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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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70. Leibniz, Pro Memoria betreffend den Seidenbau (Januar 1703). 153<br />

besten Grund gebunden. Es \vürden viel Menschen in neue Arbeit gestellet, die<br />

sonst die Zeit ohnnüzlicli zubringen. Bey <strong>der</strong> Fütterung und Wartung <strong>der</strong> Wurme<br />

können alte Leute, Kin<strong>der</strong>, und an<strong>der</strong>e die sonst wenig arbeiten, an Hand gehen.<br />

Die Haspelung geschieht durch ]Menschen, die Zwirnung theils mit Instrumenten.<br />

Die Manufacturii'er werden vermehret, also die Nahrung mit <strong>der</strong> Licen.t verstärcket,<br />

und Überaufs grofse Summen Geldes <strong>der</strong>mahleins jährlich im Land behalten.<br />

ISIan möchte dagegen einwenden, dafs die Sach hiezu Land nicht thunlich;<br />

allein <strong>der</strong> Augenschein und sich ergeben<strong>der</strong> Überschufs ist vorhanden, welcher, ob<br />

er schohn anjezo nur im Kleinen wahr gemacht, sich doch bey gröfserer Anstalt<br />

multipliciren müste. Die Bäume gerathen in allei'hand Grund, wie<strong>der</strong>stehen <strong>der</strong> Kälte,<br />

und verursachen desto Aveniger Besorgniis, weilen es dabey nicht auff Früchte, son<strong>der</strong>n<br />

nur auff Blätter ankörnt; die Seiden -Wurme sind hier den Kranckheiten weniger<br />

unterworffen als in den warmen Landen , die Seide ist (nach Gelegenheit) <strong>der</strong><br />

italianischen und fnmzösischen zu vergleichen, und zu allen Arbeiten guth, wie es<br />

die Wercke zeigen.<br />

Nachdem nun Königl. M'- zu Preufsen sich geneigt erclärt gehabt, <strong>der</strong>o Societät<br />

<strong>der</strong> Scienzen in solchen Stand zu sezen, dals sie etwas leisten könne, so <strong>der</strong> Glori<br />

des allerdurchlauchtigsten Fundatoris, <strong>der</strong> Erwartung <strong>der</strong> Welt, und <strong>der</strong> Königl.<br />

Instruction einig Gnügen geben köndte, so hat man nach reiffer Überlegung dafür<br />

gehalten, die Concession <strong>der</strong> Seiden -Cultur seye ein Werck, welches alle Requisita<br />

habe, so dazu zu verlangen. Dann erstlich kan es <strong>der</strong> Societät zu einem beständigen<br />

Fundo mit dienen etwas Rechtschaffenes aufszurichten; vors an<strong>der</strong>e gereicht es<br />

Niemand zu Praejudiz; und drittens so ist es an sich selbst löblich und gemein -nüzig.<br />

Man hat aber fürs Beste gehalten <strong>der</strong> Königin M'- allerunterthänigst zu ersuchen,<br />

dafs sie selbst diefs Werck <strong>der</strong> Seiden -Cultur, als eine angenehme tnid<br />

schöhne, auch einer grofsen Fürstin anständige Sach, <strong>der</strong>gleichen die Alten ihrer<br />

weisesten Göttin zugeschrieben, unter <strong>der</strong>o Protection abson<strong>der</strong>lich (zu) nelanen, und<br />

mit <strong>der</strong>o Autorität zu beför<strong>der</strong>n in Gnaden geruhen möchte. Welches ihre M' auch<br />

guth befunden und sich darinn eine son<strong>der</strong>bare Lust machen wollen.<br />

Wird demnach allerunterthänigst gesuchet: i. dafs <strong>der</strong> König in Preufsen<br />

unser allergdst. Hen-, vor sich und seine Successoren an <strong>der</strong> Regierung, seiner<br />

Societät <strong>der</strong> Wifsenschafften verleihe das Perpetuum Privilegium <strong>der</strong> Seiden -Zielung<br />

in allen dei*o Landen, also dafs Niemand als <strong>der</strong>o Societät frey stehen soll rauhe<br />

Seide darinn zu machen.<br />

2. Dafs Königl. M^- zu dieser voi'habenden Verfafsung hergeben die vorhan-<br />

dene Maulbeer- Gärten zu Keppenich, Postdam, Glüneke, Borne und wo Sie sonst<br />

mögen. Dergestalt und also dai's <strong>der</strong> Societät zu allen Zeiten alda freystehen soll<br />

seyn sich solches Grundes zu bedienen, alda neue Bäume zu pflanzen, die vorhandene<br />

o<strong>der</strong> noch erziehende jnnge Bäume heraus in an<strong>der</strong>e Orthe zu versezen,<br />

und sonst davon die Blätter zu gebrauchen, und dafs dagegen Königl. M*- einen<br />

jährlichen leidlichen Grundzinfs geniefsen, nach Mafse defsen so solcher Grund<br />

bisher einbracht.<br />

3. Dafs Königl. M'- Pläze anweisen lafsen, in unterschiedenen <strong>der</strong>o Landen<br />

Baumschuhlen anzulegen, damit eine überaufs grofse Menge <strong>der</strong> jungen Bäume<br />

för<strong>der</strong>lichst aufbracht werde, die hernach zum Theil in die Alleen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Orthe versezet werden können. Auch dafs Königl. M*- zu Bearbeitung des Grundes<br />

solcher Baumschuhlen o<strong>der</strong> Gärten und zu <strong>der</strong>en Verzeunung mit Frohndiensten<br />

und dem Holz bevhülffig seyn. Und soll von solchen Pläzen alsdann erst ein leid-<br />

licher Grundzinfs gegeben werden, wenn man sie nuzen kan,<br />

4. Dafs Königl. M'- beliebe dahin beför<strong>der</strong>lich zu seyn, wie so viel thunlich<br />

Alleen von diesen Maulbeer -Bäumen hin und wie<strong>der</strong> gepflanzet werden mögen. Es<br />

würde schöhn stehen, wenn von Berlin nach Schöhnhausen, Fridrichsfelde und an<strong>der</strong>en

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