlung Mechel 502 in Basel<br />

gedruckt und publiziert wurden. Diese Stiche und späteren kolorierten Radierungen<br />

wurden – ganz im Stile des modernen Tourismus - im Hotel „Drei Könige“ in Basel,<br />

in dem alle vornehmen Besucher abstiegen, ausgelegt. Es entsprach der<br />

aufklärerischen Tendenz jener Jahre, dass immer mehr Adelige ihre Gärten der<br />

Öffentlichkeit zugänglich machten. 503 Durch diese geschickte Vermarktung<br />

verbreitete sich der Ruf der Eremitage bald in der ganzen gebildeten Welt. Balbina<br />

von Andlau und Heinrich von Ligertz übernahmen von Anfang an häufig selbst die<br />

Führungen durch die Eremitage und die kulinarische Betreuung der Gäste. Ein<br />

thematisch angelegter Rundweg innerhalb des öffentlichen Parkes sollte schon<br />

damals von Station zu Station die Eindrücke steigern. Für größere Gruppen standen<br />

aber auch offizielle Führer bereit, Musiker konnten gemietet werden, und die<br />

Dienerschaft wurde zur Bewirtung eingesetzt.<br />

Vor einer natürlichen prähistorischen Höhle war eine künstliche Terrasse als<br />

Aussichtspunkt und als Spielplatz mit einem Karussell 504 für die „unverdorbene<br />

503<br />

504<br />

die Zielbesuchergruppe der Eremitage ansprechen. Auch die Publikation der Eremitage im<br />

„Journal der Moden“ im Herbst 1786 ist höchstwahrscheinlich Mechel zu verdanken. Das<br />

„Journal der Moden“ wurde in Weimar herausgegeben und erreichte eine große Leserschaft.<br />

Die erstaunlich rasche Verbreitung des internationalen Rufes der Eremitage ist mit Sicherheit<br />

zur Hauptsache Mechels Werk; ohne ihn und seine Geschäftstüchtigkeit wäre dieser Garten<br />

niemals so rasch bis in weit entfernte Länder wie Russland berühmt geworden. Zusätzlich zu<br />

seinem Engagement bei der Bekanntmachung der Eremitage war Mechel von Anfang an auch<br />

in die Gestaltung des Gartens involviert, z. B. bei der Gestaltung des Tempels der Wahrheit.<br />

Dies lässt sich mit einem Brief an Heinrich von Ligertz belegen. Durch die Revolution erlitt<br />

er drastische Einbußen seiner Geschäfte. Das Ancien Régime hatte die Grundlage zu Mechels<br />

geistiger und kaufmännischer Entwicklung gebildet. Dem fast siebzigjährigen Mann gelang<br />

es nach vielen Rückschlägen, in Berlin eine neue Existenz aufzubauen. Er wurde Mitglied in<br />

der Akademie der Bildenden Künste und erhielt den Auftrag von König Friedrich Wilhelm<br />

III., die geplünderte Potsdamer Kunstsammlung zu ordnen. Damit legte er den Grundstein zur<br />

Aufbau der Berliner Museen. (Hug, 2008, S. 146-150.)<br />

Hug, 2008, S. 167. Der Berliner Tiergarten war seit 1765, der Düsseldorfer Schlossgarten<br />

und der Münchner Hofgarten waren seit 1776, das Seifersdorfer Tal bei Dresden, der<br />

Wörlitzer Garten und der Park in Weimar waren seit ihrer Entstehung für alle Schichten der<br />

Bevölkerung zugänglich. Mit dem Englischen Garten in München entstand 1789 zum ersten<br />

Mal ein „Volkspark“.<br />

„Der Karussellplatz zählte nach Hirschfelds Definition zu den heiteren Szenen, weil er für<br />

mannigfaltige gesellige Aktivitäten bestimmt war. Ein periodischer Rückzug in die Stille<br />

wurde zwar im 18. Jahrhundert als erstrebenswert erachtet, aber generell galt doch die<br />

Überzeugung, dass der Mensch von Natur aus ein geselliges Wesen sei. Diesem Umstand<br />

152

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!