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MRAVNÁ VÝCHOVA V ŠKOLÁCH NA SLOVENSKU A V ZAHRANI ČÍ

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Küng schreibt: „Wir bedürfen der Besinnung auf das Ethos, auf sittliche Grundhaltungen des<br />

Menschen; wir bedürfen der Ethik, der philosophischen oder theologischen Lehre von den Werten und<br />

Normen, die unsere Entscheidungen und Handlungen leiten sollen.“ 1 Küng diagnostiziert sehr<br />

nüchtern, dass die Menschheit zum Überleben einen „Weltethos“ nötig hat.<br />

„Ohne Moral, ohne allgemein verpflichtende ethische Normen, ja ohne ‚globale Standards‘ sind die<br />

Nationen in Gefahr, sich durch Akkumulation von Problemen durch Jahrzehnte hindurch in eine Krise<br />

hinein zu manövrieren, die schließlich zum nationalen Kollaps, das heißt zum wirtschaftlichen Ruin,<br />

zur sozialen Demontage und zur politischen Katastrophe führen kann.“2 Schlussfolgern wir daraus,<br />

dass wir uns nicht nur einem Weltethos verpflichtet fühlen, sondern auch unsere Jugend zu diesem<br />

Projekt einladen und hinführen sollen. In der Präambel der Allgemeinen Erklärung der<br />

Menschenrechte“ von 1948 steht, dass „jeder einzelne und alle Organe der Gesellschaft sich diese<br />

Erklärung stets gegenwärtig halten und sich bemühen, durch Unterricht und Erziehung die Achtung<br />

vor diesen Rechten und Freiheiten zu fördern und durch fortschreitende nationale und internationale<br />

Maßnahmen ihre allgemeine und tatsächliche Anerkennung und Einhaltung durch die Bevölkerung der<br />

Mitgliedsstaaten … zu gewährleisten.“3<br />

Wenn die Menschenrechte als eine allgemeine moralisch-ethische Basis anerkannt werden, so sind<br />

hier in dieser Erklärung alle Einrichtungen von Schule und Erziehung verpflichtet, ihre Werte an die<br />

jungen Menschen weiterzugeben.<br />

1.1.1.1. Reflexion über Ethik und Moral in Philosophischen Systemen<br />

In der philosophischen Anthropologie wird die Frage gestellt: Was ist der Mensch 4 Hier schließt sich<br />

aber auch gleich die Frage an, die Immanuel Kant als eine der vier berühmten Fragen gestellt hat:<br />

„Was soll ich tun“ Diese Frage stelle ich im Unterricht in der ersten Stunde den Schülern, die neu<br />

dieses Fach kennenlernen. Ich sage zu ihnen, dass dies die zentrale Frage ist, mit der sich der<br />

Unterricht in den kommenden Jahren befassen wird. Die Frage, wie wir handeln, beschäftigt uns in der<br />

Früh, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, in der Familie, in der Schule, in der Freizeit. Im<br />

Ethikunterricht, so sage ich, geht es um euch, euer Leben und wie ihr es gestaltet. Daher werden sich<br />

die Unterrichtsthemen immer wieder mit dem menschlichen Dasein beschäftigen und wir werden<br />

gemeinsam nach Lösungen bei offenen Fragen suchen.<br />

Wenn für Immanuel Kant Ethik die Wissenschaft vom moralischen Handeln ist, so ist den Schülern<br />

aber auch die heutige Auffassung von Ethik zu zeigen, nämlich als Theorien über die Moral, die das<br />

Bewerten von Handlungen und eine Normbegründung ermöglichen sollen. Es geht also um<br />

grundsätzliche Richtlinien für unser Tun, aber auch um Begründungen für unser Handeln. So sollen<br />

die Schüler beispielsweise sich nicht nur in Lebensbeispiele hineindenken und einfühlen (z.B. Figuren<br />

in einem gezeigten Film) und zwischenmenschliche Konflikte begreifen, sondern sie sollen sich auch<br />

für „Auswege“ entscheiden und Begründungen dafür erarbeiten. Ziel ist es starke eigene Motive für<br />

sittlich-ethisches Handeln zu finden.<br />

Wenn Moral heute allgemein definiert wird als die Summe von Handlungsregeln (Normen), Werten<br />

und Werturteilen, so geht es im Unterricht natürlich auch darum, die verschiedensten Wertesysteme<br />

der Religionen und Weltanschauungen darzulegen und zu reflektieren. In der Oberstufe<br />

(Sekundarstufe II) werden auch die philosophiegeschichtlichen Entwicklungen der Prinzipienethik<br />

(Deontologie), Folge-Zweckethik (Teleologie) und heutige Positionen einer gemischt pluralistischen<br />

Universalmoral gezeigt. 5 Die Schüler reflektieren diese Denkansätze: Der deontologische Ansatz stellt<br />

sich vielleicht bei den Schülern in folgender Weise dar: Wir handeln aus einer Gesinnung und<br />

Grundüberzeugung, mit der wir seit unserer Kindheit konfrontiert sind. Wir leben diese<br />

1 Küng, Projekt Weltethos, S.46<br />

2 Küng, Projekt Weltethos, S.46<br />

3 Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Präambel<br />

4 Coreth, Mensch, S.9<br />

5 Sänger, Praktische Philosophie/Ethik, S.97<br />

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