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Salutogenese – Das Jahrbuch der KIT-Fakultät für Architektur 2021

Im Oktober 2021 ist das neue Jahrbuch der Fakultät erschienen: 374 Seiten Diskurs, Dokumentation und Data aus Lehre, Forschung und Fakultätsleben. In deutsch und englisch.

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aber psychische Erkrankungen, die davon ihren Ausgang<br />

nehmen. Wenn z. B. die Überzeugung über die<br />

eigene Hässlichkeit wahnhafte Züge annimmt und in<br />

massiver Weise die Lebensvollzüge beeinträchtigt,<br />

dann motiviert das eine Behandlung zulasten <strong>der</strong><br />

Krankenkassen. Krankheit hat auch immer in dem<br />

Sinne etwas Normatives, dass man abgrenzen muss,<br />

welche Personen in einem Maße krank sind, dass sie<br />

bestimmten Rollen und Verpflichtungen in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

nicht entsprechen können und bestimmte<br />

Hilfeleistungen erhalten. Während Gesundheit häufig<br />

diesen Aspekt eines idealen Leitbildes hat, muss<br />

wirkliche Gesundheit nicht im Sinne von gut genug<br />

o<strong>der</strong> ich komme durch gedacht werden, son<strong>der</strong>n als<br />

Extremfall wie seitens <strong>der</strong> WHO: Gesundheit als ein in<br />

jedem wesentlichen Aspekt meines Seins vollkommenes<br />

Wohlempfinden.<br />

In<strong>der</strong>bitzin: Ist das auch so zu verstehen, dass systembezogene<br />

Definitionen von Gesundheit und Krankheit<br />

in Anbetracht <strong>der</strong> zunehmenden Bedeutung von<br />

Präventivmedizin infrage gestellt werden? Zumindest<br />

habe ich es aus <strong>der</strong> Ferne im medizinischen Diskurs<br />

so beobachten können, als wir im Büro an einem<br />

Wettbewerb <strong>für</strong> ein Krankenhaus gearbeitet und<br />

dabei gelernt haben, wie wichtig Prävention ist. Die<br />

Medizin versucht, Krankheit proaktiv zu vermeiden.<br />

Werden dabei die Grenzen <strong>der</strong> normativen Definitionen<br />

verschoben?<br />

Meyer-Lindenberg: Ich versuche zu überlegen, warum<br />

es Ihnen so vorkommt. Aus meiner Sicht ist es so:<br />

Eine Präventionsmaßnahme ist dann gerechtfertigt,<br />

wenn sie tatsächlich verhin<strong>der</strong>n kann, dass ein<br />

Krankheitszustand entsteht. Es ist dann auch medizinisches<br />

Handeln. Viele Präventionsmaßnahmen<br />

gehen aber weit über die rein medizinischen Interventionen<br />

hinaus. Man könnte sich beispielsweise<br />

durchaus vorstellen, was heute schon zum Teil tech-<br />

86<br />

Diskurs

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