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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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vermutlich gleichzeitig entstanden und es besteht in ihrer Entstehung ein innerer<br />

Zusammenhang. Klaus Merten sieht in der Asymmetrie der Grottenanlage, bei der<br />

auch das Eremitenhaus in der Diagonale zum späteren Vogelhaus steht, einen<br />

Einfluss von Ferdinando Galli-Bibiena mit seinem für die Bühnendekoration<br />

aufgestellten Prinzip der „maniera di veder la scena per angolo“ 896 . Sylvia<br />

Habermann weist auf mögliche Vorbilder durch Gemälde Antoine Watteaus hin, auf<br />

denen grottenhafte Architekturen den Hintergrund für pastorale oder galante Szenen<br />

bilden. Wilhelmines „Pariser Architekt Saint-Pierre“ hat vermutlich in seiner<br />

Ludwigsburger Zeit unter seinem italienischen Lehrer Innocente Bellavita 897 sich<br />

ebenfalls mit Grotten und Ruinen beschäftigt. Ganz sicher aber hat Wilhelmines<br />

„protoromantische Ruinensentimentalität“ hier Gestalt und Ausdruck gefunden. 898<br />

„Unter den deutschen Grottenanlagen des 17. und 18. Jahrhunderts gibt es keine, die<br />

hinsichtlich Umfang und Ausbau derjenigen der Bayreuther Eremitage ähnlich ist<br />

(…). Als eine den Naturgottheiten gewidmete Gartenpartie entstand das Nymphäum<br />

weitab von den repräsentativen Bezirken der Eremitage (…) in einer Randlage, wo es<br />

immer noch den Übergang zwischen geometrischen Bosketten und der unveränderten<br />

‚Wildnis, dem Selvaggio‟ bildet. Dementsprechend ‚verwildert‟ ist auch seine<br />

Architektursprache, die mit ihrer Grottierung die architektonische Struktur in<br />

vergröberter Weise nachvollzieht.“ 899 Den Besuchern erschien das Bassin mit seinen<br />

Wasserspielen und Grotten als das „Erstaunlichste der ganzen Anlagen in der<br />

Eremitage“. Das Eremitenhaus war für den Markgrafen ein maison de plaisance, ein<br />

Ort der Zweisamkeit, wo sich privates Vergnügen und Naturraum harmonisch<br />

durchdrangen. Für die Markgräfin war das Nymphäum mit seiner Grottenarchitektur<br />

eine weitere, viel gerühmte und bewunderte Sehenswürdigkeit ihrer arkadischen<br />

Landschaft. Die Wasseranlagen im unteren wie auch oberen Bassin sind heute noch<br />

voll funktionsfähig.<br />

896<br />

897<br />

898<br />

899<br />

Merten, 1964, S. 32.<br />

Bellavita wird später Theatermaler bei Friedrich II. und macht 1748 Entwürfe für „römische<br />

Ruinen“ im Park von Sanssouci. Auch in Ludwigsburg wurde 1710 vorübergehend eine<br />

ruinöse Portalarchitektur angelegt, die schon 1715 von dem der französischen Klassik<br />

zuneigenden Frisoni wieder abgerissen wurde.<br />

Merten, 1964, S. 31.<br />

Habermann, 1982, S. 109.<br />

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