Salutogenese – Das Jahrbuch der KIT-Fakultät für Architektur 2021

Josef Durm und der
Aulabau vor dem Zweiten
Weltkrieg
Die Bearbeitung erfolgte über die Zuweisung
von einzelnen Fassadenabschnitten, die die
Bearbeiter*innen auch im gegenseitigen Austausch
von modellierten Bauteilen oder Bauformen
Woche für Woche nachbauten. Hervorzuheben
ist z. B. das eindrucksvolle Ergebnis von
Jonathan Heid: Er beschäftigte sich mit dem recht
komplexen Abschnitt des zentralen Giebels, der
die komplette Bauornamentik beinhaltet. Etwaige
Abweichungen sind der Kürze der Bearbeitungszeit
in diesem Semester geschuldet.
Die Idee zu dem Seminar entstand im Zuge der
Bauaufnahme-Übung im Sommersemester
2020, die pandemiebedingt an unserem Architekturgebäude
durchgeführt wurde. Einige Beobachtungen
dabei führten in den Diskussionen
zu vielen Fragen, die sich nur über die Baugeschichte
des Gebäudes und den teilweisen Wiederaufbau
nach dem Zweiten Weltkrieg beantworten
lassen.
Wie weit kann man das ursprüngliche Erscheinungsbild
des sogenannten Aulabaus anhand
von Archivmaterialien, historischen Fotos
und originalen Bauplänen virtuell in 3D rekonstruieren,
beziehungsweise nachmodellieren?
Nach dem Prinzip learning by doing stand
am Anfang das Aneignen von Basiswissen im
3D-Modellieren mit der Software Rhinoceros 3D
im Vordergrund, um die Bauteile im Stil der Neorenaissance
erfolgreich umsetzen zu können. Der
Architekt Josef Durm war in Karlsruhe Vorreiter
dieses Baustils, den er auch in etwas freierer Umsetzung
in der Komposition der Bauornamentik
am 1897 fertiggestellten Architektur gebäude zur
Anwendung brachte.
Dazu parallel durchgeführte Archiv- und
Planrecherchen stellten wiederum die Grundlage
dar, um die heute nicht mehr vorhandenen
Fassadenabschnitte oder den Dachabschluss
vor der Aufstockung ab Mitte der 1950er-Jahre
modellieren zu können.
Zahlreiche Dias aus der Sammlung an der
Professur Bau- und Architekturgeschichte zeigten
für die Steinmetze angefertigte Detailschnitte,
die eine Beschäftigung mit der Baukonstruktion
um 1900 ermöglichten.
In Abgleich mit den von Durm in der Zeitschrift
für Bauwesen publizierten Ansichten sowie
Fotos aus der Bauzeit war es möglich, den
ersten Bauzustand der Fassaden nach Einweihung
weitestgehend detailgetreu nachzubilden.
Wintersemester 2020/21
Nikolaus Koch
G Detailschnitte am Hauptgiebel
der Aula, August 1896, Diasammlung
Professur
H Ansicht des Aula- und Hörsaalbaus
um 1905 von der Englerstraße aus
gesehen
I Montiertes Endergebnis unter
Mitwirkung von Jonathan Heid,
Nikolaus Koch, Samuel Ruf, Jana
Würz als Rendering
328 Medina Warmburg