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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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294 1706. Helmholtz, Eutdeckungsgeschichte des Princips <strong>der</strong> kleinsten Aotion.<br />

tnia;, we<strong>der</strong> als wahr zu erweisen, noch auch nur klar auf Beispiele mannigfacher<br />

Art anzuwenden im Stande war. In Selbstbewün<strong>der</strong>ung versunken, hielt er sich fiir<br />

])erechtigt, es nur wie ein Prophet zu verkünden, ein tragisches Beispiel, wie ein<br />

ursprünglich begabter Geist, durch Eitelkeit und durch die lockere Disciplin des<br />

sogenannten metaphysischen Denkens verführt, sich zu Grenzen hin verirren kann,<br />

wo sogar die Zurechnungsfähigkeit zweifelhaft zu werden beginnt. Und dabei<br />

wirkt seine ursprüngliche Begabung doch selbst noch durch seine Verirrungen in<br />

einem gewissen Mafse weiter. Wenn er auch die Wahrheit nur gerathen hat, so<br />

ist es doch immer die Wahrheit, die er gerathen hat. Und sein felsenfester Glaube<br />

an die INIöglichkeit. ein allgemeines Gesetz <strong>der</strong> Natur zu finden, hat seinen letzten<br />

Crrund doch in dem richtigen Vertrauen auf die Gesetzmäfsigkeit <strong>der</strong> Natur, d. h.<br />

auf das Causalgesetz, welches <strong>der</strong> letzte Gi-und all imsres Denkens und Handelns ist.<br />

Ehe er die Strafe für seinen Hochmuth selbst auf sich herabbeschwor, überlaschte<br />

er 1750 die gelehrte Welt durch ein noch wundei'licheres Buch, Briefe über<br />

Kosmologie, dessen Unordnung und Zusammenhangiosigkeit er damit entschuldigt,<br />

dafs er es sehr krank und leidend geschrieben habe, wo er geglaubt habe, die<br />

wissenschaftlichen Ideen, die ihm durch den Kopf gegangen, noch aufschreiben zu<br />

müssen. Es ist dieses Buch, welches nachher den Haiiptstoff zu Voltaire' s Satiren<br />

gegen ihn geliefert hat. Und doch kommen auch darin neben den erstaunlichsten<br />

Abenteuerlichkeiten richtige Vorahnungen vor von den Wegen, die die Wissenschaft<br />

nachher wirklich gegangen ist.<br />

Die Zeitgenossen nahmen das neue von ^Nlaupertuis verkündete Weltgesetz<br />

natürlich nicht ohne Wi<strong>der</strong>spruch auf. Die Kritik des Chevalier d'Arcy ist schon<br />

erwähnt, ihm antwortet Maupertuis in ruhigem und hüilichem Tone das Wenige,<br />

was er darauf antworten konnte.<br />

Schwerer verletzte ihn ein andrerGegner, <strong>der</strong> schon erwähnte Samuel Koenig,<br />

dem er einst Zutlucht in Cirey verschafft, den er dann zum iNIitglied dieser Akademie<br />

vorgeschlagen hatte. Dafs dieser gegen ihn schrieb, mochte ihm als grober Undank<br />

erscheinen. Aufserdem scheint Koenig ein Mann von etwas ungehobelten<br />

Sitten gewesen zu sein, <strong>der</strong> mit seinem republicanischen Gleichheitsgefühl zu<br />

prunken liebte, ^"on Cirey war er fortgeschickt, weil er sich irgend etwas Un-<br />

passendes gegen die Dame des Hauses erlaubt hatte; in mündlicher Discussion redete<br />

er den Präsidenten, den er von seinem Irrthum zu überzeugen suchte, mitleidig<br />

als »Mon pauvre ami» an: kurz es waren wohl allerlei kleine und grofse persönliche<br />

Ärgernisse vorausgegangen. Übrigens war Koenig 's Abhandlung durchaus rück-<br />

sichtsvoll gegen Maupertuis geschrieben und ging eigentlich wesentlich darauf aus,<br />

das allgemeine Gesetz des Gleichgewichts aus dem Gesetz <strong>der</strong> lebendigen Ki-aft<br />

herzuleiten, in einer im Wesentlichen richtigen Weise. Al)er die Darstellung, wenn<br />

auch einem wohlwollenden Leser vollkommen verständlich, war ungeschickt und<br />

nicht immer klar, so dafs Eni er nachher eine sehr absprechende und des Autors<br />

^Meinungen entstellende Kritik daran knüpfen konnte. Von den Einwürfen gegen<br />

^Maupertuis war <strong>der</strong> wichtigste <strong>der</strong>, dals die Gröfsen, die jener als Minima be-<br />

trachtete, zum Theil ]\Iaxima und Maximo-INIinima waren. Sonst sind die Einwände<br />

gegen die schlechten Beispiele, die Maupertuis gewählt hatte, unter wun<strong>der</strong>lichen<br />

metaphysischen Betrachtungen und Prioritätsfragen vergraben. Im Ganzen<br />

brauchte dieser ganze Wi<strong>der</strong>spruch jMaupertuis" Zorn nicht erheblich zu reizen.<br />

Es war nur <strong>der</strong> letzte Absatz <strong>der</strong> Abhandlung, <strong>der</strong> dies im höclisten Grade that.<br />

Der Aufsatz schliefst nämlich mit dem Abdruck eines angeblichen Briefes von Leibniz,<br />

in ^velchem dieser in klaren Worten das Pi'incip <strong>der</strong> Action ausspi-icht, aber mit<br />

dem Zusatz, dafs dieselbe bald ein Maximum, bald ein 3Iinimum sei.<br />

Auf dieses Brieffragment concentrirt sich nun <strong>der</strong> ganze Zorn von M a u p e r t u i s<br />

es droht ihm die Ehre seiner Entdeckung zu rauben, sie auf Leibniz zu übertragen.<br />

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