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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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122 ä5. Leibnizchs Gutachten über Grau's Vorschläge (August 17lM)).<br />

und in hoehteutsch vollkomtnen, frey und ordentlich in allen Wissen-<br />

.seliafften erscheinende Landschuhl o<strong>der</strong> Aca dem ia gestifftet werden.<br />

Weil aber viel eigene Leute dazu zu bestellen zu kosthar, vermeynet er, nach<br />

dem bey den fünff" und mehr Schuhlen dieser Residenz ohngefähr 25 bis 30 Pi'aeceptores<br />

wären, so köndten imter diesen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n etwa 10 o<strong>der</strong> 12 Personen<br />

gefunden werden, welche sich becjuemen möchten, je<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Woche 2 Stvniden<br />

in teutscher Sprach zu lehren, dafür sie den Characterem Churfürstl. Professoren<br />

haben, sich recommendirt machen, auch Didactica von den Lernenden zu geniefsen<br />

haben würden. Und köndten täglich 2 Stunden gewiedmet werden den Sprachen,<br />

2 Stunden den philosophischen und inathematischen Künsten tmd 2 Stunden dem<br />

Christenthum. Xeben dem köndten vorgetragen werden die Institutiones <strong>der</strong> 3<br />

oberen Facultäten in Teutsch , alles an einem anständigen Orth in Berlin ^<br />

Nun solte ich dafür halten, dafs sehr nüzlich wäre, wenn diejenigen Nach-<br />

i'ichtungen und Wissenschaften, welche einem jeden, so aitch von Studien kein<br />

Werck machen will, dien- und annehmlich, son<strong>der</strong>lich aber Histori und Welt-<br />

beschreibunti' . Naturkündigtmg, Mathematik, Bavikunst, Agricultura und zumahl die<br />

Sittenlehre in teutscher Sprach . nicht weniger auch die teutsche Beredtsamkeit,<br />

schrifft- luid mündlich getrieben und <strong>der</strong> Jugend in Schuhlen beygebracht würden.<br />

Und hat Herzog Ernst zu Gotha hochseeligen Andenkens ein und an<strong>der</strong>es zu dem<br />

Ende aufsezen lassen. Es hat auch unlängst ein gelehrter ]Mann in Hamburg vor<br />

Kaufleute. Scliifl["leute, Künstler und an<strong>der</strong>e in Teutsch mathematische Lectionen<br />

"ehalten. Was aber die obern Facultäten, nehmlich Theologie. Jurisprudenz und<br />

ArzneA' betrifft, fallen allerhand Bedencklichkeiten bei, desAvegen besser, stuffeu-<br />

weise zu gehen luid anfangs nicht so hoch zu steigen.<br />

Es solte anoch vorerst genug seyn, wenn anstatt <strong>der</strong> vorgeschlagenen 1 2 teutschen<br />

Professoren anfangs bey <strong>der</strong> Chiu'fürstl. Residenz 3 o<strong>der</strong> 4 bequeme Personen wären,<br />

so diese Lehr -Art frey willig übernehmen wolten, und werden sie wegen <strong>der</strong> Materi<br />

und Form ihrer Lehre an die Churfürstl. Societät <strong>der</strong> Wissenschal!"ten Guthacliten<br />

und völliger Anstalt des Wercks gewiesen Averden können . damit <strong>der</strong> Jugend Avahre<br />

und nüzliche Grundlehre auf eine ordentliche und vernehmliche Weise beybracht<br />

würden. Weim auch solches Dociren nicht in Privat- Häusern noch hin und Avie<strong>der</strong><br />

in den Schuhlen zuztdassen, son<strong>der</strong>n an einen geAvissen, dazu bequemen Loco publice<br />

alhier angeordnet Avürde, so Avürde es mehr Ruf und Ansehen haben.<br />

Solten die Leute nun, so das Werck unternehmen Avolten, demselben recht-<br />

schaffen geAvachsen seyn, so ist kein ZAveifel, sie Avürden an einem volckreichen<br />

Orth Avie Berlin Zulauff haben und daher vor die Avenigen Stunden, die sie etAva<br />

Avöchentlich hierzu anwenden Avürden, durch anständige Didactica eine zureichende<br />

Belohnung erhalten, zumahlen da von Churfürstl. Durchl. sie also privilegirt Avären,<br />

dafs aufser denen bestelleten Personen An<strong>der</strong>en auff <strong>der</strong> gleichen Weise zu lehren<br />

und pid^lica o<strong>der</strong> privata CoUegia zu halten verbothen. Es ist auch nicht zu ZAveifeln,<br />

dafs mit <strong>der</strong> Zeit bey erscheihnenden Nuzen die Städte und Gemeinen selbst wie<br />

bey an<strong>der</strong>n Schiüilen denen Lehrenden in etwas zu helffen kommen würden.<br />

[In dem LEiBMZ-Fascikel des Akademisclien Archivs wird auch das eigenhändige Coucept<br />

des Begleitschreibens von Leibkiz an Hrn. von Wedel zu diesem Gutachten aufbewahrt. In<br />

diesem verwahrt er sich gegen den Vorschlag Grau's, ihn aus den Mitteln <strong>der</strong> Societät für sein<br />

Unternehmen, in deutscher Sprache zu dociren, zu besolden: "II ne doit point compter en aucune<br />

fagon pour cela snr le fonds de la societe, qui peut ä peine suffire k ce (jui est tres neces-<br />

saire pour les sciences et arts et pour acquerir de la reputation par quelques decouvertes« etc.]<br />

1 Hier folgt noch ein Satz, dass Grau sich erboten liabe , die Aufsicht über dieses<br />

Unternehmen zu führen, und deshalb eine Anstellung vom Kurfürsten begehre, um mit<br />

an<strong>der</strong>en »Teutsch - wohlgesinnten., das Werk zu treiben. Aber Leieniz hat nachträglich<br />

diesen Satz gestrichen.

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