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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Landjugend“ angelegt. Die mit Lampions erhellte Grotte bot Platz für vierzig<br />

Personen. Eine in den Fels gehauene Treppe führte zur Musikantentribüne. Über eine<br />

Hängebrücke erreichte man das Asyl der Träume, eine isolierte Felsbank. Eine<br />

Grotte mit einer Eremitengestalt, eine Dianagrotte, ein Temple de l‟amour, eine<br />

künstliche Turmruine, zwei Apollogrotten, die an die Orakelgrotte von Delphi<br />

erinnern sollten, eine Gedenkinschrift des Straßburger Professors Oberlin 505 und eine<br />

Proserpina-Grotte als Hauptattraktion des Gartens ergänzten die Staffagen dieses<br />

Landschaftsgartens im ausgehenden 18. Jahrhundert. Bereits 1788 wurde die erste<br />

Eremitengrotte zu Ehren des „Idyllendichters Salomon Gessner“ in Gessner-Grotte<br />

umbenannt (Abb. 98). „On a retiré l‟hermite en peinture de sa grotte. On y a élevé en<br />

place un monument à la mémoire de Gessner.“ 506 Die Besucher beschrieben<br />

übereinstimmend, dass die Grotte mit dem künstlichen Wasserfall wie geschaffen<br />

war für dieses Denkmal „que GESSNER lui même eût choisie pour y composer ses<br />

idylles“. In seinen „Idyllen“ hatte er genau solche Szenen und Landschaften<br />

geschildert, wie sie die Eremitage aufweist. 507 Auf dem Denkmal waren der Name<br />

„S. Gesner“ und die für den Maler und Dichter typischen Symbole wie Leier und<br />

Farbpalette zu erkennen. Eine Urne und eine verlöschende Fackel symbolisierten den<br />

Tod. Der geschwungene Felsenbogen über dem Denkmal, der Wasserfall und die<br />

bemoosten Felsen entsprachen genau Hirschfelds Bemerkungen zu<br />

Trauerdenkmälern: „Sie erfordern allemal eine ihrem Charakter angemessene Scene<br />

(…) ein Denkmal des Schmerzes oder der Melancholie verberge sich bescheiden in<br />

505<br />

506<br />

507<br />

trugen die Erbauer der Eremitage mit der Einrichtung des Karussellplatzes Rechnung, wo<br />

sich die Gruppen von Besuchern gemeinsam vergnügen konnten.“ (Hug, 2008, S. 205.)<br />

Karussells waren in den Jardins anglo-chinois z. B. in Monceau, aber auch schon in<br />

Versailles oder Wilhelmsbad bei Hanau (bis heute erhalten) zu finden und waren durch<br />

Abbildungen den Gründern von Arlesheim bekannt.<br />

Goethe bezeichnete Oberlin als seinen Mentor, dem er viel zu verdanken habe.<br />

Hug, 2008, S. 214. Salomon Gessner war in jener Zeit ein berühmter, mit Kleist und Wieland<br />

befreundeter, äußerst beliebter Schweizer Idyllendichter. Er war im März 1788 verstorben,<br />

und der Freundeskreis der Erbauer der Eremitage wollte ihm ein Denkmal setzen. Gessner-<br />

Denkmäler finden sich in Ermenonville, im Englischen Garten in München, sowie in<br />

Hohenheim. Schon zu Lebzeiten hatte ihm Fürst Lajos Batthány in seinem Garten in<br />

Westungarn ein Denkmal gesetzt, und in der neuen Bibliothek in Wörlitz hängt zwischen<br />

Persönlichkeiten der Antike, zwischen Dichtern und Philosophen des 18. Jahrhunderts auch<br />

ein Portraitmedaillon von Gessner.<br />

Es gibt im Kunsthaus Zürich ein Aquarell von Salomon Gessner aus dem Jahre 1775 mit dem<br />

Titel „Das ländliche Fest“. Hier wird die Liebesinsel Cythera noch einmal beschworen,<br />

indem junge Menschen mit dem Schiff ankommen. Allerdings nimmt die Darstellung der<br />

Landschaft einen ungleich größeren Raum ein, und es fehlt die Venus- und die Panstatue. Die<br />

sehr kleine Personengruppe ist in antiker Kleidung. Ein griechischer Tempel und ein der<br />

Akropolis entlehntes Gebäude verweisen ebenfalls auf die Antike.<br />

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