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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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4. Lkieniz, Errichtung einer Societät in Deutschland (2. Entwurf). Ji.")<br />

22. Je verständiger ein Medicus ist, je weniger schreibt er seiner Kunst. Je<br />

mein- hingegen <strong>der</strong> Natur und Opiniun des Patienten nechst göttlicher Gnade zu.<br />

JVlan weis, w^ie viele die Einbildung gesund gemaclit. Der berühmte Porta selbst<br />

erzehlet. dafs er einer vornehmen in Kindesnöthen arbeitenden Frau mit etwas<br />

von <strong>der</strong> Erde auffgeraff'tem Sand, den er ihr als ein köstliches Secretum eingegeben,<br />

von Stund an geholft'en. Es mangeln uns noch die Principia in <strong>der</strong> Medicin, zu<br />

sehen die innerliche Constitution dieses so verwii'reten Uhrenwercks, vmd also defsen<br />

Vorstelliuigen und morbi sind uns grofsen Theils mehr effectu als definitione causali<br />

bekant. Die bisherige INIethodus medendi ist nur eine Hypothesis, <strong>der</strong>en man sich<br />

brauchen mus, bis maus einzeln bald hier, bald da befser find. Dahehr diejenigen,<br />

die Experimente verachten, specifica medicamenta mit ihrer ]Methodo zu finden<br />

meinen, die simplicia abandonniren, ja meisten Theils nicht einmahl kennen, son<strong>der</strong>n<br />

solche Wilsenschafft dem Apotheker überlafsen und sich contentii-en, aus Büchern<br />

tuid qualitatibus primis vel secundis und denen nach in gradus imaginarios per<br />

classes et tabulas eingetheilten Medicamentis, zu curiren, — sicli helslich betrogen<br />

finden und offt, will nicht sagen von Marcktschreyern , sondei'n alten Weibern<br />

übertrofi'en wei'den.<br />

23. Defsen erzehlt <strong>der</strong> l^erühmte Fioravante ein notabel Exempel, dafs ein<br />

ganzes Collegium 12 3Iedicorum bey einem Patienten gesefsen und nicht gewust<br />

was Raths. auch gleichsam re desperata scheiden wollen; da sey ein altes Weib<br />

hinein geschlen<strong>der</strong>t kommen, so insalutato consessu recta zum Patienten gangen,<br />

seinen Zustand ausgefragt und dann mit ihm contrahirt, was er ihr geben wolte,<br />

dafern er geheilet würde; darauif ihm ein gewifses pulverisirtes Sinn)lex verordnet,<br />

davon er repetitis sumtionibus hernach völlig genesen. Die Medici haben anfangs<br />

des Weibes gespottet, hernach aber sie nach gemeiner saalba<strong>der</strong>ischer Arth vor eine<br />

Hexe gehalten, er, Fioravante aber, so unter An<strong>der</strong>en gegenwärtig war, that sich<br />

gleich anfangs zu dem Weibe, redete freundlich mit ihr und brachts dahin, dafs<br />

sie ihm gegen eine Recompens ihr Secretum conununiciret, so in einem eigenen<br />

tuipraeparirten , nur gestofsenen inul in Wein eingenommenen Simplice o<strong>der</strong> Ki-aut<br />

bestanden, so er hernach ein in dieser Ki'anckheit souveraines, unvergleichliches<br />

Remedium zu seyn Ijefunden. Solten wir <strong>der</strong>owegen unserer eingebildeten Methodo<br />

medendi und darauff fundirten Compositionibus und Recepten nicht zu viel trauen,<br />

son<strong>der</strong>n die Natur tleifsiger consuliren und diejenigen — ungeacht es gemeine,<br />

sonst verächtliche, ja auch wohl närrische extravagante Leute — , so mit <strong>der</strong> Natur<br />

mehr als wir umbgangen.<br />

24. Es ist Zweifels ohne die uralte Art zu cui'iren in simplicibus bestanden,<br />

und haben unsre Vorfahren son<strong>der</strong>lich die Araber und an<strong>der</strong>e Orientales eine incomparabel<br />

befsere Cognition <strong>der</strong> Simplicium gehal;)t, als wir. Multae gentes sine<br />

medicis vixere, sagt Plinius, non tarnen sine medicina. So lange alte Matres et<br />

Patresfamiiias aus ihren verlegenen Calen<strong>der</strong>n und 3Iemorialien , o<strong>der</strong> auch Gedächtnüs<br />

ihre domestiquen Hausmittel herfür gesucht und ihrem Kind und Gesind<br />

und Nachbaren damit geholften, ist die Medicina simplicior, sed realior gewesen.<br />

Nachdem sie aber zur Kunst worden, imd gewifse Leute davon Profession gemacht,<br />

uml) sich zu ernehren, auch wohl mächtig und reich zu machen, sind Fuci, Fraudes,<br />

Monopolia, Aemulationes, Odia, Pi-ocrastinationes und unzehlig an<strong>der</strong>e malae artes<br />

eingerifsen. nicht weniger als bey an<strong>der</strong>n Handthierungen, da doch vita humana<br />

res sancta et nullis commerciis subjecta seyn solte. Gleichwohl müfsen unterdefsen<br />

Grofs und Klein, Fürst und Bauer, manches Nundinatoris Genade leben und vielen<br />

sich mit einan<strong>der</strong> zankenden Tyrannen unterworffen sej'n, die mit seinem Leben<br />

handelen und uns nicht an<strong>der</strong>s achten, als die Spanier in Berg Potosi die Schwarzen<br />

von Angola, so ihnen niu- zum Instrument dienen, Gold und Silber auch mit ihrem<br />

Untergang aus den INlinen zii langen. Ich weis, dafs kein Fürst, kein grofser Herr,

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