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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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197. Niebuiir's Brief« an die philologisch-historische Klasse (ISlGll'.). ht'/<br />

Bibliothekar und Herausgeber ist gegenwärtig hier: er wulste mir nicht zu sagen,<br />

ob <strong>der</strong> farnesianische Codex des Festus, dessen verloschene »Schrift ich wahrschein-<br />

lich würde herstellen können, erhalten und dort vorhanden ist: forse lo sara: vi<br />

sono alcuni grannnatici latini). Indessen obgleich sich nichts von dem findet, was<br />

die hiesigen bey solchen Gelegenheiten im Munde führen, niclit il Tito Livio intiero,<br />

noch sonst so ein fettes Wildprett, so fehlt es doch nicht so ganz, und<br />

wir werden bekommen: vier Briefe von Manuel Chrysoloras, worunter einer über<br />

die Freundschaft: eine Homilie von Johann Chrysostomus; i8 Kapitel aus den<br />

Amphilochien des Photius, die für den Liebhaber hier vollständig existiren: die<br />

sehr kurze Geographie des Nicephorus Blemmides; endlich ungedi-uckte Gedichte<br />

von Dracontius und ein mythologisches Werk, wovon Pater Andres mündlich sagt,<br />

es enthalte ein ganz an<strong>der</strong>es System <strong>der</strong>selben als das <strong>der</strong> alten Dichtei-. Vor-<br />

läufig ist eine Masse lateinischer Lobgedichte auf das Haus Fai-nese, sämtlich in-<br />

edita. abgedruckt. Diese, sowie die Vorrede, sind gedruckt, seitdem Ferdinand<br />

zurückgekommen ist, dessen numini devotus sich <strong>der</strong> Vf. wie alle dedicirende Nea-<br />

politaner unterschreibt: Der Druck war unter Joachim angefangen. — Von demselben<br />

habe ich auch eine gelehrte, in <strong>der</strong> Neapolitanischen Akademie <strong>der</strong> Wissen-<br />

schaften verlesene Abhandlung über die Versuche den Eustathius lateinisch zu über-<br />

sezen erhalten: besagte Akademie hat nämlich für die giovani einen Preis auf die<br />

äufserst nüzliche Arbeit gesezt. — Wer kann seinen Ekel und seine Verachtung bey<br />

solchem Anblick mä.fsigen? Und wäre es etwa hier besser? Amati, ja — quello<br />

sa il greco! So heilst es hier allgemein: freilich ist es ein Schwein, aufgefressen von<br />

Läusen und Franzosen: ma sa il greco! e un uomo grande per il greco! Es wäre<br />

aber eine Schande, wenn in unsern Gymnasien nicht wenigstens 500 Knaben wären,<br />

die mehr wüfsten als er. Icli speye aus und gehe auf andre Gegenstände, die<br />

Schrift vergröfsernd , weil meine Augen schon ruinirt sind bei meinem Cod. resci-ipto.<br />

Besitzt die Bibliothek die beyden Werke von Morcelli über Inschriften, in den 80er<br />

Jahren gedruckt.^ Wo nicht, soll ich sie anschaffen 1' — Soll ich die Volumina<br />

Herculanensia und die Introductio anschaff'en, da die einzelnen Theile jedes für<br />

sechs neapol. Ducato (circa i Thlr. 2 Gr.) zu erhalten sind? — Ich habe drey Blätter<br />

vom verlornen Theil <strong>der</strong> Rede pro Fonteio; an<strong>der</strong>thall), den Schlufs. <strong>der</strong> Rede<br />

pro Rabirio ganz herausgebracht: jezt brennen mir die Augen über den Columnen,<br />

die Giovenazzi vom Livius ausgelassen hat: vieles habe ich schon: alles zu lesen<br />

wird unmöglich seyn. Dann ist noch ein warer Schaz da: moralische Fragmente<br />

von Seneca. Das übrige kenne ich jezt: Stücke von Lucan, schrecklich geschrie-<br />

ben, und Blätter vom Gellius. Das aller cui'ioseste sind zwey griechische Blätter,<br />

medicinischen Inhalts, gewil's nicht nach dem 6. Jh. geschrieben, worin unsere<br />

Zahlen gebraucht sind: dreymal 10: dann 14 und 100. Brandis hat mathematitische<br />

inedita gefunden: alte Zusäze zum Diophantus, worin die indische Methode<br />

bey den Polygonzalden angeführt wird. Heute ist mir etwas ganz seltsames<br />

vorgekommen: ein griechisches Blatt . etwa aus dem 10. Jh.. mit einigen eingemiscli-<br />

ten lateinischen Zeilen in Unzialschi-ift, wohl juristisch! — l'nter den Handschriften,<br />

die mir zu Gesicht gekonnnen , befindet sich eine interessante deutsche über die<br />

Schildbürger, welche auch eine Nachricht von ihrer Bibliothek enthält, womit ich<br />

für heute schliefsen will: Gott weifs wie, kurz die Schildbürger hatten die kost-<br />

barste Bibliothek in Europa. Diese sollte man sicher aufheben. Es ward daher<br />

verordnet, dafs man den Fremden nur auf äufserst kurze Zeit (auf italienisch heifst<br />

das : per brevissimo temj)o) einige extra rare Stücke zeigen , ihnen aber nichts in<br />

die Hand geben solle ohne schriftliche Erlaubnil's des eivsten Bürgermeisters. Um<br />

diese zubekommen, mufste man den Codex nach seiner Nummer for<strong>der</strong>n: aber um<br />

die zu erfjihren, hätte man im Catalogus nachsehen müssen: allein das war streng ver-<br />

wehrt. Die Schildbürger freuten sich gewaltig über diese Pfiffigkeit. Als 2ter Unter-

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