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Salutogenese – Das Jahrbuch der KIT-Fakultät für Architektur 2021

Im Oktober 2021 ist das neue Jahrbuch der Fakultät erschienen: 374 Seiten Diskurs, Dokumentation und Data aus Lehre, Forschung und Fakultätsleben. In deutsch und englisch.

Im Oktober 2021 ist das neue Jahrbuch der Fakultät erschienen: 374 Seiten Diskurs, Dokumentation und Data aus Lehre, Forschung und Fakultätsleben. In deutsch und englisch.

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Meyer-Lindenberg: Als praktizieren<strong>der</strong> Psychiater sehe<br />

ich das genauso. Ich bin im Bereich Demenz und<br />

Altersdepression unterwegs. Es gibt sehr gute Ansätze<br />

auf dem Gebiet <strong>der</strong> demenzbezogenen <strong>Architektur</strong>,<br />

die etwa sehr för<strong>der</strong>lich hinsichtlich <strong>der</strong> räumlichen<br />

Orientierung sein kann. Wir versuchen in <strong>der</strong> Therapie<br />

auch den Erinnerungskontext aufrechtzuerhalten.<br />

Den Leuten ihre Bil<strong>der</strong>, ihre Geschichten<br />

o<strong>der</strong> vertraute Gegenstände im klinischen Kontext<br />

zu ermöglichen. Wir wissen, wie schädlich es sein<br />

kann, wenn wir einen alten, dementen Menschen aus<br />

dem gewohnten Umfeld rausholen und in <strong>der</strong> Klinik<br />

behandeln. Deshalb propagieren wir, die Menschen<br />

vor Ort aufzusuchen und zu behandeln. Wir gehen<br />

mit <strong>der</strong> Gruppe von Therapeuten in die Wohnung<br />

o<strong>der</strong> auch in das Heim, wenn dort <strong>der</strong> Lebensmittelpunkt<br />

ist, und versuchen dann solche Ortswechsel<br />

zu vermeiden. Darüber hinaus bin ich <strong>der</strong> Meinung,<br />

dass die Erhaltung und die Entwicklung sozialer<br />

Interaktionen auch besser laufen könnte, als das in<br />

dem Heimkontext häufig <strong>der</strong> Fall ist. Es gibt dieses<br />

Idealbild <strong>der</strong> Mehrgenerationenhäuser. Das ist ein<br />

Modell, das ich intuitiv <strong>für</strong> sinnvoll halte.<br />

In<strong>der</strong>bitzin: So geht es mir auch. Umgekehrt habe ich<br />

den Eindruck, dass die Idee des Heims, also das<br />

Zusammenleben in einer sehr homogenen Altersgruppe,<br />

überlebt ist. Mir scheint, dass Leute häufig<br />

dann sehr alt werden, wenn sie über ein dichtes,<br />

aktives Netz an sozialen Kontakten auch außerhalb<br />

ihrer Altersgruppe verfügen.<br />

Meyer-Lindenberg: Diesbezüglich hat uns die Pandemie<br />

etwas überrascht. Wir hatten mit dem Beginn <strong>der</strong><br />

physischen Distanzierung und des Lockdowns eigentlich<br />

erwartet, dass die alte Bevölkerung beson<strong>der</strong>s<br />

darunter leiden würde. Wir haben Hotlines eingerichtet<br />

und alle möglichen Angebote gestartet. Es hat sich<br />

aber rausgestellt, dass es die jungen Menschen waren,<br />

94<br />

Diskurs

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