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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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228. Yerhaiidluiigen über die Errichtung einer Deutschen Akademie (1888/89). bOl)<br />

5. Der geschäftliche Mittelpunkt für die Anstalt ist die Reichshauptstadt. Ein<br />

von <strong>der</strong>selben aus ihrer Mitte bestellter, aus ihren Mitteln besoldeter, beständigei"<br />

Secretar besorgt hier ihre laufenden Geschäfte ; als geschäftsführen<strong>der</strong> Ausschufs<br />

stehen ihm zur Seite die in Berlin ansässigen INIitglie<strong>der</strong>. Wichtigere Entscheidun-<br />

gen werden durch mündliche o<strong>der</strong> schriftliche Abstimmung sämmtlicher Mitglie<strong>der</strong><br />

gefafst.<br />

6. Der Zusammentritt <strong>der</strong> sämmtlichen Mitglie<strong>der</strong> erfolgt in Berlin nach Be-<br />

dürfnifs cemäfs <strong>der</strong> Anoi'dnung des geschäftsführenden Ausschusses.<br />

In diesem Entwurf war die »Deutsche Akademie " abgelehnt, dagegen ein Weg<br />

gezeigt, wie die geytlante Stiftung als »Krohn -Stiftung für Deutsche Sprache und<br />

Litteratur« o<strong>der</strong> vielleicht auch »Reichsanstalt für Deutsche Sprache« nutzbringend<br />

gemacht werden könne. Die Majorität des Plenums nahm den Entwurf an, und er<br />

wurde als Antwort an das Ministerium abgesandt. Allein wie er die Züge eines<br />

Compromisses trägt und nicht in je<strong>der</strong> Hinsicht als geklärt bezeichnet werden kann,<br />

so fand er auch bei einer ^linorität Wi<strong>der</strong>spruch. Zwei Separatvoten wurden abgegeben,<br />

das eine von den HH. du Bois-Reymond und vox Helmholtz und das<br />

an<strong>der</strong>e von den HH. Brunxer, Diels, Dilthey. Pernice und Schmoller. dem<br />

nachträglich auch Hr. Curtius beitrat. Jenes lautete:<br />

Dem von <strong>der</strong> Akademie genehmigten Bericht über die Gründung einer sogenannten<br />

Deutschen Akademie hat <strong>der</strong> Unterzeichnete als Secretar pllichtgemäfs<br />

seinen Namen beigefügt. Da er aber in wesentlichen Punkten an<strong>der</strong>er Meinung ist<br />

als die Mehrheit, welche jenem Bericht zugestimmt hat, so bittet er tun die Er-<br />

laubnifs, hier seiner Überzeugung Aiisdruck geben zu dürfen.<br />

Der Gesichtspunkt, welcher ihn dabei leitet, ist <strong>der</strong> gegenwärtige bedauer-<br />

liche Zustand <strong>der</strong> Deutschen Sprache. Das dem Deutschen angeborene Gefühl für<br />

Unabhängigkeit, ja für möglichst zwanglose Ungebundenheit; <strong>der</strong> bei ihm von Natur<br />

weniger rege Sinn für künstlerische Schönheit; die lange Zerrissenheit <strong>der</strong> Nation;<br />

<strong>der</strong> Mangel an einem grofsen, Sitte und gesellschaftliche Form bestimmenden Mit-<br />

telpunkte hatten bei uns seit geraumer Zeit zu einer ^'er^vahrlosung des sprach-<br />

lichen Ausdruckes geführt, welche sich in <strong>der</strong> Unsicherheit dei* Rechtschreibung<br />

und <strong>der</strong> Grammatik, in dem ^lifsbrauch von Fremdwörtern, <strong>der</strong> Vernachlässigung<br />

des Stiles, vor allem in <strong>der</strong> völligen Gleichgültigkeit gegen diese Ubelstände bei<br />

<strong>der</strong> ungeheuren jNIehrzahl <strong>der</strong> Gebildeten kundgab. Um so unerfreulicher war<br />

dieses Bild, wenn man es mit <strong>der</strong> ernsten und liebevollen Fliege verglich, welche<br />

die an<strong>der</strong>en grofsen Cidturvölker, Franzosen, Italiener, Englän<strong>der</strong>, sogar Spanier,<br />

ihrer Sprache angedeilien lielsen. Schon 1847 erhob deswegen Jakob Grimm in<br />

<strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften heftige Anklagen wi<strong>der</strong> die doch seinem Herzen<br />

nahestehende Deutsche Nation. Bestimmte INIafsnahmen zur Abhülfe vorzuschlagen<br />

war damals nicht <strong>der</strong> geeignete Zeitpunkt.<br />

Obschon durch meine Fachwissenschaft nicht dazu berufen, wagte ich es<br />

1874, die deutschen sprachlichen Zustände wie<strong>der</strong> zum Gegenstand einer Betrachtung<br />

zu machen und diesmal zugleich eine Mafsnahme zu ihrer Besserung vorzuschlagen.<br />

In einer zur Geburtstagsfeier des Kaisers Wilhelm I. in <strong>der</strong> Akademie<br />

gehaltenen Rede, von <strong>der</strong> ich mir erlaube hier zwei Exemplare beizulegen, entwickelte<br />

ich den Plan zur Gründung einer Kaiserlichen Akademie <strong>der</strong> Deutschen<br />

Sprache. Ich setzte auseinan<strong>der</strong>, wie meiner Meinung nach solclie Akademie<br />

eine zweckmäfsige Veranstaltung sein würde, um bei dem Deutschen Volke<br />

die wünschenswerthe Theilnahme für das Kleinod seiner Sprache zu erwecken. Ihre<br />

Gründung würde ein Ausdruck des Werthes sein , welchen das vYie<strong>der</strong>erstandene<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Akademie. II. 39

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