06.01.2013 Aufrufe

Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

228. Verliandliingen ül)er die Errichtung einer Dentschen Akademie (1888/89). iU) i<br />

unserer Überzeugung entscheidendes, entgegen. Als die Aufgabe <strong>der</strong> »Deutschen<br />

Akademie" betrachtet das Statut (wie aus § 2, 3, 5 hervorgeht) die Feststellung<br />

allgemein gültiger Noi'men für den Gebrauch <strong>der</strong> deutschen S])rache. wofür ihm<br />

unverkennbar das Vorbild <strong>der</strong> französischen Akademie vorschwebt. "Wie man aber<br />

auch die Frage nach dem Nutzen beantworten mag, welclie die letztere <strong>der</strong> Lit-<br />

teratur ihres Volkes gebracht hat . so kann man doch Einrichtungen . welche unter<br />

ganz an<strong>der</strong>en geschichtlichen Voraussetzungen und anfeinem andei-en Boden entstanden<br />

sind und gewirkt haben, nicht ohne Weiteres auf Deutschland und auf unsere<br />

Zeit übertragen. Dem deutschen Geiste wi<strong>der</strong>strebt es, in den Äusserungen seines<br />

Lebens sich einer centralistischen Leitung unterzuordnen; die deutsche Litteratur<br />

hat die Blüthe. zu <strong>der</strong> sie seit Klopstock und Lessing gelangte, lediglich <strong>der</strong> freien<br />

Liitiative einzelner hervorragen<strong>der</strong> Geister zu verdanken, und nur auf diesem Wege<br />

wird sie ihr auch für die Zukunft gesichert werden können. Einer wissenschaft-<br />

lichen Korpoi'ation, die mit ihrer Leitung beauftragt würde, fehlte zur Lösung dieser<br />

Aufgabe nicht weniger als x\lles: die rechte Energie, die nur bei <strong>der</strong> wissenschaft-<br />

lichen Einzelarbeit möglich ist, die Sachkunde, die in <strong>der</strong> Regel, je specieller die<br />

Fragen sind, über die entschieden werden soll, um so weniger <strong>der</strong> Majorität einer<br />

Körperschaft beiwohnen wird, und vor allem das Recht zu l)efehlen. So Vieles<br />

daher an dem gegenwärtigen Zustand unserer Litteratur <strong>der</strong> BesseruTig bedürftig<br />

sein mag: diese selbst wird doch nicht von den Elntscheidungen einer Centralbeliörde,<br />

son<strong>der</strong>n neben einem tüchtigen Schulunterricht nur von dem Vorgang und <strong>der</strong> Einwirkung<br />

mafsgeben<strong>der</strong> Schriftsteller erwartet werden dürfen.<br />

Ein weit gröfserer und nachhaltigerer Dienst wird sich <strong>der</strong> deutschen Sprache<br />

und Litteratur auf einem an<strong>der</strong>en Wege leisten lassen. In welchem Mafse es unserem<br />

Volke zum Bewufstsein gekommen ist, dafs seine Litteratur sein bester Schatz und<br />

dafs dieser Schatz noch lange nicht genügend gehoben ist, das haben wir Alle<br />

miterlebt: es ist ein Theil des grofsen Aufschwunges <strong>der</strong> deutschen Nation, und<br />

die Regierung hat den hieraus hervorgehenden Bestrebimgen nicht fremd bleiben<br />

können. Die Gesammtausgaben <strong>der</strong> W^erke Goethe's, Her<strong>der</strong>'s, Lutliers sind in<br />

einer o<strong>der</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Weise durch die Mitwirkung deutscher Staaten und Fürsten<br />

zu Stande gekommen; es würde erwünscht sein, die Bestrebungen zu concentriren<br />

und eine sachkundige Leitung für dieselben zu schaffen. Dasselbe gilt von lexi-<br />

kalischen und dialektologischen Arbeiten. Wer von den Verhandlungen ül)er die<br />

Fortsetzung des Grimm'schen Wörterbuchs, über die kartographische Fixirung <strong>der</strong><br />

deutschen Dialekte Kenntnifs hat, wird dies weiter bestätigen. Die unterzeichnete<br />

Akademie ist in mehrei'en dieser Angelegenheiten um ihren Rath angegangen worden<br />

und hat denselben nach Vermögen ertheilt; von einer weiteren Verfolgung dieser<br />

Thätigkeit könnte sie sich nur Gutes versprechen. INIusterausgaben deutscher Schrift-<br />

steller von Luther's Zeit an, nebst sprachlicher und sachlicher Erläuterung <strong>der</strong>selben,<br />

grammatische und lexikalische Arbeiten über die gegenwärtige deutsche Sprache<br />

würden nicht blos tlem geschichtlichen und wissenschaftlichen Verständnifs <strong>der</strong> letz-<br />

teren zugutekommen, son<strong>der</strong>n sie würden ebendadurch auch mittelbar auf die Aus-<br />

bildung und Feststellung ihres thatsächlichen Gebrauchs aufs wohlthätigste einwirken.<br />

Wenn die Stiftung des Hrn. Krohn diesem Zwecke gewidmet würde, könnte<br />

diefs unsere Akademie nur willkommen heifsen.<br />

Welche Einrichtungen für diesen Zweck die geeignetsten wären , wird neben<br />

an<strong>der</strong>em wesentlich von dem Umfang <strong>der</strong> für denselben verfügbaren Mittel abhän-<br />

gen. So lange diese den Ertrag des bis jetzt in Aussicht gestellten Kapitals nicht<br />

um ein mehrfaches übersteigen, wird es das x\ngemessenste sein, dieselben zu einer<br />

Stiftung zu verwenden, welche als »Krohnstiftung für deutsche Sprache und Lit-<br />

teratur« bezeichnet und vielleicht mit <strong>der</strong> <strong>Königlich</strong> preufsischen Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften in eine ähnliche Verbindunu; gesetzt werden könnte, wie die Hum-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!