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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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514 213. O. Jahn's Deiiksclirift (Corpus Iiiscriptionum Latinaruui) 184.').<br />

sehen Princips in <strong>der</strong> Anordnung. Es geht daraus hervor, dafs die Einlieit des<br />

Römischen Staatswesens, welche alle einzelnen Einrichtungen durchdringt und be-<br />

herrscht, das erste und wichtigste Moment ist, vor welchem das locale und indi-<br />

viduelle Interesse zurücktreten mufs. Wie mannigfaltig sich auch das Leben des<br />

unermefslichen vielgeglie<strong>der</strong>ten Staats ausbilden mochte — luid den Inschriften ver-<br />

danken wir vorzugsweise die Kenntnifs des interessanten Details — , so ist doch die<br />

Beziehung des Einzelnen auf Rom das überall hervortretende, herrschende Element,<br />

das Vereinigende für die zerstreute Masse. Dasselbe gilt in noch höherem Grade<br />

von <strong>der</strong> Sprache; das bei den Griechischen Inschriften so wichtige Interesse <strong>der</strong><br />

provinziellen Dialecte ist hier fast gar nicht vorhanden. Dennoch ist die geogra-<br />

phische Anordnung keineswegs ganz zu beseitigen , sie ist vielmehr bei gewissen<br />

Gegenständen, z. B. bei den Inschriften, welche sich auf das Kriegs- und Municipal-<br />

Wesen, auf die Localculte beziehen, innerhalb <strong>der</strong> Hauptabtheilungen vorzugswCiise<br />

zu befolgen , wie dieses neuerdings von A. W. Zumpt ausführlicher begründet worden<br />

ist. Alle Inconvenienzen sind freilich auch so nicht, überhaupt aber bei kei-<br />

ner Anordnung gänzlich zu vermeiden; denn da eine Inschrift meistens Verschie-<br />

denartiges enthält, ist es sehr oft zweifelhaft und kann nur nach subjectivem Ermessen<br />

entschieden werden, was als das Wesentliche anzusehen und wohin also<br />

die Inschrift zu stellen sei. Diesem Übelstande ist aber nur durch vollständige<br />

Indices zu begegnen, und die Bearbeitung dei'selben ist <strong>der</strong> letzte und nicht min-<br />

<strong>der</strong> wichtige Theil <strong>der</strong> ganzen Aufgabe. Ohne allen Zweifel ist das Grutersche<br />

Werk nicht nur durch den Reichthum des darin enthaltenen Materials die Haupt-<br />

quelle <strong>der</strong> epigraphischen Studien geworden, son<strong>der</strong>n hauptsächlich auch durch die<br />

vollständigen, sorgfältigen, von Scaliger gearbeiteten Register, welche den Gebrauch<br />

desselben nicht sowohl erleichtern , als sie ihn eigentlich erst möglich machen.<br />

Solche Register fehlen allen späteren Sammlungen, denn die, welche man später<br />

angefertigt hat, sind in je<strong>der</strong> Hinsicht hinter dem Muster Scaliger's weit zurückgeblieben.<br />

Sie sind aber unentbehi'lich für eine Sammlung, welche die Gesammtmasse<br />

<strong>der</strong> Inschriften umfassen, die frühere Litteratur abschliefsen und entbehrlich<br />

machen und eine neue Grundlage für die Epigraphik bilden soll; sie müssen die<br />

nothwendigen Mängel und Lücken einer jeden Anordnung ausfüllen und ergänzen,<br />

auf jede Frage aus dem Gebiete <strong>der</strong> Inschriften Antwort und Nachweis geben; sie<br />

müssen so vollständig sein, dafs sie, soweit dies überhaupt zu erreichen ist, die<br />

Auffindung von Citaten <strong>der</strong> früheren Werke möglich und leicht machen. Sie sind<br />

aber nicht nur <strong>der</strong> Be(piemlichkeit zu dienen bestimmt, sondei'n sie werden, richtig<br />

angelegt, auch ein wesentliches Hülfsmittel <strong>der</strong> Erklärung durch die übei'sichtliche<br />

Zusammenstellung des Verwandten nach den verschiedensten Gesichtspuncten, und<br />

hier kann oft durch zweckmäfsige Bemei'kungen und Nachweisungen in <strong>der</strong> Kürze die<br />

Hermeneutik wesentlich geför<strong>der</strong>t werden, so dafs die Bearbeitung <strong>der</strong> Register keineswegs<br />

als eine blos mechanische Thätigkeit, son<strong>der</strong>n als eine wenn auch mühselige,<br />

doch wissenschaftlich bedeutende Aufgabe des Epigraphikers angesehen werden mufs.<br />

Ich glaube die Aufgabe einer neuen Sammlung <strong>der</strong> Römischen Inschriften<br />

nach ihren wesentlichen Momenten, die Mittel und die Art und Weise, durch<br />

welche sie zu lösen sei, in ihren Hauptumrissen dargestellt zu haben; diese erscheinen,<br />

wenn auch bei <strong>der</strong> Ausführung selbst das Einzelne nicht [sie] näher<br />

bestimmt werden kann, als fest und sicher. Die Aufgabe ist so würdig als<br />

schwierig, aber nicht unmöglich. Sie verlangt sehr bedeutende Opfer an Kraft<br />

und Zeit, aber vor allen Dingen jene wissenschafthche Hingebung, welche auch<br />

mühselige und mechanische Arbeit und die Beschäftigung mit dem scheinbar Unbedeutenden<br />

übernimmt und gewissenhaft ausführt, um <strong>der</strong> Forschung eine sichere<br />

Grundlage zu bereiten.<br />

Greifswald im Juh 1845. Otto Jahn.

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