MRAVNÃ VÃCHOVA V Å KOLÃCH NA SLOVENSKU A V ZAHRANI ÄÃ
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Recht zu reden und zu denken gehört.“ 1 Wenn die Menschheit in ihrer Geschichte diese „Rechte des<br />
Körpers“ geachtet hätte, wären keine römischen Zirkusspiele, wo Christen den Löwen vorgeworfen<br />
worden sind, keine Bartholomäusnacht, keine Ketzerverbrennungen, u.v.m. möglich gewesen. 2 Für<br />
Umberto Eco genügt „dieses Bewusstsein von der Bedeutung des anderen“ als „absolute Basis, eine<br />
unverrückbare Grundlage für ein ethisches Verhalten.“ 3 So ist ein Wert des weltlichen Ethos die<br />
Nächstenliebe: Jemand, der seinem Leben und seinem Tod einen Sinn geben kann und sich getröstet<br />
fühlt durch die Liebe zu anderen, auch wenn er keine Erfahrung der Transzendenz gemacht oder sie<br />
verloren hat. 4<br />
Die dritte Frage ist kurz beantwortet. Kardinal Martini sieht eine „gemeinsame Ebene“ im Bereich der<br />
„Ethik zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen …, damit wir für den Fortschritt der Humanität und in<br />
der Förderung der Gerechtigkeit und des Friedens zusammenarbeiten können“. 5 Als Werthaltungen<br />
nennt er Altruismus, Redlichkeit, Gerechtigkeit, Achtung vor dem anderen, Vergebung gegenüber den<br />
Feinden, Solidarität. 6 Für ihn stellt der „Appell an die Menschenwürde“ ein Prinzip dar, das „ein<br />
gemeinsames Handeln begründet: Den anderen nie als Mittel zum Zweck zu benutzen, seine<br />
Unverletzlichkeit unter allen Umständen und immer zu achten, in jeder Person zu jeder Zeit ein<br />
unverfügbares und unantastbares Wesen zu sehen.“ 7 Und auch Umberto Eco ist der Meinung, dass<br />
„eine natürliche Ethik … sich in ihren zentralen Punkten mit den Prinzipien einer auf den Glauben an<br />
die Transzendenz begründeten Ethik treffen kann, … (weil) die natürlichen Prinzipien aufgrund eines<br />
Heilsprogramms in unsere Herzen gemeißelt sind.“ 8 Als gemeinsam verbindliche Werte nennt er nicht<br />
nur die Nächstenliebe, sondern auch „Besonnenheit“, 9 welche auch bei Glaubenskonflikten zwischen<br />
verschiedenen Religionen überwiegen sollten.<br />
Kommen wir nun zum Ethikunterricht zurück, so soll hier den SchülernInnen gezeigt werden, dass es<br />
über die unterschiedlichen philosophisch-theoretischen Ansätze hinweg Barrieren und Vorurteile zu<br />
überwinden gilt, im Blick auf die allgemeine Würde und Freiheit, Mitmenschlichkeit, Solidarität,<br />
Gerechtigkeit, Fairness, Toleranz und Demokratie als entscheidende Grundwerte unserer Gesellschaft.<br />
Das wird wohl im Hintergrund jeder Ethikstunde direkt oder indirekt mitschwingen, um unseren<br />
pädagogischen Auftrag zu rechtfertigen.<br />
1.1.1.2. Reflexion über eine religiös begründete Ethik<br />
Ethik schöpft auch aus den Quellen der Religionen, aus ihren religiösen Schrifttum und<br />
Weisheitstexten. Wenn nach der Definition von Prof. Küng Ethik die „philosophische oder<br />
theologische Lehre von den Werten und Normen“ 10 ist, so wird das damit indirekt ausgesagt. Ethik<br />
braucht die Religionen, weil sie auch Brücken und Netzwerke mit den humangesinnten<br />
Weltanschauungen bilden können und umgekehrt. So haben wir es bereits im oberen Dialog über<br />
Ethik zwischen Erzbischof Martini und dem Philosophen Eco ausführlich betrachtet.<br />
Wenn Prof. Küng in seinem Buch „Projekt Weltethos“ von der Notwendigkeit einer „Koalition der<br />
Glaubenden und Nichtglaubenden“ schreibt und damit Deisten, Atheisten und Agnostiker meint, führt<br />
er dafür drei Argumente an:<br />
1. „Die Gefahr eines Sinn-, Werte- und Normenvakuums bedroht Gläubige wie Ungläubige. Dem<br />
Verlust der alten Orientierungstraditionen und Orientierungsinstanzen und der daraus<br />
folgenden höchst fatalen Orientierungskrise müssen wir gemeinsam begegnen.<br />
1 Martini/Eco, S.85<br />
2 vgl. Martini/Eco, S.85<br />
3 Martini/Eco, S.87<br />
4 vgl. Martini/Eco, S.88<br />
5 Martini/Eco, S.79<br />
6 vgl. Martini/Eco, S.79<br />
7 Martini/Eco, S.80<br />
8 Martini/Eco, S.93<br />
9 vgl. Martini/Eco, S.93<br />
10 Küng, Projekt Weltethos, S.46<br />
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