Salutogenese – Das Jahrbuch der KIT-Fakultät für Architektur 2021

Inderbitzin: Stadt ist aber nicht gleich Stadt. So gibt es
zahlreiche Beispiele aus der Stadtbaugeschichte, etwa
die englischen Garden Cities oder das New Towns Movement,
in denen die Beziehung Stadt-Land thematisiert
wurde. Gibt es zwischen den unterschied lichen Stadttypen
nicht signifikante Unterschiede bezüglich einer
Erkrankungsgefahr?
Meyer-Lindenberg: Ich würde Ihnen vollkommen zustimmen,
dass Städte untereinander sehr unterschiedlich
sind. Da gibt es beispielsweise Städte, die
man eher als eine Folge von lokalen Nachbarschaften
erfährt. Dann gibt es aber solche Gebilde wie São
Paulo oder Tokio: große Städte, die verbunden sind
über Schnellbahntrassen. Die Daten zeigen, dass, je
größer die Stadt ist (egal wo sie sich befindet), die
Werte umso schlechter ausfallen. Wir erforschen mit
Methoden moderner Sensortechnik auch das Auftreten
deutlicher Stadtteilunterschiede. Das ist schon
ein Schritt in Richtung eines gelungenen Ortes. So
hoffen wir zumindest. Die Daten erlauben es uns aber
nicht zu behaupten, dass ein Stadttyp X ein deutig
besser sei.
Medina: Es stellt sich für mich die Frage, wie Sie den
Begriff der Stadt in Ihren Untersuchungen auslegen.
Wie grenzen Sie die Stadt vom Land ab? Wir sind es
gewohnt, ihr Verhältnis in einer Vielzahl von Graustufen
zu denken und zu erleben.
Meyer-Lindenberg: Die traditionelle Definition richtet
sich nach der Einwohnerzahl in dem Gebiet oder
nach der Dichte der Einwohner. Weniger als 1.000
Einwohner ist Land. Weniger als 10.000 sind Towns
oder kleinere Orte. Bei über 10.000 Einwohnern sprechen
wir von einer Stadt, bei über 100.000 von
einer Großstadt und bei über 1.000.000 von einer
Metropole. Das ist sehr krude. Wir arbeiten mit den
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Diskurs