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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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114. Leibniz an den König (Ende März 1711). 213<br />

spreclien, auch die Leute und Umbstände befser kennet als ich, daher ich nicht<br />

sehen kan, was ich hierinn thun kündte. Zum Spioniren mich gebrauchen zu Lnfsen,<br />

ist gar nicht mein Genius, und was ich thue, del'sen darflf ich mich nicht scheuen.<br />

Ich habe vielfältig herumb gedacht, was Gelegenheit geben könne, solche<br />

Impressiones von mir zu erwecken, und kan ich nichts an<strong>der</strong>s finden, als dafs ich<br />

vor diesem bey einigen Ministris E. M*- bezeiget, wie sehr mir leid, wegen gemeinen<br />

besten, sondei'lich des evangelischen Wesens, dafs E. Mt. mit dem Haus Braunschweig<br />

in Zwistigkeiten stünde, und dafs mich bedünckte, wenn beyde Theile<br />

einig, sie ihr wahres Interesse beför<strong>der</strong>n, und bey gegenwärtigen Conjuncturen alles<br />

was immer thunlich und billig, liey dem Kayser und römisch gesinneten Potenzen<br />

werden erhalten, daher ich vielleicht aus angebohrner Sincerität und treu gemeintem<br />

Rath beygefügt habe, was mich (<strong>der</strong> die Personen und Sachen kennet) bedüncke,<br />

dafs etwa zu Aufhebung solcher Differenzen bei<strong>der</strong>seits zu thun, und wodurch viel-<br />

leicht solche ohne Noth vermehret und fomentiret worden. Und wiewohl ich dafür<br />

gehalten, dafs bey<strong>der</strong>seits ein Temperament nöthig, so kan doch wohl seyn, dafs<br />

man E. M. nur dasjenige vorgebracht, was ich hiesigen Orths vertraulich und wohlmeynend<br />

erinnert, mich aber dadurch in Verdacht gesezet, als ob ich E. M. Interessen<br />

zugegen, dahingegen manche Leute mich zu Hanover für allzu berlinisch gehalten,<br />

wenn mit einem rechten und wie ich vermeyne wohlgegründeten Eifer bey Gelegenheit<br />

E. M. Actiones und Consilia gelobet und defendirt, als in specie die Erbpachtungen<br />

und viel An<strong>der</strong>es , so einige übel Berichtete tadeln wollen. Zu geschweigen<br />

was ich ausführlich vor E. Mt. jura in <strong>der</strong> Oranischen Succession aufgesezet und<br />

<strong>der</strong>o Ministris communiciret, wovon sie einigen Staat zu machen bezeiget, und habe<br />

ich dabey einige monita gethan, <strong>der</strong>en neglectus vielleicht E. M. Interessen nicht<br />

wenig geschadet, wie ich zu einer an<strong>der</strong>n Zeit ausführen köndte.<br />

Und damit E. M. befser das Innere meines treuen Gemüthes sehen, so muss<br />

<strong>der</strong>selben allerunterthänigst vorstellen , dafs nachdem mir Gott die Gnade geben, in<br />

den Wifsenschafften nicht wenig zu entdecken , wie Solches allen Gelehrten in Europa<br />

bekand, ich alles mein Trachten darauf gesezet, wie ich die Ehre Gottes und das<br />

menscidiche Beste ferner durch die Wifsenschafften beför<strong>der</strong>n möchte, und weil ich<br />

gesehen, dafs fast kein Potentat in Teutschland anjezo mehr dazu incliniret und<br />

bequem [sie] als E. M., habe ich daher son<strong>der</strong>liche Devotion zu E. M. geschöpfet, und<br />

ei'stlich vor etwa 1 1 Jahren den Vorschlag <strong>der</strong> Calen<strong>der</strong> gethan , dadurch man in<br />

Stand gesezet worden, die Societät anzufangen, habe auch ferner den Vorschlag<br />

wegen des Seidenwesens ins Mittel bracht, defsen Nuzen sich nun zu zeigen beginnet,<br />

und an<strong>der</strong>e Begnadigung von E. M. vor die Societät erhalten, worüber E. M.<br />

zweifelsohne, dei-o liohem Worth nach, bestendigst halten wird. Damit nun auch<br />

<strong>der</strong> Welt etwas zeigen köndte, habe ich vor ein baar Jahren her, nehmlich seither<br />

ich abwesend von hier gewesen, ebensoviel gearbeitet, als ob ich gegenwärtig gewesen<br />

wäre, und es dahin gebracht, dafs das erste Sj^ecimen von <strong>der</strong> Königl.<br />

Societät unter dem Nahmen Miscellaneorum Berolinensium herausgegeben und E. M,<br />

dedicii-et worden. Lmd mit was Applausu Solches bey exteris und selbst bey den<br />

Franzosen, die doch jezo mit uns in Feindschafft, auffgenommen worden, können<br />

E. M. schon aus dem parisischen Journal des Savans sehen, welches unter Direction<br />

des Abbe ßignon , so des Canzlers Pontchartrains Schwester -Sohn und in hohen<br />

Chargen stehet, herauskommt, alda auch, welches von Consequenz, man E. ]NL<br />

Societät den Titel einer Societe Royale beyleget, da sonst Fi'anckreich sich noch<br />

nicht resolvii-t, E. iNI. Krone publice zu erkennen, also denn dafs diese Gelegenheit<br />

unserer Societät vielleicht unter den Ersten, da man in einer publice autorisirten<br />

Schriff't in Frankreich <strong>der</strong>gleichen gethan,<br />

Hieraufs seilen E. M., ob ich in <strong>der</strong> Societät Sachen müfsig gangen, und ob<br />

man nicht gestehen mufs, dafs aufser <strong>der</strong> Observationum Astronomicarum fast Alles

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