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MRAVNÁ VÝCHOVA V ŠKOLÁCH NA SLOVENSKU A V ZAHRANI ČÍ

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2. Eine Demokratie ohne vorrechtlichen Konsens gerät in Legitimationsnot. Zwar muss der<br />

freiheitliche demokratische Staat weltanschaulich neutral sein und dennoch ist er auf einen<br />

minimalen Grundkonsens bezüglich bestimmter Werte, Normen und Handlungen angewiesen,<br />

weil ohne diesen moralischen Grundkonsens ein menschenwürdiges Zusammenleben nicht<br />

möglich ist. Daraus folgt:<br />

3. Kein Überleben der menschlichen Gesellschaft ohne Ethos, konkret: Kein innerer Friede ohne<br />

die Übereinstimmung, gesellschaftliche Konflikte gewaltfrei zu lösen; keine Wirtschaft und<br />

Rechtsordnung ohne den Willen, sich an eine bestimmte Ordnung und an bestimmte Gesetze<br />

zu halten; keine Institutionen ohne die zumindest stillschweigende Zustimmung der<br />

betroffenen Bürger und Bürgerinnen.“ 1<br />

Wie können nun Religionen Beiträge für Ethik bzw. einen Weltethos leisten Neben allen negativen<br />

fundamentalistischen Tendenzen, Formen der Unterdrückung, gegenseitigen Verfolgungen und<br />

Kriegen in den Jahrhunderten, worüber unsere Geschichtsbücher voll sind, hat wie Prof. Küng es sagt,<br />

„Religion sozialpsychologisch zur Beförderung von Freiheit, zur Beachtung der Menschenrechte, zur<br />

Heraufkunft der Demokratie … (beigetragen).“ 2 Die Religionen können sich befreiend,<br />

zukunftsorientiert und menschenfreundlich auswirken. Sie können Lebensvertrauen, Weitherzigkeit,<br />

Toleranz, Solidarität, Kreativität und soziales Engagement verbreiten, aber auch geistige Erneuerung,<br />

gesellschaftliche Reformen und den Weltfrieden fördern. 3 Dennoch darf nicht vergessen werden, dass<br />

Religionen sich auch selbstkritisch prüfen müssen: Alle Probleme und Konflikte auf der Welt<br />

brauchen die Suche und Erarbeitung differenzierter Lösungen. So Prof. Küng: „Gerade religiöse<br />

Menschen, die oft den Kopf in den Wolken tragen, müssen es sich heute sagen: sie dürfen nicht an<br />

eine noch so hohe Autorität appellieren, um den Menschen die innerweltliche Autonomie<br />

abzunehmen. … Es gibt eine im Gewissen beheimatete ethische Selbst- Gesetzgebung und Selbst-<br />

Verantwortung für unsere Selbst-Verwirklichung und Welt-Gestaltung.“ 4<br />

Wie sieht in dem Zusammenhang das Verhältnis von Religion und einer modernen Ethik aus „Eine<br />

moderne Ethik ist heute auf den Kontakt mit den Natur- und Humanwissenschaften angewiesen: auf<br />

den Kontakt mit Psychologie und Psychotherapie, mit Soziologie und Gesellschaftskritik, mit<br />

Verhaltensforschung, Biologie, Kulturgeschichte und philosophischer Anthropologie.“ 5 Prof. Küng<br />

meint hier, dass die Religionen mit ihren verantwortlichen Lehrern keine Berührungsängste zeigen<br />

sollen. Im Ethikunterricht kann sehr wohl diese Verbindung zwischen Religion und Natur- und<br />

Humanwissenschaften gezeigt werden. Die Religionen haben allgemein verbindende Werte und<br />

Normen, die Kriterien für die rationale analytische Erforschung von Natur und menschlicher Umwelt<br />

mit dem Ziel einer humanen Entwicklung liefern können.<br />

In der „Erklärung zum Weltethos“ vom Parlament der Weltreligionen 1993 heißt es in der ersten<br />

Weisung: „Die menschliche Person ist unendlich kostbar und unbedingt zu schützen. Aber auch das<br />

Leben der Tiere und Pflanzen, die mit uns diesen Planeten bewohnen, verdient Schutz, Schonung und<br />

Pflege. … Als Menschen haben wir – gerade auch im Blick auf künftige Generationen – eine<br />

besondere Verantwortung für den Planeten Erde und den Kosmos, für Luft, Wasser und Boden. Wir<br />

alle sind in diesem Kosmos verflochten und von einander abhängig. Jeder von uns hängt ab vom Wohl<br />

des Ganzen.“ 6 Von dieser Erklärung aller Weltreligionen als Inhalt im Ethikunterricht wird noch<br />

später die Rede sein.<br />

Eines zeigt Prof. Küng in seinem „Projekt Weltethos“ noch auf: Die Religionen können ein mögliches<br />

Fundament des Ethos bieten, weil sie ethische Verpflichtungen durch Unbedingtheit und Universalität<br />

begründen. Küng meint: „Die Unbedingheit des Sollens (göttliche Gebote), lässt sich nicht vom<br />

Menschen, vom vielfach bedingten Menschen her, sondern nur von einem Unbedingten her<br />

1 Küng, Projekt Weltethos, S.61f.<br />

2 Küng, Projekt Weltethos, S.69<br />

3 vgl. Küng, Projekt Weltethos, S.69<br />

4 Küng, Projekt Weltethos, S.72<br />

5 Küng, Projekt Weltethos, S.73<br />

6 Küng, Ja zum Weltethos, S.35<br />

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