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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Ordnung des Ancien Régime“ (John Locke) angesehen wurde. Freiheit wurde zum<br />

Naturrecht erklärt und damit wurde die Natur zum Freiheitssymbol. Das Streben<br />

nach Freiheit ließ sich zunächst gefahrlos in der Anlage von Gärten symbolisieren.<br />

Der bisherige führende Französische Garten wurde zur „Unnatur“ erklärt, die<br />

natürliche Landschaft wurde idealisierend nachgestaltet, wie sie schon vorher in der<br />

Landschaftsmalerei vorbereitet worden war.<br />

Zahlreiche Gebäude und Staffagen belebten als Blickpunkte und<br />

Überraschungsmomente die neuen Gärten. Der in Deutschland damals führende<br />

Gartentheoretiker Hirschfeld schreibt zu den Staffagen: „Man führte sowohl in<br />

größeren und kleineren Gärten minder beträchtliche Gebäude ein, sowohl zur<br />

Verzierung als auch zu kurzem Aufenthalt und zum Genuss ländlicher<br />

Vergnügungen. Es entstehen kleine Gartengebäude, Pavillons, Lusthäuser,<br />

Lustkabinette, Vogelhäuser; (…) man legte Grotten, Einsiedeleyen, Capellen,<br />

Ruinen, Tempel an, nicht so sehr zur Bewohnung, als vielmehr, um mit diesen<br />

nachgeahmten Werken die Phantasie zu beschäftigen und die Gartenplätze mehr zu<br />

beleben.“ 1431 Die romantisch-sentimentale Naturverbundenheit in der Mitte und am<br />

Ende des 18. Jahrhunderts suchte das einfache Leben auf dem Lande, die spielerische<br />

Verbindung zum Bauernleben oder auch – mindestens äußerlich – für eine begrenzte<br />

Zeit den pseudoreligiösen Rückzug zu den Ursprüngen eines Einsiedlerlebens. Diese<br />

utopische Landleben-Idylle wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Einzelfällen<br />

auch im reichen bürgerlichen Milieu gepflegt. Die Landschaftsgärten boten eine<br />

Ansammlung an Staffagebauten, die in ihrer Gesamtheit und Vielfalt die besondere<br />

Wirkung der Landschaftsgärten kennzeichneten. Aus diesem Grunde werden in<br />

diesem Kapitel die einzelnen Eremitagen nicht typologisch eingeordnet, sondern mit<br />

einer exemplarischen Auswahl wird die besondere Funktion der Eremitagenstaffagen<br />

innerhalb der Gesamtheit der betreffenden Landschaftsgärten aufgezeigt. Die Fülle<br />

der Beispiele zwingt zu einer selektiven Behandlung, da Eremitagen in Form von<br />

dekorativen Staffagen in praktisch jedem Landschaftsgarten auftauchten.<br />

Unter dem Begriff „Les Excès des nouveaux jardins“ beschreibt Jean de Cayeux die<br />

Vielzahl dieser Staffagen am Beispiel des Herzogs von Albon, Seigneur de<br />

1431<br />

Hirschfeld, Bd. III, S. 85.<br />

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