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Salutogenese – Das Jahrbuch der KIT-Fakultät für Architektur 2021

Im Oktober 2021 ist das neue Jahrbuch der Fakultät erschienen: 374 Seiten Diskurs, Dokumentation und Data aus Lehre, Forschung und Fakultätsleben. In deutsch und englisch.

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ner, und das führt dazu, dass die soziale Interaktion<br />

in <strong>der</strong> Stadt tendenziell häufiger neutral o<strong>der</strong> sogar<br />

aversiv ausfällt.<br />

Das ist <strong>der</strong> ganz grobe qualitative Unterschied<br />

zwischen Stadt und Land, auf den sehr viel zurückzuführen<br />

ist. Im ländlichen Raum kann ich mich<br />

in so einer Situation auch erdrückt fühlen und empfinde<br />

dann die Anonymität <strong>der</strong> Stadt als Befreiung.<br />

Aber <strong>der</strong> großen Mehrzahl <strong>der</strong> Leute geht es eben genau<br />

umgekehrt. In <strong>der</strong> Stadt trifft zusammen, was<br />

nicht zusammengehört. Das macht den kulturellen<br />

Reiz <strong>der</strong> Stadt aus. Aber es macht eben auch ein Großteil<br />

an Reibung, an Stress und damit auch an Störung<br />

<strong>der</strong> psychischen Empfindlichkeit aus.<br />

In<strong>der</strong>bitzin: Die Freiheit in <strong>der</strong> Stadt wird offenbar<br />

teuer erkauft … Ein an<strong>der</strong>er Aspekt <strong>der</strong> Raum- o<strong>der</strong><br />

Umweltqualität <strong>der</strong> Stadt ist die Rolle <strong>der</strong> Vegetation.<br />

Häufig wird man mit Aussagen konfrontiert wie<br />

»je mehr Grün desto besser« o<strong>der</strong> »ein Baum wirkt<br />

sich positiv auf die Psyche aus«. Ich frage mich jeweils,<br />

ob das Populärwissenschaft ist und ob es da<strong>für</strong><br />

eine Evidenz gibt. Liegen hierzu wissenschaftlich<br />

gesicherte Erkenntnisse vor?<br />

Meyer-Lindenberg: Ja, absolut. Dazu haben wir geforscht.<br />

Stadt und Land unterscheiden sich auch in<br />

<strong>der</strong> Dosis an Naturzugang. Die Literatur zeigt, dass<br />

Grünflächen salutogenetisch sind, dass es Leuten<br />

besser geht, wenn mehr Grün um sie herum ist. Wobei<br />

ich den Begriff Grün gleich differenzieren möchte.<br />

Man sieht es beispielsweise in einer sehr guten Studie<br />

aus Dänemark. Die skandinavischen Län<strong>der</strong> haben<br />

den großen Vorteil, dass sie sehr große Krankheitsregister<br />

haben, aus denen <strong>für</strong> jede einzelne Person<br />

hervorgeht, wo sie wohnt, wie ihre Krankheitsgeschichte<br />

lautet. Wir können so eine Wirkungskurve<br />

ablesen: Je grüner <strong>der</strong> Stadtteil, in dem eine Person<br />

90<br />

Diskurs

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