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der Zeit. Max von Freeden ergänzt diese häufig erwähnte Charakterisierung der<br />

Schönborns: „Lothar Franz war von bestrickender Liebenswürdigkeit, voller<br />

Temperament und Humor, dabei mit jedem Zoll ein Fürst.“ 692 Ein Zeitgenosse, der<br />

als emigrierter Hugenotte gegenüber allen geistlichen Territorien sehr kritisch<br />

eingestellte niederländische Staatssekretär Herr von Blainville, notierte nach der<br />

Audienz 1705 in Bamberg: „(…) seine großmüthige, gesprächige, leutselige und<br />

gutthätige Gemüthsart stimmet mit seinem Aussehen vollkommen überein. Er ist ein<br />

sehr weiser, verständiger und urtheilsfähiger Herr, der mit seinem eigenen und aller<br />

Mächte von Europa ihrem Vortheil wohl bekannt ist. Er liebet die Wissenschaften<br />

und schönen Künste, besonders die Baukunst, Malerey und Bildhauerey (…).“ 693<br />

Dieser vielseitige Fürstbischof hatte außerdem großes Vergnügen und ein besonderes<br />

Interesse an Gärten. „Er genoß es, in seinen Gärten zu leben, und berichtete mit Stolz<br />

und Freude über die in vollem Flor prangenden Gärten, in denen er sich ausruhte und<br />

erholte nach den vielfältigen Regierungsgeschäften, nach den Anstrengungen des<br />

fürstlichen Hofzeremoniells und den prunkvollen kirchlichen Zeremonien seiner<br />

Zeit.“ 694 Mit Ausnahme von Schloss Weißenstein bei Pommersfelden blieb keines<br />

der Sommerschlösser mit ihren prächtigen Parkanlagen erhalten, so wie es der<br />

Kurfürst vorausgesehen hatte, wenn er erklärte: „Gefallet es nuhn den<br />

nachkomlingen nicht, so können sie es alsdann ihrem guethbedünken undt dem<br />

692<br />

693<br />

694<br />

europäischen Politik zu spielen. Zu Vermögen brachte es hierbei Georg von Schönborn, der<br />

1640 in Köln als Mainzer Domkantor starb. Dieses Vermögen vermachte er seinen nächsten<br />

männlichen Verwandten, den Brüdern Johann Philipp (1605-1673) und Philipp Erwein<br />

(1607-1668). Während nun Johann Philipp eine kirchliche Laufbahn einschlug, sorgte Philipp<br />

Erwein für den Fortbestand der Dynastie durch die Hochzeit mit einer Tochter aus dem<br />

einflussreichen Hause der Greiffenklau. Aus dieser Ehe gingen 12 Kinder hervor, darunter<br />

als Jüngster Lothar Franz (1655-1729), der schließlich das geistliche Erbe des Onkels Johann<br />

Philipp antrat. Als Philipp Erwein 1668 starb, hinterließ er ein geschätztes Vermögen von<br />

620 000 rheinischen Gulden. Johann Philipp, Erzbischof von Mainz und Erzkanzler des<br />

Heiligen Römischen Reiches, war 1648 maßgeblich an der Unterzeichnung der<br />

Friedensverträge von Münster und Osnabrück beteiligt. In der Folge wurden die wichtigsten<br />

deutschen Bischofssitze im Süden des Landes Mainz, Bamberg, Würzburg, Worms, Speyer<br />

und Konstanz für die nächsten hundert Jahre mit Mitgliedern der Familie Schönborn besetzt.<br />

Sie legten großen Wert auf die Erziehung der Nachkommen der Familie, die an <strong>Universität</strong>en<br />

wie der calvinistischen <strong>Universität</strong> von Leiden, an der Sorbonne und in Rom studierten.<br />

Diese Weltläufigkeit und Erziehung in diplomatischen Diensten zeigt sich auch in den<br />

zukünftigen Schloss- und Gartenanlagen der Schönborns.<br />

Max H. von Freeden: ‚Kurfürst Lothar Franz von Schönborn‟, in Wilhelm Schonath: 250<br />

Jahre Schloss Pommersfelden (1718-1968), Volkach 1968, S. 13.<br />

Freeden, 1968, S. 13-14.<br />

Wenzel, 1970, S. 16.<br />

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