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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Park von Versailles abholzen 206 und die Apollo-Bäder nach Plänen von Hubert<br />

Robert umgestalten (Abb. 33). Von der Königin Marie-Antoinette (Abb. 34) ist aus<br />

ihren „Mémoires secrets“ bekannt, dass sie zwei Wochen nach dem Tode Ludwigs<br />

XV. den Wunsch äußerte „d‟avoir une maison de plaisance à elle, où elle pût faire ce<br />

qu‟elle voudrait“. Sie erhielt von Ihrem Gemahl le Petit Trianon am Rande des<br />

Versailler Parks, das ihr abseits des Hofes als Ort der Ruhe und Entspannung dienen<br />

sollte. Marie Antoinette flüchtete sich hierher vor der Etikette des Hofes und umgab<br />

sich nur mit engen Freunden und Vertrauten. Georges Louis Le Rouge 207 überreichte<br />

ihr als Vorschlag für das geplante Projekt 1775 „Une Vue d‟ensemble des jardins<br />

anglo-chinois de Sans-Souci, traduite de l‟Allemand et présentée à la reine“. Es ist<br />

interessant, dass bereits 1775 Sans Souci als „jardin anglo-chinois“ galt. Die beiden<br />

Lothringer, der Architekt der Königin, Richard Mique, und der Landschafts- und<br />

Ruinenmaler Hubert Robert 208 schlugen der Königin 1782 nach einem besonders<br />

gelungenen ländlichen Ball im Trianongarten zu Ehren des russischen „Comte du<br />

Nord“, des russischen Thronfolgers Paul, vor, ein kleines Dorf mit einfachen,<br />

reetgedeckten Häuschen, einer Meierei und einer Mühle am Weiher, auf dem<br />

Schwäne schwammen, anzulegen. Die Anlage sollte den Reiz des Parks mit seinen<br />

Bachläufen, Auen, Hügeln und Felsen noch steigern. Die beiden Künstler entwarfen<br />

den „Hameau de la Reine“ (Abb. 35) wie ein Gemälde oder eine Kulisse für eine<br />

Opera Buffa, 209 und so konnte die Königin bereits im Sommer 1783 „einfaches<br />

Leben“ spielen. Es gab Hühner und Gänse, Schafe und Kühe im „Hameau“. In der<br />

Meierei wurde gebuttert und Käse bereitet. Im Hameau von Versailles gab es in<br />

206<br />

Die zwei Bilder von Hubert Robert zu diesem Ereignis waren die ersten Bilder, die er im<br />

Auftrag Ludwigs XVI. malte und 1777 ausstellte. (Jean de Cayeux: Hubert Robert et les<br />

jardins, Paris 1987, S. 71.)<br />

207<br />

Georges Louis Le Rouge (1707-1790) war Kartograph und Kupferstecher. Er war vermutlich<br />

der Sohn des Architekten Louis Remy de la Fosse. Neben fast 500 Kupferstichen erstellte er<br />

unter anderem 1759 den „Atlas d‟Allemagne“ mit einhundert Blättern. Außerdem<br />

veröffentlichte er Gartenpläne und –ansichten in seinem Lebenswerk „Jardins anglo-chinois à<br />

la mode“.<br />

208<br />

Die Mitarbeit Hubert Roberts, des damaligen „Entwerfers der Gärten des Königs“, wurde<br />

lange Zeit bezweifelt, aber 1841 von Miques Enkelin eindeutig bestätigt. Sie berichtete, daß<br />

ihr Groß vater mit Assistenz des Malers Robert die Gedanken der Königin zur Ausführung<br />

gebracht habe (…) und dass schließlich Herr Robert (…) der ‚homme en vogue‟ für das<br />

Pittoreske der Gärten gewesen sei. Die Zeitspanne, in der Hubert Robert sich mit dem<br />

Entwerfen von Landschaftsgärten oder einzelner Parkausstattungen beschäftigte, beschränkt<br />

sich auf die 70er und 80er Jahre und endete mit der Revolution. (Günther Herzog: Hubert<br />

Robert und das Bild im Garten, Worms 1989, S. 43-45.)<br />

209<br />

Wappenschmidt, 1990, S. 188.<br />

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