06.01.2013 Aufrufe

Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

218 116. Leibniz, Denkschrift an den Staatsnihiister von Iloen (14. Mai 1711).<br />

nicht weniger in jure ecclesiastico versiret seyn, umb dasjenige, so er zu lehren<br />

und /.u heobachten hat, auch gründlich behaupten zu können.<br />

Ein Studiosus Juris, <strong>der</strong> sicli mit praxi zu begnügen luul An<strong>der</strong>e nicht zu do-<br />

ciren gedencket. soll doch gleichwohl zuför<strong>der</strong>st dasjenige wilsen . was einem Stu-<br />

dioso in genere nöthig zu sein erinnert worden, dabeneben aber in denen legibus<br />

Romanis und Historia Romana et Germanica in etwas versiret seyn, damit er die<br />

Leges so ziemlich verstehn und solche ad statum prsesentem wohl appliciren könne.<br />

Im übrigen mufs er die Reichsgeseze wohl fafsen, sich offt in judiciis finden lafsen,<br />

in den actis umbsehen und sein Hauptwerck in praxi dahin richten, dafs er usum<br />

fori, stylum curiarum, statuta et consuetudines locorum, die ihn angehen mögen,<br />

auch Historiam patriam verstelle und die autores decisionum wohl brauchen könne.<br />

Und da er nicht practiciren, son<strong>der</strong>n ein Amt bekleiden will, mufs er neben dem<br />

Justizwesen aucli in fficonomicis und Policeysachen sich berichten lafsen, welche<br />

auch billig auff Universitäten gelehrt werden solten, aber alda unbekand zu seyn<br />

pilegen. Aber wer Andre die Jura und was denen anhängig dociren will, soll neben<br />

dem oberwehnten auch in elegantioribus literis wohl geiibet und sogar <strong>der</strong> griechischen<br />

Sprache kundig seyn , nicht nur wegen <strong>der</strong> Novellarum , son<strong>der</strong>n auch<br />

wegen juris Attici und Grfcco-Romani et Canonum veteris Ecclesia^; er mufs in<br />

anti(iuitatibus latinis et graecis, sacris et jirofanis, et critica inferiore ein tieff'es<br />

Einsehen haben, damit er nodos textuum juris authenticorum aufflösen könne,<br />

hauptsächlich aber mufs er Histoi'iam Romanam et Germanicam medü a^vi, leges<br />

et consuetudines Gernianorum veteres, und zumahl statum imperii hodiernum,<br />

acta publica recentiora et controversias ilhistres prfesertim Germanicas wohl<br />

inne liaben.<br />

Ein Studiosus ^Nledicinae, ob er schohn blofs ad ])raxin gehen will, soll neben<br />

denen communibus onmi studioso dignis guthe Kundschnfft lini)en in mathesi practica<br />

et physica generali, auch dabeneben herbas medicinales vel officinales und an<strong>der</strong>e<br />

Materialien kennen lernen, die l)ey den Apothekei-n und Matei'ialisten gebräuchlich.<br />

Er soll auch die Chymi, cpiantiun ad pra^parationem medicamentorum, verstehn,<br />

damit er officinas pharmacopolarum <strong>der</strong>mahleins wohl visitiren könne; son<strong>der</strong>lich<br />

aber mufs er selbst ein Chirurgus und folglich ein Anatomicus seyn, damit er im<br />

Notiifall officium chirurgi et obstetricis dirigiren, auch wohl selbst verrichten könne.<br />

Vor allen Dingen aber mufs er Patliologiam und Methodum medendi sowohl theoretice<br />

als practice studiren, und sich lleifsig mit erfahrnen medicis practicis bey den<br />

Patienten einfinden, auch Historiam morborum beobachten. Wer aber <strong>der</strong>mahleins<br />

Medicinam dociren will, mufs auch mathesin profundiorem und omnigenos autores<br />

veteres physicos , matlieinaticos et medicos consuliren , die physicam specialem trium<br />

regnorum gründtlich durchstudiren, chymiam intimiorem, encheireses Anatomicas<br />

subtiliores. Botanicani curiosam wifsen. Docli ist ratlisam dafs einige seyn , die vor<br />

An<strong>der</strong>n, dieser in Botanicis, jener in Anatomicis, <strong>der</strong> dritte in Chymicis, excelliren<br />

und Pj-ofessorem darinn cum laude et applausu abgeben, auch allerhand Neues<br />

entdecken können.<br />

Damit nun solches Alles en-eichet und die wahre Erudition erhalten o<strong>der</strong> hergestellet<br />

werde, so würde für allen Dingen nöthig seyn, dafs man bey Beför<strong>der</strong>ungen<br />

zu Kirchen- und Schulämtern, Physicaten, Magistraturen, Rathsstellen , Gerichten,<br />

Collegiis und Tribunalibus diejenigen, cseteris paribus, vor An<strong>der</strong>n distinguirte, die<br />

in Studiis etwas Rechtschaflenes geleistet hätten. Denn wenn man »Solches bemercken<br />

und spühren solte, dafs nehmlich Fleifs, Industria und rechte Studia zur<br />

Beför<strong>der</strong>ung helft'en und eine grolse Pr.'erogativam geben können, würde die Jugend<br />

sich befser angreiffen und was Rechtschaffenes zu thun befleifsen.<br />

Es were auch dienlich, dafs Stipendia und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong>gleichen Begnadigiuigen<br />

denenjenigen für Andei-n wie<strong>der</strong>fahren, bey denen sich mehr Hofnung zeiget.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!