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Geschichte der Königlich Preussischen ... - Warburg Institute

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398 19"- Niebuiik's Briefe an die philologisch -historische Klasse (ISlGff.).<br />

bibliothekar für die griechischen Handschriften ward ein Mann angestellt, dem man<br />

Pflichttreue nicht ahsjDrechen kann; denn sobald er ernannt war, fing er an die<br />

Declinationen /.u lernen. Dafs er diese Anstrengung bald aufgab, darf man ihm<br />

nicht übel nehmen : denn er war wirklich zu alt dazu. Derselbe erhielt zugleich<br />

ein an<strong>der</strong>es Amt. Es wurden zu Schiida unzählich viele alte Inschriften ausgegra-<br />

ben: fast lauter Quark: es ward aber alles in einer prächtigen Gallerie eingemauert.<br />

Die Steine kamen oft in Stücken ans Licht: dann wurden die Lücken mit Kalk aus-<br />

gefüllt: das Ganze überkalkt und die Schrift neu eingegraben und mit hübscher rother<br />

Farbe ausgemahlt. So las man nun in dieser Gallerie IMP TXT US CABAR VES-<br />

PAS u. s. Av. Dieser ausgezeichnete Gelehrte hiefs Adami. Er hatte einen CoUegen,<br />

<strong>der</strong> hiefs Amati: dieser verdiente sich einen Groschen nebenbey durch Collationiren<br />

höchstwahrscheinlich auch durch einen kleinen Handel: denn das Reglement <strong>der</strong><br />

weisen Stadt hatte nichts darüber verfügt, dafs die sogenannten Schreiber die<br />

Schlüssel nahmen und Bücher holten : mit solchen sah einst ein Frem<strong>der</strong> den gan-<br />

zen Pult dieses Gelehrten angefüllt, und von mehreren interessanten Handschriften,<br />

die noch einige Jahre früher von sich hatten reden machen, war keine Spur zu<br />

finden. Indessen konnte man vielleicht ruhiger darüber seyn, da <strong>der</strong> Oberbibliothekar<br />

ein Prophet, wenigstens ein Prophezeyungsverständiger wai': die Ankunft<br />

des Antichrists und die Weltdauer aus den Psalmen berechnete. Wobey man sah,<br />

wie gefährlich solche Untersuchungen seyen: denn er hatte sich verstiegen, den<br />

Text <strong>der</strong> Vulgata für verdorben zu halten. »Ich bin hier mit chronologischen Untersuchungen<br />

beschäftigt«, sagte er einmal jemandem, <strong>der</strong> glaubte über irgendeine<br />

Legende, o<strong>der</strong> über den Wahltag irgend eines Ordensgenerals, worüber sich schon<br />

ein Quartband schreiben läfst. »Über [das Manuscript ist hier verstümmelt] : und<br />

ich habe gefunden, dafs die Welt 900 Jahre älter ist als man gewöhnlich annimmt.«<br />

Also, sagte jener, nehmen Sie wohl die samaritanische Zeitrechnung [das Manuscript<br />

ist hier verstümmelt]. Erwie<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Schriftgelehrte: zwischen <strong>der</strong> Sünd-<br />

fluth und Abraham sind 900 Jahre verloren gegangen, und die habe ich Avie<strong>der</strong>ge-<br />

funden. »Nicht in den historischen Büchern, son<strong>der</strong>n im Psalm Mosis. Da findet<br />

sich genau die Zeit von dei* Schöpfung bis auf die Geburt Christi, und von da bis<br />

zur Bekehrung <strong>der</strong> Juden, und dann bis zum jüngsten Tage.« •<br />

So viel aus <strong>der</strong> Chronik von Schiida, die noch viele andre curiose Umstände<br />

enthält, für die aber <strong>der</strong> Raum zu eng ist. —<br />

Hier ist beym Graben auf dem Forum ein neues Fragment von den fasti<br />

Capitolini gefunden: aus <strong>der</strong> Zeit unmittelbar vor den Decemvirn. Ein junger<br />

Edelmann aus <strong>der</strong> Romagna, ein Sig. Borghesi, hat mir die Abschrift gezeigt: er<br />

beschäftigt sich mit Berichtigung <strong>der</strong> fasti, findet aber dies unbedeutend. Ja, wenn<br />

es aus <strong>der</strong> Zeit Augusts wäre! —<br />

Mai giebt ein Fragment von Philo und eins von Porphyrius heraus. Er<br />

scheint schon auf die Grundsuppe gekommen zu seyn. Man sagt, er wolle hieher<br />

kommen und Jesuit werden.<br />

Über die Anfragen wegen fehlen<strong>der</strong> imd hier aufzutreibende!' Werke bitte<br />

ich um Antwort und emj)fehle mich dem freundschaftlichen Andenken meiner Col-<br />

leo-en.<br />

NiKBUHR an die philol ogiseh-historische Classe. (Original.)<br />

—<br />

Rom, den 26. INIärz 1817.<br />

Es wird <strong>der</strong> Akademie, wenigstens unsrer Classe ohne allen Zweifel angenehm<br />

seyn, von den Ausgrabungen auf unserm Canij)o Vaccino, die sich allmählich<br />

bis zum forum Romanum durcharbeiten, Nachrichten zu erhalten. Diese bedürfen<br />

:

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