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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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152 70. Leibniz, Pro Memoria betreffend den Seidenbau (Januar 1703).<br />

zuför<strong>der</strong>st den ersten Vorschlag aus eigenem hohen Ui'theil dahin verbeisert, dals<br />

neben denen WifsenschalFten auch die teutsche Sprach und Histori, und was sonst<br />

bev an<strong>der</strong>n <strong>Königlich</strong>en Academien zerstreuet, alliier vereiniget seyn solte. Hernach<br />

haben Sie gewolt, dafs nicht nur die Natur, die Kunst und Histoi-i, zu gemeinem<br />

Gebrauch, und Vermehrung <strong>der</strong> menschlichen A'^ortheile und Bequemlichkeiten<br />

untersuchet, son<strong>der</strong>n vornehmlich das Haupt Absehen , und <strong>der</strong> rechte Zweck<br />

des ganzen menschlichen Geschlechts , nehmlich die Erkenntnil's <strong>der</strong> Maclit und<br />

"Weifsheit Gottes in defsen Wercken, nicht vergefsen, son<strong>der</strong>n dahin getrachtet<br />

würde, wie mit den Wifsenschafften und an<strong>der</strong> menschlicher Cuhur auch das Licht<br />

des wahren Glaubens zu frembden ^"ölckern bracht, und also Propagatio fidei per<br />

scientias veranstaltet würde.<br />

Solches vortreffliche Absehen alhnählig zu erreichen, haben Königl. M'- zu-<br />

för<strong>der</strong>st einen gewifsen Grund geleget durch das Calen<strong>der</strong> - Privilegium in allen<br />

<strong>der</strong>o Landen, so Sie <strong>der</strong> Societät verliehen, auch durch geschärffte Edicta und<br />

Befehliche gehandhabet. Es hat sich zwar anfangs nicht wenig Hin<strong>der</strong>nifs in <strong>der</strong><br />

Execution gefunden, docli hoffet man solche vollends zu superiren, wie sich denn<br />

die Befserung im Werck bereits zeiget. Weilen aber dieser Fundus nicht weit<br />

reichen kan. so haben Ivönigl. ]\P-, wenn etwas Anständiges ferner vorgeschlagen<br />

werden solte, zu defsen Concession sich allergdst. erbothen.<br />

Nachdem man nun auff' allerhand bedacht gewesen, hat sich ergeben, dafs<br />

eines <strong>der</strong> anständigsten Dinge seyn möchte, die Erzielung <strong>der</strong> Raupen Seide in<br />

des Königs Landen. Es ist nun über vierzig Jahr, dafs man in Teutschland mit<br />

<strong>der</strong> Seiden Zielung umbgehet, und einer guthen Würckung versichert, aber wegen<br />

vieler zufälligen Hin<strong>der</strong>niise zu <strong>der</strong> Anstalt im Grofsen noch nicht gelanget, also<br />

dafs es scheinet, die göttliche Providenz habe dieses, wie an<strong>der</strong>e vortreffliche und<br />

grofse Dinge dem Könige in Preufsen vorbehalten.<br />

Es hat <strong>der</strong> weiland berühmte Chur- Fürst zu Maynz und Bischoff zu Würzburg,<br />

Johann Philipp von Schönborn, ohnweit W^ürzburg eine Älaulbeer-Plantagie<br />

angefangen, und Seide machen lafsen. Ein Gleiches hat <strong>der</strong> vortreffliche Churfürst<br />

zu Pfalz Cai'l Ludwig vorgehabt. Man ist auch im Württemberger Lande damit<br />

lunbgangen, aber die dazwischen kommene Todesfälle und Kriege, auch an<strong>der</strong>e<br />

Verwirrungen haben all solch guth Vorhaben unterbrochen. Nachdem nunmehr<br />

auch viel Reformirten aus Franckreich in die Schweiz und in Teutschland kommen,<br />

haben sie unter an<strong>der</strong>n guthen Wercken auch dieses in etwas fürgenommen, des-<br />

gleichen auch einige Teiitsche gethan, aber alle nur mit einem geringen [Nutzen],<br />

also dafs zwar die Gewifsheit des Nuzens dadurch erscheinet, aber nichts Grofses<br />

noch Öffentliches daraufs erwachsen.<br />

Nun sind gleichwohl die Nuzbarkeiten , die dielsfals aufs einer rechten Anstalt<br />

in das gemeine Wesen tliefsen würden, überaufs grofs. Immafsen die Seide eine<br />

kostbare und doch dabey currente Wahre, die so guth als baares Geld, also das<br />

Werck einer aufsträglichen und unerschöi^flichen Fundgrube zu vei'gleichen. Da<br />

auch Wolle und Flachs mit Mühe von Menschen gesponnen werden müfsen, spinnet<br />

uns hier das Thier den Faden, welcher so wohl angeleget, dafs das ganze Häufslein<br />

aus einem Faden bestehet. Die Seide gehet allen an<strong>der</strong>n Materien, die zu <strong>der</strong>-<br />

gleichen Gebrauch gewidmet, an Schöhnheit, Reinigkeit, Leichte, und Festigkeit<br />

für. Es wird auch <strong>der</strong> frembden Seide eine überaufs grofse IVIenge in diesen Landen<br />

verbraucliet. Und ist gewifs, dafs die Seiden Manufacturen nicht wenig alhier durch<br />

die Theurung und den Mangel <strong>der</strong> frembden tüchtigen rauhen Seide gehin<strong>der</strong>t werden.<br />

Also dafs vor eigener Seiden Zielung schwehrlich auff die Wohlfeile <strong>der</strong> frembden<br />

Stoffen bey uns zu gelangen.<br />

Es würde auch dadurch viel ohngebauetes Land zu Nuz gemacht, mafsen bekand<br />

dafs diefser Maulbeerbaum eben nicht schwehr fort zubringen, noch an den

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