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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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116. Leieniz, Denksclirift an den Staatsminister, von Ilgen (14. Mai 1711). 219<br />

Son<strong>der</strong>lich aber niü.ste man bey hohen und niedrigen Schulden solche Leute<br />

beför<strong>der</strong>n, welche selbst solida principia. und guthen Willen hätten, ihre Untergebene<br />

rechtschaffen zu unterweisen.<br />

Weil auch gemeiniglich diejenigen was Rechtes auff Universitäten für Andei-e<br />

thun, welche auff den Schuhlen einen guten Grund geleget, so wäre für allen Dingen<br />

nöthig, auff Verbefsertuig des Schulwesens zu gedencken , mithin die Lectiones,<br />

Exercitia und die allda in docendo brauchende autores et compendia doctrinfe<br />

wohl zu fafsen. damit nicht nur eine Harinonia in den Schuhlen gestifftet, son<strong>der</strong>n<br />

auch nebenst dem Gedächtnifs das Judicium geübet, die Plage des alzu vielen<br />

wörtlichen Auswendig -Lernens gemäl'siget, mithin <strong>der</strong> Grund zur Gelehivsanikeit<br />

und Tugend zugleich gelehret und solche Subjecta erzogen würden, A'on denen<br />

man etwas Tüchtiges zu hoffen hätte, wie dann das Schuhlwesen eines eignen aus-<br />

führlichen Bedenckens von Nöthen hat.<br />

Und wie die Schulden nicht nur vor die seyn, so studiren sollen, son<strong>der</strong>n<br />

auch vor diejenigen, so Handwercke, Künste, Kaufmannschafft und sonst die Haus-<br />

haltung zu erlernen und zu treiben haben, so wären gewifse Elementa literarum,<br />

pietatis. Arithmetica?, Geometrise, Astronomi;p, Physiche, rei moralis et oeconomicre<br />

allen Schühlern ohne Unterschied in teutscher Sprach beyzubi'ingen, sie mögen<br />

die Studia fortsezen wollen, o<strong>der</strong> nicht. Wie dann Herzog Ernst von Gotha löb-<br />

lichen Andenckens auf <strong>der</strong>gleichen bedacht geweseuj«<br />

Dieweil aber das complementum studiorum auff Universitäten erfolgen soll,<br />

SO wären denselben allerhand dienliche Verordnimg hoch nöthig, welche theils nach<br />

Gelegenheit gegenwärtiger Zeiten, von Neuem zu machen, theils zu erneuern seyn<br />

würden. AVie dann überall guthe (_)i'dnungen. Statuta und Veifafsungen bey alten<br />

und neuen Universitäten vorhanden, so man consuliren und ein Ganzes daraus machen<br />

köndte.<br />

Einige Specialia vor jezo zu berühren.<br />

Es ist <strong>der</strong> abu.sus an etlichen Orthen eingerissen, dafs man lectiones ]nil)licas<br />

deutsch hält, auch wohl in publicis disputationibus Teutsch redet. Nun ist freylich<br />

die Übung <strong>der</strong> ]Muttersprach höchst nöthig und niizlich, zumahl ]n*o theologis et<br />

juris- consultis, wird auch billig durch eigene exercitia publica et privata getrieben,<br />

allein in die ordinarias lectiones et disputationes gehört sie regulariter nicht, son-<br />

<strong>der</strong>n es nnds wegen obangeführter Ursachen das Latein als lingua Europsea imiver-<br />

salis et durabilis ad postei'itatem (zumahl da die lebenden Sprachen verän<strong>der</strong>lich<br />

seyn), zumahl inter eruditos l)eybelialten und geübet werden. Wie man denn in<br />

Franckreich selbst in lectionibus et disputationibus publicis et solenniter sich des<br />

Lateins bedienet. Mit collegiis privatis hat es eine an<strong>der</strong>e Gelegenheit, und kan<br />

man darinn das Teutsche sowohl als das Latein brauchen.<br />

Exercitia eloquentia? Latinse et Germanicse, mündt- imd schrifftlich, müste<br />

man nicht nur auff Schuhlen, son<strong>der</strong>n auch auff Universitäten treiben und gewisse<br />

Zeiten. Orther und Gelegenheiten dazu wiedmen, auch deswegen unter die Studiosos<br />

eine Aemulation zu erwecken suchen, und da solche Exercitia in Schuhlen mehr<br />

ad vulgaria et captum pueritiaj gerichtet, köndten sie auft' Universitäten mehr ad<br />

altioi'a gehn und realia disciplinarum facultatumque supeiiorum pro objecto haben.<br />

Lingua Gallica et Italica, elementa Mathesis practica? samt <strong>der</strong> Zeichnungskunst,<br />

und ritterliche Leiltesübungen müsten auff* den Universitäten nicht weniger, als auff<br />

den Ritter- Academien be}' den Politioribus in Schwange gehn.<br />

Es wären gewifse Methodi docendi zu verfafsen , auch in omni genei'e doctrinarmn<br />

gewifse compendia systematica zu verfertigen, darinn die doctrinse recejitse,<br />

solidre, bene intellecta? et recte applicatse, mit denen novis inventis unsers Seculi<br />

combiniret würden. Und solche Avürden denen docentibus et discentibus pro basi<br />

dienen können, umb die Jugend a temerariis judiciis, scepticismo und inani novi-

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