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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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406 197. Niebuhk's Briefe an die philologisch -historische Klasse (ISlGff.).<br />

NiEBUHR an die philologisch-historische Klasse. (Original).<br />

Rom, den 20. jNIai 1820.<br />

Meine Absicht war heute, <strong>der</strong> Klasse nicht nur eine vorläufige Notiz von den<br />

höchst interessanten Inschriften mitzutheilen , welche Gau in Ägypten und Nulnen<br />

für mich abgeschrieben hat, son<strong>der</strong>n auch einige <strong>der</strong> wichtigsten, mit meinen Emendationen<br />

und Ergänzungen, einzuschicken. Ich hoble die Sache aus dem Groben:<br />

meine Freunde und CoUegen werden dadurch wenigstens Zeit einspart finden , um<br />

das noch übrige schneller zu vollenden. Die interessanteste unter allen, und die<br />

ich ehestens schicke, wenn ich sie in <strong>der</strong> hiesigen Archäologischen Societät erklärt<br />

haben werde, ist eine Gedächtnifstafel eines ZiKkw, ßaa-iKla-Kos tÖ)\> NovßäSo}v Kat<br />

öXcov (NB. dieses neugriechische, welches auch im Kosmas Indikopleustes herrscht)<br />

Twv AWtÖTTcov, aus dem Temjiel zu Kalabsche, dem alten Talmis: gewifs nach <strong>der</strong><br />

Mitte des 3. Jhs. unsrer Zeitrechnung gesezt: <strong>der</strong> Axumitischen Inschrift und <strong>der</strong><br />

adulitischen auffallend ähnlich: und, ich seze hinzu, wahrscheinlich ebenso den alt-<br />

ägyptischen , die in den Hieroglyphen verborgen sind.<br />

Dafs ich nun diesen Vorsaz nicht ausgeführt, daran ist im eigentlichsten Sinn<br />

<strong>der</strong> Himmel Schuld: denn heute ist wenigstens <strong>der</strong> fünfte Tag des allerscheufslichsten<br />

Scirocco; und wenn <strong>der</strong> so lange angehalten hat, dankt man dem Himmel,<br />

wenn man sich nicht permanent blödsinnig fühlt: billige Leute machen alsdann<br />

keinen Anspruch , dafs man etwas arbeite: und man müfste sehr im verschämt seyn,<br />

wenn man sich herausnähme etwas zu schreiben, was vernünftige Leute lesen sollen.<br />

Aus <strong>der</strong> Vermählung des Scirocco mit italiänischen Gehirnen entstehen die Sonnette<br />

und die hiesigen gelehrten Arbeiten.<br />

Ich schriebe heute also gar nicht, wenn ich nicht die Akademie in Hinsicht<br />

auf zwey Punkte, die mir sehr am Herzen liegen, in Anspruch nehmen müfste.<br />

I. General [Menü hat mich von seinem Reiseplan benachrichtigt und schreibt,<br />

dafs ihn ein Philologe begleite. Vermuthlich ist dieser von <strong>der</strong> Akademie ausgesucht<br />

und beauftragt, auch in Hinsicht auf unsre Inschriften. Das ist schön, und<br />

ich freue mich <strong>der</strong> Sache sehr: aber ein Hellenist ist nicht hinreichend. Es wäre<br />

Jammerschade, wenn nicht auch ein Orientalist mitgesandt würde: Das Subjekt<br />

kann ich mit Verbürgung meiner Ehre vorschlagen, nämlich Dr. Augustin Scholz,<br />

Sacys sehr geschäzten Schüler: <strong>der</strong> sich jezt hier befindet. Ich kenne keinen<br />

eifrigeren, i*astloseren , und wenig so tüchtige Gelehrte. Seit Gaus Rückkehr war<br />

es zwischen uns oft zur Sprache gekommen, wie lebhaft er nach dem Orient zu<br />

reisen wünsche, und wie lebhaft ich, dafs er es möchte erreichen können. Er ist<br />

<strong>der</strong> Morgenländischen Sprachen in vorzüglichem Grade Meister: mit dem kojiti»-<br />

sehen schon sehr wohl bekannt; ungemein geschickt, sich zu allem Zugang zu erwerben,<br />

und rastlos, bis er es erreicht. Gau hat die einzige Entdeckung einer phö-<br />

nicischen Inschrift bey Jerusalem gemacht, und Scholz sie soweit entziffert, als es<br />

ohne verwegene Conjecturen bey einer verstümmelten und verwitterten Schrift<br />

möglich ist, die jemand abgeschrieben hat, <strong>der</strong> keine Ahnung vom phönicischen<br />

Alphabet hat. Noch nie ist bei Tyrus und Sidon nach Inschriften gesucht: ja selbst<br />

in Palästina noch nie : und die Inschriften von Citium sind verschollen. So ist<br />

auch gewifs noch manches von Handschriften , namentlich für die <strong>Geschichte</strong> des<br />

eigentlichen Arabien , zu entdecken. Zu Elkusch , auf den Ruinen des alten Ninive,<br />

wohnt ein Freund von mir, ein vortrefflicher Mann, <strong>der</strong> nichts mehr wünscht, als<br />

dort zu Ausgrabungen behülflich zu seyn: und nach seiner Erzälilung sind die Hügel<br />

daselbst ganz und gar Ruinenbei-ge, in denen man allerdings uralte Kunstwerke<br />

findet. Zum Abschreiben griechischer und römischer Inschriften, zu je<strong>der</strong> philo-

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